Zum Inhalt springen

TT-Zentrum München  

Ein LZ-Quartett ist flügge geworden

Tom Schweiger, Daniel Rinderer, Hannes Hörmann und Max Keller vor neuen Herausforderungen

Fesch präsentierten sich Daniel Rinderer, Hannes Hörmann und Tom Schweiger (v.l.) im Rahmen der Verleihung ihrer Abiturzeugnisse am Gymnasium München-Nord. Mit dem Fachabi in der Tasche verlässt auch Max Keller das LZ. Foto: privat/Jürgen Renner

Wie im „echten“ Leben, so auch am Leistungszentrum des BTTV in München: Es kommt der Tag, an dem die „Nestlinge“ flügge werden. Bei Tom Schweiger (18), Daniel Rinderer (21), Hannes Hörmann (20) und Max Keller (18) war es jetzt soweit. Mit dem Abitur bzw. Fachabitur im Gepäck, hat das Quartett das LZ verlassen, um anderorts ein neues (Tischtennis-)Kapitel aufzuschlagen. 

Hörmann und Keller kehren in die fränkische Heimat zurück 

Für die beiden Nordbayern Hannes Hörmann (aus Röttenbach) und Max Keller (aus Lautertal bei Coburg) geht es zurück nach Franken. Keller macht ein Jahr lang Bundesfreiwilligendienst bei seinem Verein TSV Bad Königshofen, für den er als Spieler wie gehabt in der 2. Mannschaft in der Regionalliga auf Punktejagd gehen wird. Hörmann verlegt seinen Wohn- und Trainingsort nach Nürnberg und Umgebung. Unweit der Frankenmetropole liegt sein alter und auch neuer Verein: Nach elf Jahren beim TV Hilpoltstein wird Hörmann 2023/24 für die DJK SpVgg Effeltrich in der 3. Bundesliga aufschlagen, der sich als weiterer Neuzugang auch Mike Hollo (TTC Bietigheim-Bissingen) angeschlossen hat. Für Hörmann hat es in Hilpoltstein nach zwei „Heranführungsjahren“ (noch) nicht zu einem Stammplatz im Zweitligateam gereicht, die „Zweite“ verpasste den erhofften Drittliga-Aufstieg.

Schweiger und Rinderer versuchen sich als Jung-Profis in Düsseldorf bzw. Saarbrücken 

Unterdessen haben sich die beiden Niederbayern Tom Schweiger (aus Rottenburg an der Laaber) und Daniel Rinderer (aus Ruhmannsfelden) dazu entschlossen, ihre sportliche Entwicklung maximal zu pushen und sich als Profis einer entsprechenden Trainingsgruppe anzuschließen. Beide werden ihr ohnehin schon nicht geringes Trainingspensum auf täglich über sechs Stunden noch einmal gewaltig steigern. Allerdings an unterschiedlichen Standorten: Schweiger am Deutschen Tischtennis-Zentrum (DTTZ) in Düsseldorf, Rinderer in der renommierten Trainingsgruppe des 1. FC Saarbrücken-TT. 

„Lernerei muss ich nicht gleich wieder haben“ 

Rinderer schwankte lange zwischen Vollprofi und einer „semi-professionellen“ Variante mit Studium bzw. „eher einer Ausbildung“ nebenher. „Das ließ sich in der Kombination aus Sonntagsheimspiele bei meinem Verein in Passau, Training plus Studium oder Ausbildung ab Montagmorgen in Saarbrücken jedoch nicht wirklich vereinbaren. Ich werde mich zunächst für ein Jahr voll aufs Tischtennis konzentrieren, dann schaue ich weiter.“ Für Schweiger schied die Option, sich unmittelbar nach dem Abi schon wieder an Lehrbücher zu setzen, recht schnell aus. „Ich war absolut kein fleißiger Schüler. Erst in den letzten zwei Monaten vor den Abiturprüfungen, habe ich mich dazu gezwungen, wirklich viel für die Schule zu machen und mein Trainingspensum dafür fast auf Null zurückgeschraubt. Das muss ich aber nicht gleich wieder haben“, bekennt der 18-Jährige. 

Distanz zur Heimat ein Wermutstropfen 

Die Entscheidung für Düsseldorf ist ihm gleichwohl „nicht leicht“ gefallen. Vor allem die geographische Distanz zu seiner in Rottenburg an der Laaber lebenden Familie ist ein Wermutstropfen. „Mit 14 Jahren das Elternhaus, d.h. in meinem Fall Vater, Mutter und Schwester, zu verlassen, um ans LZ nach München zu gehen, war schon nicht einfach, aber Düsseldorf ist noch mal eine andere Nummer. Von München war der Weg nach Hause nicht weit und wir wurden am LZ auch quasi rundum betreut. Von Düsseldorf fährt man dagegen nicht einfach mal schnell heim und ist außerhalb der Sporthalle außerdem komplett auf sich allein gestellt.“ Einfacher und auf jeden Fall „sehr cool“ hätte es Schweiger gefunden, die neue Herausforderung gemeinsam mit Freundin Naomi Pranjkovic (SV-DJK Kolbermoor) anzugehen. Doch daraus wird (vorerst) nichts. „Für die Damen gibt es am DTTZ aktuell leider nur acht Stammplätze und die sind zumal im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2024 in Paris u.a. schon von arrivierten Spielerinnen belegt. Wenn wegen Turnierteilnahmen, Verletzungen etc. Plätze frei sind, wird Naomi aber hier trainieren können und mich so oft wie möglich besuchen.“

Heimweh besiegt, München zu lieben gelernt 

Rinderer, obwohl genauso familienverbunden wie Schweiger, ist vor dem neuerlichen Tapetenwechsel nicht bange. Vor allem, was das Heimweh angeht, kann die neuerliche Umstellung nicht härter werden als seine Anfangszeit am LZ. Als Rinderer mit 14 Lenzen aus seinem Elternhaus im beschaulichen Ruhmannsfelden im Bayerischen Wald in die Großstadt München übersiedelte, war er das erste und mehrere Jahre auch einzige „echte“ LZ-Mitglied. Die anderen Mitglieder der Trainingsgruppe waren ohnehin in München beheimatet, lebten weiterhin bei ihren Eltern und brauchten die Schule nicht zu wechseln. Rinderer war der einzige Tischtennisspieler, der im Haus der Athleten wohnte. „Persönlich war das sehr hart, ich kannte fast niemanden, hatte keine Freunde und Probleme in der Schule. Mehrfach war ich kurz davor hinzuschmeißen. Ohne die große Unterstützung meiner Eltern und vor Ort durch Kriszti (Verbandstrainerin Krisztina Toth, Anm. d. Red.), die sich wahnsinnig um mich gekümmert hat, hätte ich das nicht gepackt.“ Inzwischen „liebt“ Rinderer die bayerische Landeshauptstadt München: „Für mich ist München die coolste Stadt überhaupt. Ich werde sie und die vielen Freunde und tollen Menschen sehr vermissen, die ich in den sieben Jahren hier über Sport, Schule und Freizeit kennengelernt habe.“ 

Vom Oberliga- zum Zweitligaspieler, von jenseits eines Bundeskaders ins EM-Aufgebot

Nicht zuletzt hat sich der anfangs so schwere Gang ans LZ und sein Durchhaltevermögen auch sportlich gelohnt: „Ich bin als Oberliga-Spieler gekommen und als Zweitliga-Spieler gegangen“, fasst es Rinderer zusammen. Genauso prägnant weiß Schweiger die Bedeutung seines LZ-Besuchs für seinen sportlichen Werdegang zu veranschaulichen: „Vor meinem Wechsel ans LZ war ich nicht einmal Mitglied eines DTTB-Kaders. Nach meinem Wechsel gehörte ich bei allen Jugend-Europameisterschaften zum DTTB-Aufgebot.“ Bei den diesjährigen „Jugend-Euros“, seinen altersbedingt letzten im Juli in Gliwice, holte Schweiger mit dem Team Deutschland die Bronzemedaille. Jetzt hofft er auf die Teilnahme an den Jugend-Weltmeisterschaften Ende des Jahres in Slowenien: „Das wäre ein toller Abschluss meiner Jugendzeit.“ Ein Abschluss, wie ihn Rinderer vor zwei Jahren in Portugal erleben durfte. Mit dem deutschen Team, dem auch Hörmann und Schweiger angehörten, gewann Rinderer sogar WM-Bronze.

Über kurz- und längerfristige Ziele

Dass ihre großen Erfolge im Jugendbereich selbst bei bestem Willen und Training keine Garantie dafür sind, bei den Herren ein ähnliches Standing zu erreichen, wissen Rinderer und Schweiger ganz genau: „Sich im Erwachsenenbereich durchzusetzen, ist schwierig und ich habe mir deshalb auch noch nicht direkt längerfristige Ziele gesetzt. Erst einmal geht es darum, mich so schnell und gut wie möglich in Düsseldorf einzugewöhnen. Wie schnell das Trainingsplus „anschlägt“, muss man einfach abwarten. Auch meine Verletzungsanfälligkeit ist ein Risiko, das ich durch gezielte Prophylaxe minimieren muss“, sagt Schweiger. Rinderer hofft, sich „mittel- und langfristig als Zweitliga-Vorne-Mann zu etablieren“. In dieser Saison will er „hinten“ seine positive „Premierenbilanz“ aus dem Vorjahr (12:9 Siege) mindestens wiederholen. 

Zu Heimspielen zurück nach Bayern und zur Familie 

Ein Bild vom Leistungs- und Entwicklungstand des Duos können sich die bayerischen Fans bei (Heim)-spielen ihrer Vereine machen: Rinderer, zuvor ebenfalls beim FC Bayern München aktiv, geht in sein zweites Jahr beim Zweitligisten TTC Fortuna Passau, aus dessen Team der Bayerwaldler in der Rolle als Local Hero, Teamkapitän und fleißiger Punktesammler schon nach kürzester Zeit fast nicht mehr wegzudenken ist. Schweiger betritt dagegen auch in Sachen „Verein“ neues Terrain: Vom Drittliga-Absteiger FC Bayern München ist er zum vormaligen Ligakonkurrenten TSV Windsbach gewechselt, mit dem er einen Platz im vorderen Tabellendrittel anstrebt: „Die Liga ist heuer allerdings so stark wie ich sie noch nie erlebt habe. Zweitliga-Absteiger Saarbrücken II ist - zumindest, wenn sie regelmäßig in Bestbesetzung antreten - kaum zu schlagen, aber auch Neckarsulm und Kaiserslautern sind extrem stark besetzt.“

Die Heimspiele werden dann wohl auch eine Art Familientreffen werden, denn eine Sache betonen Rinderer und Schweiger immer wieder: Wie groß und wichtig die Unterstützung ihrer Familie ist und wie dankbar sie dafür sind. 

Hannes Hörmann verlegt seinen Wohnort nach Nürnberg und spielt künftig in Effeltrich. Fotos: Nils Rack
Max Keller macht ein BuFdi-Jahr bei seinem Klub Bad Königshofen.
Für die Unterstützung seiner Familie (im Hintergrund sein Vater Klaus) ist Tom Schweiger enorm dankbar.
Die Trennung von der Familie (im Bild sein coachender Vater Hans und Jonas, einer seiner beiden jüngeren Brüder) fiel Daniel Rinderer in seiner LZ-Anfangszeit enorm schwer.

Aktuelle Beiträge

Einzelsport Erwachsene

Wer geht wohin?

Transferfenster geschlossen, Wechselliste online