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Personal/Hintergrund  

Olympische Sommerspiele 2012

Auf Schiedsrichter Torsten Küneth warten spannende Tage

Torsten Küneth ist Experte auf dem Gebiet der Schlägerkontrolle. Foto: Manfred Schillings

Am Freitag ist es soweit: In London werden die 30. Olympischen Spiele der Neuzeit eröffnet. Seit Monaten fiebert Dr. Torsten Küneth diesem Tag entgegen. Der 41-Jährige aus Weilheim ist einer von nur drei Deutschen im Schiedsrichterteam der olympischen Tischtennisbewerbe (Einzel: 28. Juli bis 2. August, Team: 3. bis 8. August). Zu dieser Ehre kamen aus Bayern vor ihm nur Dr. Peter Pfister (Atlanta 1996) und Karlheinz Schuster (Sydney 2000). Wie schon bei vielen nationalen und internationalen Topturnieren, wird der promovierte Mathematiker auch in der ExCel-Arena für die Kontrolle der Schläger zuständig sein. Ehe er heute von München in Richtung »Heathrow« abhob, stand er bttv.de noch für ein Interview zur Verfügung. 

bttv.de: Hast du deine Koffer schon gepackt? Wann geht es los, wie sieht dein Reiseplan aus? 

Küneth: Mein Flug nach Heathrow geht heute Nachmittag. Heute ist dort auch erst einmal nur "ankommen" angesagt - der Weg über die Akkreditierungsstelle, durch den Flughafen, mit dem Expresszug und dann dem LOCOG-Shuttle bis ins Hotel neben der ExCel-Arena wird wohl bis zum Abend in Anspruch nehmen. Mit dem Packen habe ich schon vor einer Woche begonnen, um am Ende entspannt abfliegen zu können. Auch ich habe also quasi eine gründliche olympische Vorbereitung durchgeführt, wie die Spieler.

bttv.de: Wo wirst du die Eröffnungsfeier am Freitag erleben?

Küneth: Wie immer bei Olympischen Spielen wird vieles erst kurz vor Schluss fertig - so auch die Details über die Eröffnungsfeier. Wir wissen, dass wir in jedem Fall dabei sind, weil wir dafür Tickets bekommen. Ob aber auf der Tribüne oder unten auf der Bahn, das wissen wir noch nicht. Im Zweifel Ersteres, und das wird schon aufregend genug. Das olympische Feuer, die Königin von England ...  

bttv.de: Welche Aufgaben erwarten dich in London? Wie sieht dein Einsatzplan aus? 

Küneth: Die Schlägerkontrolle startet bereits am Freitag mit den üblichen freiwilligen Kontrollen, mit denen sich die Spieler schon vorab versichern können, dass ihr Spielgerät okay sein wird. Mit den Vorrunden im Einzel gehen wir dann ab Samstag zunächst in 14-Stunden-Tage, die sich bis zum Finale am 2. August schrittweise verkürzen - wie bei jedem Turnier. Danach das ganze nochmal im Mannschaftsteil von Olympia. Allerdings wird für jeden aus unserem sechsköpfigen Team - drei internationale und drei englische Schiedsrichter - schon genügend Zeit zum Durchschnaufen bleiben. Zwei freie Tage pro Person plus die Nachmittage der Finalspiele sind im Moment geplant. Die Schlägerkontrollen laufen genauso ab wie im Spitzensport in Deutschland: Gemessen wird auf Lösungsmittel, also insbesondere unzulässige Frischkleber, sowie die Dicke, Ebenheit und allgemeine Beschaffenheit der Beläge - und natürlich ob sie auf der Zulassungsliste stehen. Bei den Topspielern in London erwarten wir da keine Probleme.

bttv.de: Wie sehen deine Pläne für die freie Zeit aus? 

Küneth: Da ich noch nie in London war, werde ich die Tower Bridge -an der gerade die Olympischen Ringe hängen-, Big Ben und das übrige Standardprogramm sicherlich einbauen. Wir haben ja eine kostenlose Netzkarte für die U-Bahn. Für andere olympische Disziplinen muss man sich Tickets kaufen, wobei es wieder welche zu geben scheint. Das entscheide ich dann spontan nach meinem Dienstplan. Das Rad-Straßenrennen wäre natürlich toll, nachdem das Rennrad ja mein zweites großes Hobby ist.

bttv.de: Du warst als Schiedsrichter schon bei vielen Tischtennis-Großevents im Einsatz, doch Olympische Spiele sind freilich etwas ganz Besonderes. Zum besonderen »Flair« der Spiele gehören auch besonders strenge Regeln vor allem im Bereich Marketing und Kommunikation. Was ist in Bezug auf dich als Schiedsrichter neu und (überraschend) anders geregelt? Wirst du die Schläger etwa nicht nur auf Lösungsmittel, sondern auch verbotene Sponsorenlogos kontrollieren müssen? Uns wie sieht es mit der Berichterstattung auf deiner privaten Website aus? 

Küneth: In der Tat gibt es für die Spieler Beschränkungen bei den Logos auf Sportgeräten, Kleidung, Brillen und ähnlichem. Ob wir das hinsichtlich der Schlägerhölzer mit überwachen werden, wird sich vor Ort beim Briefing zeigen. Ich gehe aber nicht davon aus, dass sich die Spieler nun absichtlich zusätzliche Logos aufkleben - im Tischtennis agiert man ja doch etwas besonnener. Was meine Website angeht, ist es ganz einfach: Alles was persönliche, private Berichterstattung ist, so wie mein Blog, ist erlaubt und wird vom IOC begrüßt. Alles was ins Kommerzielle geht, wie die Verwertung eigener Fotos, journalistische Berichtsformen usw., ist nicht zulässig. Wenn man kurz darüber nachdenkt, eigentlich alles ganz logisch.  

bttv.de: Wie groß ist die Vorfreude? 

Küneth: Schiedsrichter ist ja im Tischtennis ein Hobby, und so freut es mich nicht zuletzt, als Stellvertreter unserer ganzen Ehrenamtlichen bei Olympia teilnehmen zu dürfen. Viele Menschen investieren wertvolle Freizeit in Sportvereinen und machen dort einen sensationellen Job im Dienst des Sports, also eines der wichtigsten Dinge für die Gesellschaft, da wir alle vom Sport fürs Leben lernen und zugleich fit bleiben. Nicht immer gibt es dafür ein Danke, und so möchte ich meine Reise auch allen unseren Ehrenamtlern im BTTV widmen um zu sagen: Bleibt dran! Es lohnt sich nicht nur für die Menschen um Euch herum, es kann auch tolle persönliche Highlights mit sich bringen.  

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