Neue Serie auf www.bttv.de: In der Reihe "Gestatten, ...!" wollen wir den Fokus auf jene richten, die meist im Schatten der Sportlerinnen und Sportler und ihrer Erfolge stehen: unsere ehrenamtlichen Funktionäre. In den kommenden Wochen werden einige von ihnen näher vorgestellt, die sich in ihrer Freizeit im und für den BTTV und damit für den gesamten bayerischen TT-Sport engagieren.
Den Anfang macht Dr. Torsten Küneth: Nationaler und Internationaler Schiedsrichter, Pfleger der BTTV-Urteilssammlung, Mitglied im Materialkomitee der ITTF, und und und.
Als Schiedsrichter auch im Lockdown am Start: "Privileg und Verantwortung zugleich"
In der bayerischen TT-Szene ist der 50-Jährige, der mit seiner „besseren Hälfte“ in Weilheim lebt und seine Brötchen als promovierter Mathematiker in München bei einem großen Versicherungskonzern verdient, vor allem als Schiedsrichter bekannt. Schon seit 1995 ist er in dieser Funktion auch in den Bundesligen unterwegs: „In dieser Saison leite ich beispielsweise zahlreiche Heimspiele unserer zwei bayerischen Damen-Erstligisten Kolbermoor und Schwabhausen. Daher bin ich einer der wenigen, die auch im Lockdown am Start sind – das ist Privileg und Verantwortung zugleich. Die Arbeit als Oberschiedsrichter ist derzeit natürlich ein bisschen aufwändiger, weil man nun auch ein Auge darauf haben muss, dass Sportler, Staff und natürlich auch wir Schiedsrichter das Hygienekonzept des DTTB einhalten. Aber das tue ich als Dienstleister für die SpielerInnen und unseren Sport sehr gerne, und inzwischen hat sich das gut eingespielt. Mein positiver Eindruck ist, dass sich die 1. Liga ihrer Vorbildfunktion und ihres Privilegs bewusst ist.“
Juristisches Interesse kommt BTTV zugute
Weniger bekannt ist Küneths Engagement im Vorstandsbereich Öffentlichkeitsarbeit des BTTV. Seit 2007 widmet er sich als Beisitzer einer ganz speziellen Aufgabe: Er ist für die Urteilssammlung des BTTV zuständig. Küneth sorgt für die datenschutzrechtlich einwandfreie Anonymisierung und Veröffentlichung sämtlicher Urteile der Gerichtsbarkeiten des BTTV und seiner Untergliederung. „Ein Service für die bayerische TT-Öffentlichkeit, um bei Rechtsfragen aus dem Spielbetrieb schon einmal auf Präzedenzfälle zugreifen zu können“, so Küneth. Zu dieser Aufgabe, bei der ich mit den Vorsitzenden der Sportgerichte eng zusammenarbeite, durch juristisches Interesse: „Hätte ich nicht Mathematik studiert, so hätte es sehr gut Jura werden können“, verrät er.
Im ITTF-Materialkomitee sind Physik, Chemie und Fingerspitzengefühl gefragt
Zehn Jahre wirkte Küneth außerdem im Fachbereich Schiedsrichterwesen des BTTV mit. Dieses Ehrenamt musste er 2014 jedoch schweren Herzens zu Gunsten eines neuen, zeitintensiven Ehrenamts aufgegeben. Seit 2013 sind Küneths Engagement und und Expertise auch global gefragt und gefordert. Seitdem ist Küneth Mitglied im Materialkomitee des Tischtennis Weltverbandes ITTF. „Das Materialkomitee ist der ehrenamtliche Fachausschuss, der das hauptamtliche ITTF-Büro beim Prozess der Materialzulassung und -kontrolle unterstützt, berät und auch gewisse Leitlinien vorgibt.“, erklärt er. „Meine Aufgabengebiete sind Bälle und Schlägerkontrolle. Bei den Bällen war die herausforderndste Aufgabe bislang natürlich der Übergang vom Zelluloid- zum Plastikball. Es galt, die Interessen der Spieler, der Hersteller und der Verbände unter einen Hut zu bekommen und offen zu erklären, was jeweils gerade geschieht. Das war nicht einfach, aber das war auch nicht zu erwarten gewesen. Die Sorgen, die uns vorgetragen wurden, waren großenteils berechtigt – aber bei einem derartigen Projekt eben auch nahezu unvermeidbar. Inzwischen haben wir mit dem ABS-Material einen großen Qualitätssprung gemacht und arbeiten weiter daran, die Restprobleme zu lösen – so haben wir gerade zu Beginn 2021 die Produktionstoleranzen weiter verringern können, um die Variation zwischen den Ballmarken besser zu begrenzen. Bei der Schlägerkontrolle, die ich ja auch bei Olympia 2012 in London durchführen durfte, geht es mir vor allem darum, die Spieler im doppelten Sinn fair zu behandeln: Zum einen sollten Kontrollen so effektiv sein, dass sie wenigstens ein Stück weit zur Gleichbehandlung beitragen können, und ohne das kommt keine moderne Sportart aus; zum anderen dürfen Kontrollen auch kein Selbstzweck werden und Spieler sowie Matchpräsentation nicht unnötig belasten. Die Kombination aus Physik, Chemie und Fingerspitzengefühl ist ein Drahtseilakt, an dem wir noch lange arbeiten werden – aber genau das macht es ja so spannend.“
Alias Torsten von Wurlitz
Dass bei all den Ämtern noch Zeit für weitere Freizeitaktivitäten bleibt, ist schwer zu glauben, doch „irgendwie“ bekommt Küneth das offenbar hin: Wenn nicht gerade Lockdown ist - spielt er beim TTC Birkland auch selbst aktiv Tischtennis, ist passionierter Rennradfahrer und unter dem Alias Torsten von Wurlitz auch noch Regionalkrimi-Autor. Sein jüngster von mittlerweile schon fünf Romanen ist unter dem Titel „Eisige 7“ erst Ende Oktober 2020 herausgekommen. Wie immer ermittelt Kommissar Wunderlich in und um die oberfränkische Rehau, in der Küneth geboren und aufgewachsen ist.
