Zum Inhalt springen

Sonstiges  

Die Bayerischen Meister in den 2er-Jahren – Teil 1 (1972)

Detlef Siewert und Sieglinde Prell doppelt erfolgreich/Frühes Karriereende der Donauwörther Spielerin

Ein paar Erinnerungen aus alten Zeiten hat Detlef Siewert noch aufgehoben und fein säuberlich in Fotoalben archiviert. Fotos: Jürgen Renner

Vor 50 Jahren fanden die bayerischen Meisterschaften in Elsenfeld in der Grenzregion zu Hessen statt und Detlef Siewert (TSV Milbertshofen, SV Weißblau-Allianz) gewann den Titel im Einzel, nachdem er ein Jahr zuvor im Finale noch gegen Martin Neß (Post SV Augsburg, TSV Milbertshofen), der 1987 im Alter von 45 Jahren früh starb, verloren hatte.

Im Finale Kümmerle in die Schranken gewiesen

Im November 1972 siegte Siewert im Finale gegen Werner Kümmerle (TTC Remlingen) 3:0 (21:5, 21:12, 21:13). Auch 69/70, 72/73 und 75/76 sollte er ganz oben auf dem Treppchen stehen. „Ich habe viele Jahre vorne mitgespielt“, erinnert sich der 78-Jährige, der 1999 den Hermann-Hagen-Gedächtnispreis erhalten hatte. Damals spielte er mit Weiß-Blau in der Bundesliga und kann sich an das Duell mit Kümmerle noch erinnern. „Er hat während dem Spiel den Schläger gewechselt“, monierte er diesen in seinen Augen nicht erlaubten Umstand. Zuvor hatte Siewert im Halbfinale seinen Vereinskameraden Bernd Deffner (TSV Milbertshofen) mit 3:2 ausgeschalten.

Bayerische Meisterschaften waren immer Highlights

Auch im Doppel holte Siewert 1972 an der Seite von Deffner den Titel durch ein 3:0 gegen Fritz Dünzl (TTC Plattling)/Helmut Preuß (TTC Perlach), ebenso im Mixed mit Sieglinde Prell (VSC Donauwörth) gegen Petra Gassong (SG Siemens Erlangen)/Michael Münzinger (TTC Remlingen) mit 3:1 nach 0:1-Rückstand. „Die bayerischen Meisterschaften waren Highlights und immer ganz wichtige Siege für mich“, sagt Siewert, der immer noch in München lebt, 1996 Deutscher Meister im Einzel bei den Senioren wurde und bis zur Rente BLSV-Geschäftsführer war. Später war der ehemalige BTTV-Revisor bei Weißblau-Allianz Jugendtrainer und von 2007 bis 2017 Abteilungsleiter. Prell wiederum behielt auch im Einzel gegen die junge Hana Slama (MTV München) in drei engen Sätzen (22:20, 21:10, 22:20) die Oberhand.

Prell war mit einem FCB-Fußballer verheiratet

Prell wohnt inzwischen wieder in Donauwörth und trägt den Nachnamen ihres vor fünf Jahren verstorbenen Ehemanns Peter Werner, der Fußballspieler beim FC Bayern München war. „Wir haben uns damals an der Sportschule in Grünwald kennengelernt“, erzählt die 69-Jährige. Bevor sie mit Siewert das Doppel spielte, hatte sie gleich viermal mit Martin Neß an ihrer Seite triumphiert. Doch dieser zog 1972 nach Nordrhein-Westfalen, um mit Wilfried Lieck trainieren zu können. „Detlef hat mich dann gefragt, ob ich mit ihm Doppel spielen will“, erinnert sich Werner. „Es war mit ihm anfangs ungewohnt, denn er war Links- und ich Rechtshänder. Ich hatte einen harten Endschlag.“

„Immer mit meinen Nerven kämpfen müssen“

Die damals 19-Jährige galt bei den bayerischen Meisterschaften und darüber hinaus stets als Favoritin. „Ich habe immer sehr mit meinen Nerven kämpfen müssen. Außerdem war ich immer Trainingsweltmeisterin, habe mein Potenzial aber selten in Wettkämpfen umsetzen können“, meint Werner rückblickend. Relativ schnell hatte sie sich an die Spitze gespielt und durfte auch in der Nationalmannschaft ran.

Beim Schauturnen an der rechten Hand verletzt

1973 hatte sich die damalige Sportstudentin beim Schauturnen an der rechten Hand verletzt, ihr wurde eine Schraube ins Handgelenk eingesetzt und erst vor zwei Jahren ließ sie sich nochmals operieren. Sportlehrerin an einer Hauptschule war sie, sattelte dann aber um und studierte Betriebswirtschaftslehre. 1974 beendete Werner ihre Karriere – fast. In Biberbach versuchte sie ein Comeback, doch daraus wurde nichts. Und Ende der 1980er Jahre half sie kurz bei einem niederklassigen Verein aus, damit dieser den Aufstieg schaffte.

Ihr Vater hat sie damals überall hingefahren 

„Tischtennis hat mir sehr viel Spaß gemacht und der Sport hat mir viel gegeben. Die erlernte Disziplin hat mir in meinem ganzen bisherigen Leben geholfen.“ Als junge Frau hatte sie jedoch auf manches verzichten müssen, ohne ihren Vater, der sie überall hinkutschierte, wäre ihre kurze, aber erfolgreiche Karriere nicht möglich gewesen. „Ich bin morgens um 4 Uhr aufgestanden und joggen gegangen, mein Vater hat mich mit dem Rad begleitet.“ Schließlich wollte sie etwas erreichen. „Ich war sehr ehrgeizig, aber durch die Verletzung konnte ich die Früchte meiner Arbeit nicht ernten“, bedauert Werner, dass ihr der eine oder andere Titel in späteren Jahren verwehrt blieb.

In Donauwörth wird sie auf der Straße erkannt

Fast 30 Jahre lebte sie in München, im Sommer 2019 zog sie zurück nach Donauwörth. „Dort habe ich schon viele Leute getroffen, an die ich mich nicht erinnern kann, die aber mich noch erkennen.“

Übrigens: Das Damen-Doppel ging 1972 an Gertrud Petz/Elisabeth Bergmann (DJK SB Regensburg).

Ein genauer Blick auf die damaligen Artikel lohnt sich. Siewert wurde als Plattenexperte bezeichnet und sein Vorname nicht immer richtig geschrieben.
Ob Detlef Siewerts Motto damals "Frechheit siegt" lautete?
Sieglinde Werner, die unter ihrem Mädchenname Prell 1972 doppelt erfolgreich war. Foto: Privat

Ähnliche Nachrichten

Aktuelle Beiträge