Erst 19 Jahre und schon bei Olympischen Spielen: Als Ersatzspielerin des deutschen Damen-Teams schnuppert Sabine Winter (SV DJK Kolbermoor) in London erstmals Olympialuft. Wie es danach weitergehen kann, hat Bastian Steger (31 Jahre, 1. FC Saarbrücken TT) vorgemacht: Vor vier Jahren in Peking gab der gebürtige Oberpfälzer als sogenannter »Alternate Athlete« der deutschen Herren-Mannschaft sein olympisches Debüt, in London bildet er zusammen mit den Einzelstartern Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov deren Erstbesetzung.
Während Steger erst am Sonntag in London eintrifft, ist Winter bereits seit heute vor Ort. Vor ihrer Abreise gab sie bttv.de noch ein Interview:
bttv.de: Wo wirst du die Eröffnungsfeier am Freitag erleben?
Winter: Die Frage ist noch nicht ganz geklärt. Aber wahrscheinlich nur vor dem Fernseher, da ich als »Alternate Athlete« nicht die gleiche Akkreditierung habe wie die drei anderen Spielerinnen und wahrscheinlich ist es mir nicht erlaubt an der Eröffnungsfeier teilzunehmen. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt, ich werde es am Freitag sehen.
bttv.de: Welche Aufgaben erwarten dich als Team-Ersatzspielerin?
Winter: Meine Aufgabe ist es für die anderen da zu sein. Mit ihnen zu trainieren, wann immer sie wollen. Und natürlich von außen lautstark unterstützen! Aufmunternde Worte finden, falls die `mal gebraucht werden (ich hoffe nicht). Ich werde aber auch die Spannung halten, falls ich am Ende auch in der Box gebraucht werden sollte.
bttv.de:Deutschlands große Medaillenhoffnungen ruhen in den Tischtennis-Wettbewerben in erster Linie auf Timo Boll und der Herren-Mannschaft. Ihr Damen habt bei der diesjährigen Team-WM in Dortmund den Einzug in die Medaillenränge nur ganz knapp verpasst. Wie siehst du eure Chancen in London, wo der Spielmodus - anders als bei der WM - auch ein Doppel vorsieht?
Winter: Richtig, die Medaillenhoffnungen liegen bei den Herren. Für uns wird es natürlich sehr sehr schwer werden auf dem Treppchen zu landen. Bei der WM 2010 mit der Bronzemedaille und dem knappen Ausscheiden im Viertelfinale 2012 in Dortmund haben wir aber bewiesen, dass es nicht vollkommen unmöglich ist. Allerdings ist es bei Olympia nochmals deutlich schwieriger, da der dritte Platz auch noch ausgespielt werden würde. Was der andere Spielmodus mit sich bringt werden wir sehen. Ich denke aber nicht, dass das einen Nachteil für uns darstellen wird.
bttv.de: Dein Vater ist Engländer. Ist dasGastgeberland deshalb auch eine Art zweite Heimat für dich und kommen als »England-Expertin« auch besondere Aufgaben als »Reiseleiterin« auf dich zu?
Winter: Dass ich meine erste (und hoffentlich nicht letzte) Olympiade in England erleben werde, ist für mich etwas ganz besonderes. Wenn ich den Job des Reiseleiters übernehmen muss, dann wünsche ich den anderen viel Spaß, denn ich war selber noch nie in London.
bttv.de: Wie sehen deine Pläne für die freie Zeit nach den Tischtennis-Wettbewerben aus?
Winter: Wenn Tischtennis vorbei ist, werde ich mir bestimmt andere Sportarten anschauen, was alles genau hab ich mir noch nicht überlegt. Ein bisschen Sightseeing wird sicherlich auch mit im Programm sein. Meine Verwandten werden vielleicht mal vorbeikommen, ich selber werde ihnen aber danach keinen Besuch mehr abstatten können, da ich danach mit der MS Deutschland, dem Deutschen Olympiaschiff, von London nach Hamburg fahren werde.
bttv.de: Du warst nun schon bei vielen Tischtennis-Großevents dabei, doch Olympische Spiele sind freilich etwas ganz Besonderes. Welche Unterschiede konntest du schon im Vorfeld der Spiele ausmachen?
Winter: Man sitzt vor dem TV und man sieht immer wieder Werbung für Olympia. Gerade z.B läuft mein Fernseher nebenher. Ein Beitrag über Olympia. Spazierstockfechten und Tabakweitspucken waren einmal olympisch - hab ich gerade erfahren. Der größte Unterschied ist aber sicherlich die Werbung. Welche Interviews sind erlaubt, welche nicht. Welche Bilder dürfen online gestellt werden, welche nicht. Welches der vielen Olympiaoutfits muss ich wann anziehen.
