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Einzelsport Erwachsene  

"Woher ich dieses Niveau hergezaubert habe, kann ich nicht erklären"

Sabine Winter, die Überrschungsdritte beim Europe Top 16, im BTTV-Interview

Sabine Winter: "Nach dem Matchball hatte ich Tränen in den Augen" (Foto: DTTB, Schillings)

Tischtennis-Deutschland und vor allem die Fans in ihrer bayerischen Heimat haben am Wochenende am Livestream mit ihr gezittert, gelitten – und am Ende gejubelt. Am Tag nach ihrem furiosen dritten Platz beim Europe Top 16 in Antibes (Frankreich) erreichen wir Sabine Winter am Flughafen in Frankfurt. Die 24-Jährige wartet auf den Anschlussflug nach Düsseldorf, ihre zweite Heimat. „Der Kopf fühlt sich super an, der Körper war schon mal besser drauf“, sagt die Nationalspielerin vom Bundesligisten SV DJK Kolbermoor. Wegen anhaltender Schulterprobleme hatte kaum jemand mit einem Treppchenplatz in dem europäischen Spitzenfeld gerechnet. Sabine Winter selbst erst recht nicht, wie sie im BTTV-Interview gesteht.

Sabine, Glückwunsch zum tollen dritten Platz beim Europe Top 16. Du hast gesagt, dass du schon mit einer gesunden Schulter nur eine fünf- bis zehnprozentige Chance für ein solches Abschneiden gesehen hättest. Wie erklärst du dir diesen Erfolg?
Winter: Eigentlich habe ich keine Erklärung dafür. Ich bin vom Kopf her sehr locker angereist, dachte, dass ich nicht wirklich eine Chance habe, ein Spiel zu gewinnen. Dann war die Auslosung mit Liu Jia und Balazova auch eher unangenehm für mich. Ich habe gedacht, jedes gewonnene Spiel ist ein Bonus. Woher ich dann diese spielerische Niveau herausgezaubert habe, kann ich mir ehrlich gesagt nicht erklären.

„Es lohnt sich weiterzumachen und nie aufzugeben“

Hat dir dieser unerwartete dritte Platz noch stärker aufgezeigt, was im Sport alles möglich ist?
Winter: Mir hat es gezeigt, dass ich mir nicht so viele Gedanken machen sollte, wenn es mal nicht so läuft. Wegen den Schulterproblemen hatte ich in den letzten Monaten ehrlich gesagt wenig Spaß am Training. Der dritte Platz hat mir aber gezeigt, dass es sich lohnt, immer weiterzumachen und nicht aufzugeben. Daran werde ich mich in Zukunft erinnern, wenn ich abends in den Kraftraum gehe, obwohl ich vielleicht nicht unbedingt Lust dazu habe. Mir ist jetzt umso mehr klar: Irgendwann zahlt sich die harte Arbeit aus und man wird dafür belohnt.

Je zweimal Doppel- und Team-Europameisterin, World-Cup-Viertelfinalistin, WM-Dritte mit der Mannschaft – welchen Stellenwert nimmt der dritte Platz beim Top 16 ein?
Winter: Ich weiß nicht, was mehr wiegt. Die EM-Titel im Doppel waren schon sehr schön. Dennoch ist der dritte Platz beim Top 16 was sehr Besonderes. Nach dem Matchball hatte ich Tränen in den Augen. Das war vorher noch nie der Fall. Beim Top 16 waren es einfach ganz andere Umstände. Da macht mich der dritte Platz schon sehr happy.

Wurmt dich die Halbfinal-Niederlage gegen die spätere Siegerin Li Jie eigentlich noch?
Winter: Im Nachhinein überhaupt nicht. Ich werde ja gerne als Abwehrkillerin bezeichnet. Aber das ist im momentanen Zustand überhaupt nicht so. Im April hatte ich sie zwar noch aus der Box geschossen, aber ich wusste, dass es unter den Umständen gegen Li Jie richtig schwer wird.

Und dann kam das Spiel um Bronze gegen Liu Jia, gegen die du in der Gruppe noch verloren hattest.
Winter: Ich habe 3:1 geführt, liege dann im fünften 0:10 hinten, verliere auch den sechsten Satz klar. Im siebten Satz ging es schlecht los und ich habe kaum mehr dran geglaubt zu gewinnen. Im Nachhinein weiß ich gar nicht mehr, wie ich auf elf Punkte gekommen bin. Ich weiß aber, dass ich elf hatte, sie nur neun (lacht).

Hattest du eigentlich in Erwägung gezogen, das Top 16 aufgrund der anhaltenden Schulterprobleme abzusagen?
Winter: Ich hatte es mal kurz überlegt, dann aber verworfen. Ich bin vor allem gestartet, um weiter in der Weltrangliste zu bleiben und im Hinblick auf die WM Zeit zu gewinnen. Ich hoffe, Ende Mai in Düsseldorf angreifen zu können.

Wie geht es denn jetzt weiter mit deiner Schulter?
Winter: Ich werde das Training weiter dosieren müssen. Mehrere Ärzte-Meinungen habe ich schon eingeholt. Nächsten Montag habe ich einen Termin bei Dr. Müller-Wohlfahrt in München. Dann weiß ich hoffentlich mehr.

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