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Personal/Hintergrund  

"Habe selten erlebt, dass die Bank so hinter einem steht"

Sabine Winter über ihr Gastspiel in der indischen Profiliga UTT, ihre Blinddarm-OP, veränderte Regeln und die Gastfreundschaft der Inder.

Ausgelassener Jubel: Sabine Winter (Foto: UTT)

Mehr als drei spannende Wochen in Indien liegen hinter Sabine Winter. Die aus Seefeld in Oberbayern stammende 24-jährige Nationalspielerin und Topspielerin des Bundesligisten SV DJK Kolbermoor hat an der Premiere der Profiliga "Ultimate Table Tennis" (UTT) teilgenommen. Bei UTT traten sechs gemischt-nationale und -geschlechtliche Teams an. Mit ihrer Mannschaft, den RP-SG Mavericks, verpasste Winter die Playoffs, landete in der Einzelwertung als viertbeste Frau aber auf Rang sieben. Sieger wurde das Team Falcons TTC durch einen 14:9-Finalerfolg über Shazé Challengers (mit Winters Nationalteamkolleginnen Han Ying und Petrissa Solja). Ihre eigentliche Rückreise musste Winter wegen einer Blinddarmentzündung und anschließender Operation um ein paar Tage verschieben.

Sabine Winter über die Blinddarm-OP und ihren jetzigen Gesundheitszustand
„Angefangen hat es mit Fieber, weiter ging es mit Bauchschmerzen. In der Nacht wurde es dann viel schlechter. Über den Tag wurde es dann wieder besser, aber auch so hatte ich noch sehr viel Respekt vor dem langen Rückflug und wusste, ich würde zumindest Schmerztabletten brauchen. Ich habe also nach einem Arzt gebeten, der mir etwas geben könnte, und dieser schickte mich dann mit Verdacht auf Blinddarmentzündung direkt ins Krankenhaus, was sich nach dem CT auch bestätigt hat. Mittlerweile geht es mir viel besser, die Leute von UTT und meiner Mannschaft haben sich die ganzen Zeit unglaublich gut um mich gekümmert, so gut, als ob ich Teil der Familie wäre. Ich bin ihnen unheimlich dankbar für alles, aber bin jetzt trotzdem froh, bald wieder zuhause zu sein.“

Sabine über die Atmosphäre bei den Spielen der UTT
„Die Atmosphäre war viel, viel besser als fast überall bislang. Ich habe selten erlebt, dass die Bank so hinter einem steht. Die Anspannung war sehr hoch. Im ersten Spiel hat Kamal Achanta den ersten Punkt gemacht, da ist die ganze Bank aufgesprungen, hat gejubelt und die Faust ging hoch. Ich glaube, das ist nicht mal in einem WM-Viertelfinale passiert, wenn es um eine Medaille ging, dass man schon beim allerersten Punkt aufsteht und am Jubeln ist. Das fand ich sehr beeindruckend und hat mir sehr viel Spaß gemacht. So war immer mehr Adrenalin dabei und es ist ein viel größeres Mannschaftsgefühl entstanden. Das hat mir gefallen.“

Sabine über die Erfahrungen mit den neuen Regeln (u.a. alle Sätze zählen für das Team-Ergebnis, nicht die einzelnen gewonnenen Spiele, bei 10:10 entscheidet der nächste Punkt)
„Ich finde die Regeln sehr gut. Für uns Spieler hieß das zwar nochmal deutlich mehr Druck, da eben jeder Satz zählt. Den Druck habe ich vor allem gegen die indischen Spielerinnen verspürt, wo ich wusste, das ist die Chance zu punkten und immer unbedingt 3:0 spielen wollte. Das war schwer, aber ich denke sehr gut, um für die Zukunft zu lernen, etwa für internationale Turniere. Am Anfang fand ich es noch schwieriger, weil es ja auch Balljungen gab und innerhalb von zehn Sekunden der Aufschlag gemacht werden musste, ansonsten bekam der Gegner den Punkt. Zehn Sekunden sind zwar eigentlich gar nicht so wenig, aber in meinem ersten Spiel war ich durchgehend hektisch. Das hat sich mit der Zeit gelegt. Aber beim Stand von 10:10 hätte ich manchmal doch gerne etwas mehr überlegt, da es ja der ‚Golden Point‘ war. Die Bank war außen auch immer sehr angespannt bei diesen Bällen. Für die Zuschauer, denke ich, war das System ein Vielfaches besser, als was ich sonst so kenne. Es ist eigentlich in jedem Spiel bis zum Ende spannend geblieben. Auch wenn man schon verloren hatte, man wusste, man sollte das Team jetzt lieber so nah wie möglich heranbringen, da in der Endabrechnung auch jeder Satz zählt. Die Anspannung war also bis zum Schluss da.“

Sabine über die Leistung des Teams und ihre eigene
"Unsere Mannschaft hat die Playoffs leider verpasst. Wir haben es nicht geschafft, dass alle am gleichen Tag gut gespielt haben. Da hat immer mal einer gesundheitlich geschwächelt oder war angeschlagen. Den einen oder anderen Satz haben wir ein bisschen blöd aus der Hand gegeben, vielleicht häufiger, als das bei anderen Teams der Fall war. Eigentlich hatten wir keine so schlechte Mannschaft. Ich persönlich hätte schon besser spielen können, es hätte aber auch schlechter sein können. Ich denke, für meine Vorbereitung und das Training und die schwierigen Monate zuvor war das recht zufriedenstellend. Aber es war jetzt auch keine Weltklasse-Leistung. Ich habe gemerkt, dass ich von Tag zu Tag ein bisschen besser wurde und am Ende habe ich sehr vernünftiges Tischtennis gespielt und dachte, so kann‘s weitergehen.“

Sabine über ihren Eindruck von Land und Leute
„Ich habe leider nicht ganz so viel gesehen wie erhofft, weil es auch einfach zu gefährlich war, in Chennai und Delhi alleine vor die Tür zu gehen. Es musste immer einer vom Management dabei sein, aber die hatten eben auch nicht immer Zeit. Ich bin in Chennai mal rausgekommen, das fand ich sehr interessant. Es gibt natürlich die einen Ecken, die sehr gut ausschauen und dann die Ecken, in denen man sieht, in wie ärmlichen Verhältnissen die Menschen leben. Es gibt diese zwei Gesichter, was ich interessant fand und auch so erwartet hatte. Aber es dann live zu sehen, ist noch mal was anderes. In Delhi hatte ich einen schönen Tag, wo wir ein bisschen Sightseeing gemacht haben. Humayun's Tomb war zum Beispiel ein sehr beeindruckendes Gebäude, davon gab‘s einige. Generell sind die Inder sehr, sehr gastfreundlich und haben sich um alle gut gekümmert. Man hat sich sehr gut aufgehoben gefühlt. Ich würde auf jeden Fall wieder hinfahren, wenn sie mich noch mal einladen würden. Ich denke, beide Seiten waren sehr zufrieden. Es könnte gut sein, dass man mich nächstes Jahr wieder bei Ultimate Table Tennis sieht.“

Sabine mit Teamkollegen beim Sightseeing (Fotos: privat)
Einen Eindruck von Land und Leute konnte sich Sabine machen
Sabine mit Teamkollegin Sofia Polcanova und Esel am Strand
Grüße aus dem Krankenbett nach der Blinddarm-OP

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