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Personal/Hintergrund  

"Damals habe ich meinen Rückhand-Belag gar nicht benutzt"

Sabine Winter spricht im Interview über die German Open in Bremen, ihre eigene Entwicklung und kreative Facebook-Videos

"Surf TT", eines der kreativen Videos, das Sabine Winter auf ihrer Facebook-Fanseite gepostet hat

Von Dienstag bis Sonntag ist die Crème de la Crème des Tischtennissports bei den mit 235.000 Dollar dotierten German Open in Bremen zu Gast. In der ÖVB-Arena sind der Weltranglisten-Erste Timo Boll und Titelverteidiger Dimitrij Ovtcharov topgesetzt. Aus dem BTTV sind Sabine Winter, Kristin Lang und Katharina Michajlova (alle SV DJK Kolbermoor) sowie Kilian Ort (TSV Bad Königshofen) mit dabei. Während Lang, Michajlova und Ort in die schwere Qualifikation müssen, ist Winter als zweitbeste deutsche Spielerin des ITTF-Rankings bereits für das Hauptfeld der besten 32 ab Freitag gesetzt. Am Donnerstag geht es bereits für das Doppel Winter/Solja los.  

German Open in Bremen und Sabine Winter – das ist seit 2012 ein besonderes Verhältnis. Die damals 20-Jährige gewann zusammen mit Petrissa Solja sensationell den Titel im Damen-Doppel, das Duo begeisterte das Publikum in der ÖVB Arena. Heute schaut sich die 25-jährige Nationalspielerin vom SV DJK Kolbermoor die Bilder von damals gerne an, wenn es mal sportlich nicht so rund läuft. Winter ist nicht nur wegen 2012 eine herausragende Doppelspielerin, sie ist amtierende Europameisterin (mit Kristin Lang), gewann mit Solja 2013 diesen Titel sowie die Deutsche Meisterschaft mit drei unterschiedlichen Partnerinnen.

Im Interview erzählt die flinke Oberbayerin mit der krachenden Vorhand auch von ihren kreativen Facebook-Videos und das sie ihren Rückhandbelag früher gar nicht brauchte.

Wenn ich dir das Stichwort "German Open" gebe, welche Bilder kommen dir zuerst in den Kopf?
Sabine Winter: Das ist eindeutig der Doppel-Sieg mit Peti (Petrissa Solja) 2012 in Bremen. Das sind sehr schöne Erinnerungen. Das war mein allererster, wirklich großer Doppel-Titel. Ich hatte zwar 2010 schon die Deutschen Meisterschaften im Doppel gewonnen, aber das ist natürlich nicht mit den German Open zu vergleichen. Ich erinnere mich sowieso sehr, sehr gerne an dieses Finale zurück, weil es war wahrscheinlich das beste Doppel, das wir überhaupt gespielt haben.

Damals warst du 20 und Peti 18 Jahre jung, und keiner hatte dieses junge deutsche Duo auf der Rechnung.
Wir kamen aus der Qualifikation, wir hatten also schon vor dem Finale die eine oder andere guten Paarungen aus Asien geschlagen, die weit vor uns gesetzt waren und bei denen man auch nicht erwartet hat, dass wir gewinnen könnten. Und im Finale gegen das Duo aus Hongkong war es einfach so, dass wir in den knappen Situationen in der Verlängerung eigentlich unsere allerbesten Ballwechsel hatten. Das Spiel gibt es auf Youtube. In Phasen, wo es nicht so läuft, schaue ich mir das Spiel gerne an und erinnere mich an diese Momente.

Inwiefern hat das Bremer Publikum zu diesem Erfolg beigetragen?
Die Stimmung in der Halle bei Großevents in Deutschland ist sowieso immer sehr gut. Das sieht man schon bei Deutschen Meisterschaften. Bei den German Open ist noch mal mehr los, und man hat natürlich die ganze Halle auf seiner Seite, wenn man nicht gerade gegen eine deutsche Paarung spielt, aber das haben wir ja damals nicht. Und ich hatte bis dato auch nicht so viele Spiele in einer großen Box an nur einem Tisch, wo die ganze Halle auf einen schaut. Aber eigentlich mag ich sowas. Das pusht einen, und es macht Spaß, dort zu spielen. Damals haben Peti und ich wohl unser bestes Tischtennis gezeigt.

Was hast du dir für die German Open 2018 vorgenommen?
Ich glaube, das Feld ist sehr stark besetzt, und eigentlich hoffe ich einfach, dass ich gutes Tischtennis zeigen und mein Potenzial abrufen kann. Im Hinblick auf die Team-WM Ende April in Halmstadt wäre es gut, ein wenig Selbstvertrauen zu tanken.

Was sind denn deine Erwartungen für die WM in Schweden?
Wenn wir komplett und alle fit sind, stellen wir sicher ein recht gutes Team. Aber das steht noch ein wenig in den Sternen. Von unserer Aufstellung ist einiges abhängig.

Team-WM ist ein gutes Stichwort. 2010 gelang dir in Moskau der Durchbruch mit einer sensationellen WM-Bronzemedaille der deutschen Mannschaft. Wie haben sich die Sportlerin und die Person Sabine Winter seitdem verändert?
Ich denke, vom spielerischen her habe ich mich weiter entwickelt, habe mehr Varianten in meinem Spiel. Damals habe ich meinen Rückhand-Belag absolut gar nicht benutzt. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass nach einem Spiel die deutsche Bank um den damaligen Bundestrainer Jörg Bitzigeio, Wu Jiaduo, Elke Schall und Kristin Silbereisen meine Ballkontakte mit dem Rückhandbelag gezählt hatten. Damals hätte ich den mehr oder weniger abmachen können, habe ihn eigentlich nur beim Rückschlag benutzt (lacht).

Und wie hat sich die Person Sabine Winter verändert?
Die Sabine Winter von damals war unbekümmerter, es war 2010 mein erstes großes Turnier. Es war schön, dabei zu sein. Da habe ich mir noch nicht so viele Gedanken gemacht und einfach drauf los gespielt. Mittlerweile mache ich mir mehr Druck.

Im Sommer geht es nach Indien, wo du erneut in der dortigen Profiliga Ultimate Table Tennis startest.
Ich habe mich entschieden, wieder mitzuspielen, weil es mir letztes Jahr viel Spaß gemacht hat und ich mich dort wohl gefühlt habe. Man hat von Anfang an mehr Druck im Spiel aufgrund des anderen Spielsystems (Alle Sätze zählen für das Teamergebnis, Sudden Death bei 10:10) und ich denke, es ist immer gut, zu lernen, mit Druck umzugehen. Gute Gegner werde ich dort auch bekommen. Ich hoffe, aus den Spielen weiter lernen zu können.

Auf deiner Facebook-Fanseite postest du kreative Videos, Tischtennis auf einer Slackline, auf Skiern oder dem Surfbrett. Wie kommt es zu diesen Ideen?
Irgendwann habe ich mal spontan mit der Slackline angefangen. Einfach gerade draufzugehen wurde zu langweilig, also habe ich es quer ausprobiert. Das sah aus wie ein Side Step, so kam die Idee, mal dabei Tischtennis zu spielen. Dann habe ich das ein bisschen geübt und eine Tischtennisplatte hingestellt. Das hat auch in Nullkommanichts gekappt. Das Video dazu haben sich viele gerne angeschaut, sodass ich dachte, es lohnt sich, noch ein Video zu machen. Dann kam es zum „Surf TT“ auf dem Surfbrett, wo ich auch viele positive Rückmeldungen bekommen habe. Von da an habe ich mir vorgenommen, mir ab und an mal was zu überlegen und ein Video einzustellen. Ich denke das bringt mehr, als jeden Tag zu posten, was für ein Brötchen ich esse.

Gibt es schon ein neues Video-Projekt?
Eigentlich soll das ja eine Überraschung sein. Ich schätze aber, eines wird im Laufe der Leichtathletik-EM in Berlin erscheinen.

Zur Facebook-Fanseite von Sabine Winter

Alle Infos zu den German Open 2018 auf der DTTB-Webseite: www.tischtennis.de

Sabine Winter (Foto: ITTF)

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