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Personal/Hintergrund  

"Wenn Sport Frieden schaffen kann, dann ist das der größtmögliche Erfolg"

Sabine Winter zieht im Interview WM-Bilanz, spricht über Freundinnen-Duelle und den Zusammenschluss von Nord- und Südkorea

"Trotz der Niederlagen habe ich etwas Selbstvertrauen dazu gewonnen", sagt Sabine Winter (Foto: ITTF)

Die deutsche Damen-Nationalmannschaft hat bei der Team-WM im schwedischen Halmstad mit dem Achtelfinal-Einzug und Rang neun die Setzung erfüllt. Den Einzug in die Runde der letzten Acht verpasste die Mannschaft von Bundestrainerin Jie Schöpp beim bitteren 2:3 gegen Österreich hauchdünn. Bayerns Nationalspielerin Sabine Winter (25) vom SV DJK Kolbermoor zieht ein WM-Resümee und blickt auch auf die anstehenden Bundesliga-Playoffs. 

Wie groß ist die Enttäuschung noch am Tag nach der bitteren Achtelfinal-Niederlage?
Sabine Winter: Die Enttäuschung ist natürlich immer noch da, und ich bin auch traurig, dass ich der Mannschaft nicht mit einem Punkt helfen konnte. Aber ich weiß, dass ich alles gegeben habe und dann kann ich mir nichts vorwerfen.

Macht es das Aus erträglicher, weil im Viertelfinale China gewartet hätte?
Das macht es leichter, da realistischerweise gar keine Chance auf eine Medaille bestand. Gegen die eine oder andere Nation kann an einem Tag, an dem alles zusammen kommt und auch ein wenig Glück dabei ist, auch mal ein Sieg herausspringen. Diesmal wäre aber im Viertelfinale wirklich endgültig Schluss gewesen. Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass wir das mit dieser Mannschaft nochmal erreichen werden und um eine Medaille spielen dürfen.

Wie war es für dich, gegen deine Kolbermoorer Teamkollegin Liu Jia anzutreten? Für sie war es offensichtlich emotional keine einfache Situation. 
Klar ist es nicht leicht, gegen Freunde zu spielen. Aber Polcanova ist auch eine gute Freundin von mir, seitdem wir in Indien in einer Mannschaft waren. Das waren also beides keine einfachen Spiele, aber das gehört zum Sport und man lernt in den Jahren damit umzugehen. Es kommt ja durchaus öfter vor. Am Tisch wollen natürlich beide gewinnen und wir kämpfen wie immer. Alles ist fair verlaufen, also haben wir uns danach wieder genauso gern wie vorher. 

Ist das Achtelfinale das Team-Ergebnis, das man auch realistischerweise von der deutschen Mannschaft hätte erwarten können?
Das war unser Hauptziel. Natürlich wollten wir, als wir erstmal im Achtelfinale waren, auch das Viertelfinale erreichen. Das hat nicht ganz geklappt und wir verschieben es auf die nächste WM. 

Deine persönliche Bilanz ist mit 2:5 negativ. Allerdings muss man dazu sagen, dass du drei Partien im Entscheidungssatz verloren hast. Was nimmst du persönlich mit aus Halmstad?
Es war als Nummer zwei, die immer erst gegen die gegnerische eins spielt, leider kein leichtes Spiel dabei. Meine beiden Pflichtspiele habe ich gewonnen, die anderen alle bis auf eines eigentlich sehr knapp verloren. Es waren alles absolute Top-Spielerinnen, wo ich natürlich gerne auch mal als Siegerin vom Tisch gegangen wäre, aber leider war ich in den entscheidenden Situationen einen Tick schlechter oder es hat auch einfach mal ein wenig Glück gefehlt. Natürlich tun knappe Niederlagen weh, aber schon jetzt denke ich etwas positiver, weil ich vor einigen Wochen noch nicht das Niveau hatte, schon wieder gegen diese Spieler knapp vor einem Sieg zu stehen, sondern ich wurde eher aus der Box gejagt. Es geht spielerisch also bergauf, auch wenn es mir teilweise zu langsam geht, ist das wichtigste, dass es voran geht und ich hoffe, in der nächsten Jahreshälfte wieder meine Bestform zu finden und dann auch solche Spiele zu gewinnen. Also trotz der Niederlagen habe ich etwas Selbstvertrauen dazu gewonnen. Dem jage ich ja schon eine ganze Weile hinterher.

Wie lange bleibst du noch in Schweden und was steht dort für dich noch auf dem Programm?
Erst am Sonntag ist unser Rückflug. Der Donnerstag war entspannt. Ich habe mit Susi (Liu Jia, Anmerkung) einen lockeren Regenerationslauf zum Strand gemacht, nachdem Österreich schon gegen China ausgeschieden war. Am Freitag steht schon wieder zweimal Training auf dem Programm. Ich will ja - wie gesagt - bald wieder meine Topform erreichen. Und natürlich unterstütze ich unsere Herren im Viertelfinale. Den Samstag hab ich noch nicht durchgeplant.

In den nächsten Wochen stehen die entscheidenden Playoff-Spiele in der Bundesliga an. Ihr habt gute Titelchancen in diesem Jahr. Für dich wäre es der erste Deutsche Meistertitel mit dem Team. Wie siehst du eure Position?
Viele sehen uns als Favorit, nachdem Berlin ja mittlerweile deutlich geschwächt antreten muss. Ich denke, unser ärgster Konkurrent jst jetzt Bingen. Die können uns sehr gefährlich werden. Aber natürlich müssen wir jetzt erst das Halbfinale gegen Berlin überstehen. Anröchte hat uns ja auch sehr unerwartet ein wenig zum Stolpern gebracht im Viertelfinale. Also es ist noch ein langer Weg zum ersten Deutschen Meistertitel mit dem Team. 

Der WM-Donnerstag wurde von dem Thema beherrscht, das Nord- und Südkorea ab sofort gemeinsam bei der WM antreten. Auch wenn es politisch sicher ein tolles Statement ist, gibt es auch durchaus kritische Stimmen. Wie ist deine Meinung dazu?
Ich finde es gut, dass es erlaubt wurde. Natürlich ist es sportlich gesehen eigentlich ein Unding. Aber ein Zusammenhalt ist viel wichtiger. Und wenn Sport Frieden schaffen kann, dann ist das der größtmögliche Erfolg überhaupt.

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