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"Das Land ist im WM-Fieber"

BTTV-Verbandstrainerin Krisztina Toth spricht im Interview über die anstehende WM in ihrer Heimat

Krisztina Toth wird die WM nicht vor Ort verfolgen können (Foto: Florian Leidheiser)

Nach 69 Jahren findet wieder eine Tischtennis-WM in Budapest statt. Vor dem ersten Aufschlag am kommenden Sonntag in den Messehallen der ungarischen Hauptstadt hat uns unsere Verbandstrainerin Krisztina Toth interessante Einblicke zur WM-Stimmung im Land gegeben und äußert sich auch zu Chancen der deutschen Starter mit bayerischem Bezug. Die siebenfache Europameisterin, die aus Gödöllő (nordöstlich von Budapest) stammt, kann selbst nicht bei der WM dabei sein, weil ein Lehrgang mit dem bayerischen Landeskader und im Anschluss die Jugend-DM in Wiesbaden anstehen. 

Die WM in Ungarn startet am Wochenende. Wie sehr freuen sich Land und Leute darauf?
Krisztina Toth: Erstmal ist es eine unglaubliche schöne Sache, dass die WM nach 1950 wieder in Budapest stattfindet. Man kann wirklich sagen, dass das Land im WM-Fieber ist. Überall hängen Plakate, im TV kommt alle fünf Minuten Werbung für die WM, es gibt Talkshows, Fernsehsendungen, sie geben sich echt Mühe. Tischtennis hat eine lange Tradition in Ungarn, es ist immer noch unglaublich populär, und ich glaube, dass es eine riesen Chance für den Verband und den Tischtennis-Sport ist, sich wieder in den Vordergrund zu spielen und Kinder in die Hallen zu locken, wobei die Infrastruktur leider insgesamt fehlt.

Nach 69 Jahren gibt es wieder eine WM in Budapest und du kannst nicht dabei sein. Wie traurig bist du darüber?
Toth: Ich weiß von allen Tischtennisspielern, die ich kenne, dass sie sich schon Tickets besorgt haben. Meine Familie wird auch hingehen - leider ohne mich. Ich bin sehr traurig, denn so etwas erlebt man nur einmal im Leben. Ich musste wegen des Kader-Lehrgangs und den Deutschen Jugendmeisterschaften absagen, das hätte ich auch nicht anders machen können. Ich werde die Spiele von Deutschland aus schweren Herzens verfolgen.

Was glaubst du, wie wird die WM in Budapest von den Leuten angenommen?
Toth: Ich bin davon überzeugt, dass die WM sehr gut angenommen wird.
Eintrittskarten sind zu 90, 95 Prozent verkauft. Ich glaube auch, dass die Organisation einer WM würdig wird, die haben Erfahrung und es gab zuletzt die EM, jedes Jahr die Hungarian Open und vorher auch die Jugend-EM. Die Teilnehmer waren immer begeistert, auch weil viel auf die kleinen Dinge geachtet wird. Uns ist lieber, ein paar Euro mehr auszugeben, damit die Leute mit guten Erinnerungen nach Hause gehen. Ich glaube, dass es ein riesen Fest wird.

Inwiefern verfolgen eigentlich die Nachwuchsspieler so eine WM? Sind sie da sehr interessiert, schaut ihr euch während des Lehrgangs sogar Spiele an?
Toth: Ich hoffe, dass die Nachwuchsspieler die WM verfolgen, ich fürchte, das ist nicht immer der Fall. Mit den Kaderspielern werden wir beim Lehrgang nächste Woche sicher mal in die WM reinschauen. Die Möglichkeiten haben wir glücklicherweise in der Sportschule Oberhaching - und das werden wir auch nutzen.

Was traust du den Kolbermoorer Spielerinnen Sabine Winter, Kristin Lang sowie dem Oberpfälzer Bastian Steger und der früheren Kolbermoorerin Chantal Mantz zu?
Toth: Es kommt sicher auf die Auslosung an. Wenn sie die ersten beiden Runden überstehen, können sie schon zufrieden sein. Alle sind für Überraschungen gut, ich denke vor allem Kristin. Mal schauen, wie sie sich auch in den anderen Wettbewerben schlagen.

War die WM-Nominierung in Ungarn ein ähnlich großes Thema wie in Deutschland?
Toth:
Ja, besonders bei den Herren. Zwei Nachwuchs-Nationalspieler wurden nominiert, für einige kam das zu früh. Das ist immer schwierig zu sagen und es ist immer ein Thema, worüber man gerne diskutiert
.

Was traust du deinen Landsleuten zu?
Toth:
Von Georgina Pota erwartet man das beste Ergebnis, auch im Doppel. Die anderen können auch mal eins, zwei schöne Siege feiern. Ich glaube, viel mehr ist leider nicht drin, die Felder sind extrem stark. Ich freue mich besonders für Leonie Hartbrich, sie ist die Tochter meiner besten Freundin. Als sie von der WM-Nominierung erfahren hat, war sie überglücklich.

Wer sind deine WM-Favoriten im Einzel?
Toth:
Neben den Chinesen sehe ich im Einzel fast nur andere Asiaten, wobei ich denke, dass sie gegen China im Halbfinale oder Finale keine Chance hätten. Bei den Herren traue ich Timo und Dima zu, eine Medaille zu gewinnen. Das wäre für beide eine große Sache. Bei den Mädels werden im Achtelfinale wahrscheinlich nur Asiatinnen stehen. 

Alles zur WM mit Links zu Ergebnissen und Livestream auf der ITTF-Webseite

Das deutsche Aufgebot bei der WM in Budapest
Damen:

Einzel: Petrissa Solja (TSV Langstadt 1909), Nina Mittelham (ttc berlin eastside), Sabine Winter, Kristin Lang (beide SV DJK Kolbermoor)

Doppel: Kristin Lang/Nina Mittelham, Chantal Mantz (TTG Bingen/Münster-Sarmsheim)/Sabine Winter

Herren:
Einzel: Timo Boll (Borussia Düsseldorf), Dimitrij Ovtcharov (Fakel Orenburg, Russland), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT), Dang Qiu (ASV Grünwettersbach), Bastian Steger (SV Werder Bremen)

Doppel: Timo Boll/Patrick Franziska, Dang Qiu/Bastian Steger

Mixed: Patrick Franziska/Petrissa Solja, Dang Qiu/Nina Mittelham

Sabine Winter spielt ihre 10. Weltmeisterschaft in Folge! (Foto: ITTF)

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