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Neues aus den Vereinen  

An Dramatik kaum zu überbieten

TSV Bad Königshofen – TTF Liebherr Ochsenhausen 1:3

So viel vorweg: Dieses mitreißende Spiel bot Weltklasse-Sport und hätte zwei Sieger verdient gehabt. Kaum zu glauben, aber Bad Königshofen hätte es auch 3:0 gewinnen können, weil alle vier Matches über fünf Sätze gingen und alle vier fünften Sätze zwischen 9:11 und 11:13 endeten. Es waren also My-Entscheidungen, die drei Mal zugunsten des amtierenden Deutschen Meisters Ochsenhausen, nur ein Mal für die Gastgeber  ausfielen. Ein Spiel auf Augenhöhe: Selten hat ein Bildwort besser gepasst als hier. Am Ende aber hielt die Serie der Oberschwaben: Gegen die Grabfelder ungeschlagen.

Weil sie auf Calderano (verletzt) verzichten mussten, hatte sich mancher in der ausverkauften Halle eine Überraschung ausgerechnet. Eine Voraussetzung hierfür, unter diesem Druck steht er immer, war Bastian Stegers Punkt gegen den überraschend statt Stefan Fegerl aufgebotenen 17-jährigen Russen Vladimir Sidorenko. Doch es dauerte nicht lange und jeder wusste warum dieses Riesentalent, weniger als halb so alt wie Steger, ran durfte. Er ist in Bombenform und bringt schon alles mit, das darauf schließen lässt, dass er einmal ein ganz Großer werden könnte. Durch nichts, aber auch gar nichts ließ er sich beeindrucken, hat bereits jeden Kniff auf Lager, den es in dieser Sportart gibt. Und so scherte ihn auch nicht das 6:11 gegen Steger im ersten Satz, ebenso wenig das 7:11 im dritten. Seine stärkste Waffe war eigentlich die von Basti Steger: Die Rückhand. Im fünften Satz kam Steger nach 6:9 noch einmal heran, hatte bei 11:10 selber Matchball. Die nächsten drei Bälle gingen aber an Sidorenko – in einem Riesen-Spiel.

Kilian Ort hatte Polens und Ochsenhausens Nummer 1 Jakub Dyjas fast schon am Boden. 11:4 und 11:9 gewann er den ersten und vierten Satz. Das Glück war den Königshöfern in diesem denkwürdigen Spiel aber nicht hold. Am Ende warf „Killy“ wieder nach dem letzten Ballwechsel enttäuscht den Kopf in den Nacken. Zum dritten Mal hintereinander verlor er nach der Rückkehr aus seiner langen Verletzung ein Spiel im fünften Satz, diesmal mit 9:11. Was aber erfreulich war für die Zukunft: Er ist wieder da und nicht nur auf einem guten Weg. Ein bisschen weniger an Schwankungen in seinem Spiel, etwas mehr Selbstvertrauen und vielleicht hätte der Unglücksrabe auch einmal ein bisschen Glück verdient. Das macht aber weiterhin einen großen Bogen um ihn herum.

Dafür sah es im dritten Einzel erst sehr vielversprechend aus, als Mizuki Oikawa mit 2:0 Sätzen gegen Frankreichs Nummer 1 Simon Gauzy führte. Doch dann kam der zurück wie Phönix aus der Asche. Man fühlte sich, als wäre man nach der Pause in den falschen Kinosaal gegangen. Gauzy gewann die Durchgänge drei und vier – zum dritten Mal ein fünfter Satz! In dem es ganz psychologisch wurde: Nie mehr als zwei Bälle Vorsprung bis 9:9 – und dann der überfällige erste Sieg (11:9) für die Gastgeber, nach zweieinhalb Stunden für drei Spiele. Die Hochrechnungen hätten einen neuen Spielzeit-Rekord ergeben, denn das vierte Spiel ging ja wieder in den Entscheidungssatz. Womit aber nach den ersten beiden Sätzen nicht wirklich zu rechnen war. Da hatte sich mancher Zuschauer schon Nachschub an der Verpflegungsstation für einen langen Abend geholt.

Bastian Steger im Duell der beiden Einser gegen Jakub Dyjas. Nach 5:1-Führung ließ der Oberpfälzer den Polen bis auf 9:8 herankommen und brachte den ersten Satz mit 11:9 heim. Konnte er schon nicht der Türöffner für einen Sieg in seinem ersten Spiel sein, wollte er doch nicht auch noch die Tür hinter einer Niederlage zumachen. Den zweiten Satz gewann er nach ständig anwachsenden Vorsprüngen mit 11:6. Also nur noch ein Satzgewinn und die Überstunden wären fix gewesen. Doch nicht einmal Stegers 4:0 und 6:2 konnten Dyjas klein kriegen. 11:8 für den Polen und 11:6 im vierten Satz zum 2:2-Ausgleich. Bei 2:3 im fünften, das passte zu diesem verrückten Spiel, verschwand Steger zusammen mit dem Mannschaftsarzt für zehn Minuten in der Kabine. Dr. Köth konnte sein plötzlich einsetzendes Nasenbluten stoppen, und fast schien es, als könne jetzt Steger auch Dyjas stoppen, ging 6:4 in Führung.

Symptomatisch für den ganzen Spielverlauf war beim Stand von 8:9 ein Netzroller von Dyjas. Den Steger ja noch bekommen hätte, wäre er nicht auch noch unerreichbar von der Tischkante abgeprallt zum 8:10.  Mit 9:11 und der dritten Fünf-Satz-Niederlage nach dreieinhalb Stunden musste sich der TSV ergeben.

Ergebnisse:

Bastian Steger – Vladimir Sidorenk 2:3

(11:6/8:11/11:7/6:11/11:13)

Kilian Ort – Jakub Dyjas                   2:3

(11:4/7:11/8:11/11:9/9:11)

Mizuki Oikawa – Simon Gauzy        3:2

(11:9/11:7/9:11/6:11/11:9)

Bastian Steger – Jakub Dyjas                        2:3

(11:8/11:6/8:11/6:11/9:11)

Zuschauer: 807

Oberschiedsrichter: Martin Jendert

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