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Personal/Hintergrund  

Mit alten Belägen und einer Bergtour in den Beinen zum Sieg

Im Interview: Christina Feierabend half kurzfristig im Schwabhausener Erstligateam aus und wurde zur Matchwinnerin

Am Freitag noch auf einer Bergtour mit Barbara Jessacher (früher Kantner), am Tag darauf in der Bundesliga erfolgreich: Christina Feierabend (Foto: Nils Rack, privat)

Vier Jahre nach ihrem letzten Erstliga-Einsatz feierte Christina „Christl“ Feierabend am Samstag ein unverhofftes Comeback im Trikot des Erstligisten TSV Schwabhausen. Erst zwei Tage vor dem Spiel war ihr Einsatz klar – und die 34-jährige Lehrerin am Gymnasium München-Nord (Eliteschule des Sports) sollte letztlich zur Matchwinnerin avancieren. In fünf Sätzen hielt die nominell im Drittliga-Team aufgestellte Feierabend die favorisierte Mädchen-Nationalspielerin Sophia Klee in Schach und sicherte dem TSV dadurch beide Punkte. Feierabend trägt seit 2004 das Trikot von Schwabhausen, war für den Verein viermal am Erstliga-Aufstieg beteiligt und spielte selbst von 2014 bis 2016 zwei Jahre fest im Oberhaus.

Glückwunsch zum Erstliga-Sieg am Wochenende. Du hast im Mai 2016 das letzte Mal in der 1. Liga gespielt. Wie hat es sich angefühlt, mit der Mannschaft zu gewinnen und dann noch den entscheidenden Punkt beigetragen zu haben?
Christina Feierabend:
Es war überraschend und ich hatte nicht damit gerechnet. Ich war ja schon gefühlt in der Tischtennis-Winterpause, weil in der 3. Liga vielleicht bis Jahresende auch nicht mehr gespielt wird. Ich habe keine großen Erwartungen gehabt, wollte das Spiel genießen, Spaß haben und in jedem Spiel einen Satz gewinnen. Dass es dann so ausging, freut mich natürlich sehr.

Der Matchball von Christina Feierabend im Video:

Wann hast du überhaupt erfahren, dass du spielst?
Feierabend:
Am Mittwoch habe ich noch gesagt, ich mache mir eine richtig faule Ferienwoche, am Donnerstag bin ich dann eher Alibi-mäßig ins Training gefahren. Plötzlich kam die Info, dass Mercedesz Nagyvaradi sowie Orsolya Feher nicht dabei sind und Eva (Covaciu) oder ich spielen werden.

Was hat dann für dich den Ausschlag gegeben?
Feierabend:
Eva ist momentan beruflich stark eingespannt, auch am Wochenende. Sie hat mir nach dem Spiel geschrieben, gratuliert und gesagt, dass es die richtige Entscheidung war.

War der kurzfristige Sprung ins kalte Wasser im Nachhinein sogar ein Vorteil?
Feierabend:
Wenn ich es eine Woche vorher erfahren hätte, hätte ich mir wahrscheinlich einen größeren Kopf gehabt. So habe ich habe am Freitag und am Samstagfrüh noch mal trainiert. Für Freitag hatte ich noch eine Bergtour auf den Heuberg geplant, die ich dann auch durchgezogen habe. Ich dachte mir, lieber mit frischem Kopf als mit frischen Beinen. Meine Beläge sind auch super alt, und ich hatte am Freitag noch überlegt zu wechseln, habe mich dann aber dagegen entschieden, was am Ende die richtige Entscheidung war.

Bist du als erfahrene Spielerin eigentlich nervös gewesen vor diesem Spiel?
Feierabend:
Nervös war ich nicht. Aber die Atmosphäre ist schon eine andere. In der 1. Liga geht es ernster zu, und spielerisch wird die Luft für mich auch dünner.

Was sind die Unterschiede zwischen 3. Liga oben und 1. Liga unten?
Feierabend:
In der 3. Liga kann man sich generell ein bisschen mehr erlauben. In der 1. Liga wird zum Beispiel ein schlechter Rückschlag sofort bestraft.

Mit welcher Taktik hast du Sophia Klee, immerhin eines der hoffnungsvollsten deutschen Talente, bezwingen können?
Feierabend:
Ich dachte mir, dass ich mit Angriff nicht durchkommen würde und habe dann gemerkt, dass sie bei Tempowechseln anfällig ist. Mit dieser Schwäche hatte ich nicht gerechnet. Zugute kam mir auch mein Aufschlag-Rückschlag-Spiel. Wenn ich merke, ich komme mit meinem Aufschlag gut ins Spiel und kriege dadurch den einen oder anderen kleinen Punkt, dann gibt mir das Selbstvertrauen.

Auch im ersten Einzel warst du nicht weit weg von einem Erfolg.
Feierabend:
Das war schade, aber ich war auch da schon zufrieden mit dem Spiel. Ich habe meine Chancen nicht nutzen können, das kann man sich auf dem Niveau nicht erlauben.

Du bist zusammen mit Katharina Schneider 5-malige Bayerische Meisterin im Doppel. Wie sehr fehlt dir das Doppel aktuell?
Feierabend:
Mir fehlt es total. Einfach auch, um einen gewissen Rhythmus zu kriegen, man startet quasi als Team, steht nicht gleich alleine unter Stress und man kann sich gegenseitig pushen. Das Doppel ist zudem nicht so berechenbar, da geht auch in einer höheren Liga mal was.

In der 3. Liga stehst du mit einer 5:1-Bilanz sehr gut da. Bisher läuft die Saison sehr positiv für dich, oder?
Feierabend:
Ich bin damit sehr zufrieden. In den letzten Jahren ist mir so ein Start nicht gelungen. Mein Vorteil war, dass ich auch während Corona immer ein bisschen trainieren konnte. Normalerweise bin ich im Sommer relativ lang im Ausland, das fiel jetzt auch weg. Tischtennis spielt aber generell nicht mehr die Hauptrolle in meinem Leben, ich spiele einfach aus Spaß, da ist dann die Fallhöhe auch nicht mehr so hoch.

Wie hat sich für dich als Lehrerin und auch Oberstufenkoordinatorin durch Corona der Schul-Alltag verändert und wie gehst du mit den besonderen Bedingungen um?
Feierabend:
Es geht alles nicht mehr so leichtfüßig vonstatten. Man muss die Schüler/innen auf viele Kleinigkeiten hinweisen. Vieles muss genau geplant werden, und manche Pläne werden dann auch wieder über den Haufen geworfen, wenn es neue Vorgaben gibt. Insofern lernt man auch ein Stück weit gelassener zu sein und sich auf die neuen Gegebenheiten so gut es geht einzustellen. Wir sind froh, dass die Schüler derzeit den Unterricht besuchen können.

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