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„Das war wohl zu abrupt für mein Alter“

Im Interview: Nico Christ über seine Verletzung und die „Corona-Probleme“ im Tischtennis-Business

Nico Christ ist nach einer Verletzung auf dem Weg der Besserung. Foto: Simon Fabig

Corona ist ausnahmsweise nicht Schuld. Dass Nico Christ, Spitzenspieler des Drittligisten SB Versbach und fünfmaliger Bayerischer Meister im Herren-Einzel, derzeit nicht Tischtennis spielen kann, hat in erster Linie einen anderen Grund: Eine gerissene Achillessehne bremst den 39-Jährigen schon seit Saisonbeginn aus. Im Interview erzählt der promovierte Physiker wie es zu der Verletzung kam, wie die Genesung verläuft und wie ihn die Corona-Krise auch beruflich trifft:  

Du hast Dir im Sommer, vor Saisonstart die Achillessehne gerissen. Was ist passiert und wie verläuft die Genesung? 

Nico Christ: Das war bitter, mitten im Hochsommer habe ich mich bei meiner Lieblings-Sommer-Freizeitbeschäftigung auf dem Tennisplatz verletzt. Zack, auf einmal war die Achillessehne durch. Es war nicht mal eine besonders kritische Situation, Benny Rösner hat mich nur ein wenig über den Platz gescheucht und ich musste plötzlich die Richtung ändern. Das war wohl zu abrupt für mein Alter. Gut, mein Fehler mich scheuchen zu lassen … Die Genesung läuft soweit gut. Ich bin einige Tage nach dem Unfall im König-Ludwig-Haus in Würzburg operiert worden und seitdem geht es stetig aufwärts. Aber es ist ein langer Weg, wirklich verrückt wieviel man an Kraft und Beweglichkeit verliert. Eigentlich ist nach den ersten sieben Wochen ohne Belastung fast alles weg. Aber mein Physiotherapeut und ich sind sehr zufrieden mit dem Fortschritt bis heute, inzwischen kann ich sogar schon einige Meter leicht joggen. Und mit jeder Woche kann ich ein klein wenig mehr. Ich versuche sehr fleißig wieder meinen Fuß in Topform zu bringen, muss aber auch stets aufpassen die Sehne nicht zu sehr zu reizen. 

Dein Ausfall als Spitzenspieler schwächt Euer Team natürlich enorm: Mit 1:7-Punkten trägt der  SB Versbach die rote Laterne in der 3. Bundesliga. Kommt Euch die aktuelle Zwangspause daher sogar ganz gelegen? Für wann ist Dein Comeback geplant?

Nico Christ: Nein, ich würde nicht sagen, dass uns hier die Zwangspause weiterhilft. Zum einen weiß keiner derzeit, wann und ob ich überhaupt noch ein Spiel in dieser Saison machen werde. Zudem denke ich haben alle anderen Mannschaften eigentlich ein sehr ähnliches Problem, da viele Mannschaften Corona-bedingt derzeit ebenfalls nicht alle Spieler an den Tisch bekommen. Trotzdem ist es natürlich für uns und auch im Speziellen für mich sehr bitter, dass ich der Mannschaft momentan nicht weiterhelfen kann. Mit ein bisschen Glück aber spekuliere ich darauf, dass sich meine Achillessehne weiterhin sehr positiv entwickelt und ich am Ende vielleicht sogar doch noch mal antreten kann. Das würde mich sehr freuen. 

Wenn natürlich die Saison überhaupt nochmal anläuft. Das weiß ja momentan keiner und kann denke ich auch keiner vorhersehen. Vermutlich wird der kritische Zeitpunkt nach Weihnachten kommen. Wenn nach dem Weihnachtsfest die Covid-Zahlen wieder ansteigen, sehe ich eher düster in die ersten Monate des neuen Jahres. Aber mit ein bisschen Glück geht es auch schon wieder früher los. Da ich denke, dass alle Vereine ja auch inzwischen super Hygienekonzepte haben, würde ich dies auch befürworten. 

Du bist auch beruflich im „Tischtennis-Business“ tätig, arbeitest als Physiker beim Belaghersteller ESN im unterfränkischen Hofheim. In welcher Form und „Härte“ siehst Du Euer Unternehmen und die gesamte TT-Branche von der Pandemie „getroffen“ und wie hat sie Deinen ganz persönlichen Arbeitsalltag verändert? 

Nico Christ: Ja, wie viele andere hat die Pandemie auch ESN hart getroffen und auch meinen persönlichen Alltag erstmal stark verändert. Ich habe das Glück 99% meiner Arbeit am Computer erledigen zu können, die sich hervorragend auch von daheim aus erledigen lässt. Dies erlaubt in einigen Teilgebieten extrem produktives Arbeiten. Aber es fehlen dadurch natürlich auch andere wichtige Aspekte des Zusammenarbeitens wie der direkte Austausch am Produkt, der Maschine oder in der Halle. Auch die rein zwischenmenschliche Kommunikation mit den Kollegen fehlt wirklich stark nach so einer langen Zeit. 

Ansonsten leidet ESN natürlich in gleichem Maße wie sicherlich viele Tischtennisfirmen unter dem Stopp des Wettkampfs- und Vereinssports. Wenn kein Wettkampf stattfindet, bzw. teilweise auch gar nicht trainiert werden darf, wer braucht dann einen neuen Tischtennis-Belag? Hinzu kommt, dass Tischtennis ja auf der ganzen Welt erstmal gestoppt wurde. Keine internationalen Turniere, Abbruch der Liga,... Da ist nur logisch, dass leider auch die Nachfrage nach Belägen deutlich geringer war und ist. Aber schauen wir optimistisch in die Zukunft, sobald wieder gespielt wird freuen wir uns darauf alle Spieler der Welt wieder mit brandneuen Belägen versorgen zu dürfen. Und dieser Tag wird sicher kommen.

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