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Einmaliges Erlebnis für zwei ukrainische Flüchtlinge

Jugendliche besuchen die Tischtennis-EM/Konzentriert verfolgen sie die Spiele

Dasha Sikora (links) und Yaroslav Tymchenko: Fokussierter Blick auf die Spiele der Tischtennis-EM. Foto: Jürgen Renner

Deutsche gegen Spanierin, Französin gegen Deutsche – eine Partie nach der anderen geht bei der Tischtennis-EM über die Bühne. Wenn aber eine ukrainische Spielerin oder ein Spieler an der Platte steht, ist klar, wohin die Augen von Yaroslav Tymchenko und Dasha Sikora gerichtet sind. Beide sind mit ihren Familien vor dem Krieg in der Heimat geflüchtet und genossen für einen Tag die Tischtennis-EM in der Münchner Rudi-Sedlmayer-Halle.

Der 16-jährige Yaroslav stammt aus Kiew und nahm die lange Reise nach Deutschland mit seiner Oma, Mutter und seinem achtjährigen Bruder auf sich. „Es gab nur eine Lösung“, erinnert er sich an den 5. März dieses Jahres, als sich seine Familie entschloss, ohne den Vater das Land zu verlassen. 2000 Kilometer lagen zwischen Kiew und München, weil nur die Mutter fahren konnte, dauerte der Tripp drei Tage. Über Stopps in Rumänien und Ungarn und der Übernachtung in Hotels ging es zunächst nach München, wo ein Freund der Familie wohnt. Bei der Suche nach einer Gastfamilie wurden die Tymchenkos schließlich in der Nähe von Augsburg fündig.  

„Hier ist alles größer und besser“

Anfang Juni schlug er beim örtlichen Tischtennis-Verein auf und wurde dort herzlich empfangen. Zunächst trainierte er zweimal pro Woche, inzwischen schwingt er viermal den Schläger. Obwohl er wegen Knieproblemen eigentlich weniger Sport machen sollte, wie seine Gastmutter einwirft. Vor der Flucht hatte er schon zwei Jahre Tischtennis gespielt. „Hier ist alles größer und besser“, schwärmt Yaroslav über die Voraussetzungen in Deutschland.

Der Sport ist die schönste Nebensache der Welt, seinen beruflichen Werdegang verliert er deswegen nicht aus den Augen. Via Internet will er sein Abitur machen, derzeit lernt er die deutsche Sprache. Neben Grammatik steht natürlich auch die Vergrößerung des Wortschatzes auf dem Programm.

Von den Besten etwas abschauen

Von der Tischtennis-EM ist er begeistert. „Ich habe noch nie ein solches Turnier live miterlebt. Das ist sehr gut organisiert“, lobt er den Veranstalter. Sehr glücklich sei er, wenn er ukrainischen Spielern zuschauen könne. Wie beispielsweise Margaryta Pesotska. „Ehrlich gesagt, sie spielt gut, aber sie wird nicht gewinnen“, legt sich Yaroslav fest. Total fokussiert verfolgt er die Spiele, schließlich will er sich weiterentwickeln und von den Großen etwas lernen. „Ich kann mir bestimmt ein paar nützliche Dinge abschauen“, glaubt der Jugendliche. In der neuen Saison will er dann auch Wettkämpfe bestreiten, um das Gefühl von Sieg und Niederlage erleben zu können.

Bleibt noch die Frage nach seinem Vater. „Er fühlt sich sicher und ist glücklich“, freut sich der Filius über jeden Videocall mit seinem Elternteil.

Tischtennisplatte im Keller in Beschlag genommen

Die 13-jährige Dasha aus Dnipro flüchtete mit ihrer Mutter kurz nach Yaroslav. „Vier Tage waren wir mit Auto, Bus und Zug unterwegs“, beschreibt der Teenagerin die Odyssee über mehrere Länder. Von Polen aus ging es zunächst nach Berlin, ehe sie im Raum Augsburg landete. „Wir leben bei einer Familie, die uns über Tischtennis erzählte und meinte, dass sie eine Platte in ihrem Keller stehen hat.“ Der Ehrgeiz nach einem paar Spielen war geweckt und Dasha wurde beim Tischtennisverein vorstellig. Auch sie trainiert viermal die Woche dort mit und geht ansonsten in Gersthofen auf ein Gymnasium. Ihr Deutsch ist schon etwas besser, aber ihr kommt zupass, dass es dort eine ukrainische Lehrerin gibt. Auch sie verfolgt interessiert die EM-Spiele. „Ich kenne bereits ein paar Sportler, da ich mir bei Youtube Videos von ihnen angeschaut habe.“

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