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Sonstiges  

Abschied vom Leistungssport

Jürgen Hegenbarth sagt leise Servus, schließt aber ein Comeback nicht ganz aus

30 Jahre lang immer mit voller Kraft am Tisch - und einer der Besten in Deutschland: Jürgen Hegenbarth. Fotos: BTTV-Archiv

Jürgen Hegenbarth war einer der herausragenden Tischtennisspieler Bayerns in den vergangenen drei Jahrzehnten. Der 42-Jährige, der aus Burghausen stammt und seit vielen Jahren schon in Bayreuth lebt, war unter anderem deutscher Mannschaftsmeister mit dem ATSV Saarbrücken und stand mit diesem Verein 1992 auch im Europapokalfinale der Landesmeister. Er spielte jahrelang in der 1. Bundesliga für Steiner Bayreuth, FC Bayreuth und ATSV Saarbrücken, war mehrmaliger süddeutscher und bayerischer Meister. Zuletzt schlug er für den TTC Fortuna Passau in der 2. Bundesliga Süd auf. Nach dieser Saison hat Jürgen Hegenbarth seinen Abschied vom Leistungssport erklärt.

Waren die Deutschen Meisterschaften im März 2011 in Bamberg der krönende Abschluss einer überaus erfolgreichen Karriere?

Jürgen Hegenbarth: Es war eine gelungene Abschiedsveranstaltung – und ein tolles Gefühl, sich vor einer so großen Zuschauermenge nochmals präsentieren und auch eine derart großartige Unterstützung erfahren zu dürfen. Ich habe es einfach nur genossen, und dies hat mich schließlich bis ins Achtelfinale getragen. Es war eine Atmosphäre wie in alten Zeiten, als ich zur erweiterten deutschen Spitze gezählt habe.

Warum ist für Sie mit 42 Jahren schon Schluss mit Tischtennis?

Jürgen Hegenbarth: Ich betreibe Tischtennis seit meinem sechsten Lebensjahr. Mit zwölf Jahren war ich im deutschen C-Kader, und seitdem bestimmte Tischtennis mein Leben. Irgendwann merkt man, dass man nicht mehr an die alte Leistungsstärke herankommt. Ich hätte wohl noch einige Jahre 2. Bundesliga spielen können, aber der Reiz ist nicht mehr der, der er einmal war. Und unterklassig möchte ich nicht spielen. Zudem habe ich einen zeitraubenden Beruf, so dass die letzten Jahre für nichts anderes mehr Zeit blieb. Deshalb ist die Entscheidung so gefallen.

Wird man Jürgen Hegenbarth gar nicht mehr am Tisch sehen?

Jürgen Hegenbarth: Das kann ich heute noch nicht sagen. Im Moment fehlt mir Tischtennis nicht. Ich habe mir aber vorgenommen, ab August zumindest einmal pro Woche zu trainieren. Ich bin beim TTC Fortuna Passau weiterhin auf der Rangliste und habe dort meine Bereitschaft erklärt einzuspringen, sofern ein Spieler für einen längere Zeit ausfallen sollte. Wer weiß, vielleicht gibt es ja ein Comeback…

Was waren die Glanzlichter in Ihrer Karriere?

Jürgen Hegenbarth: Ein Höhepunkt war sicher der bayerische Meistertitel 1986 im Herren-Einzel. Niemand, auch ich selbst nicht, hatte mir diesen großen Wurf zugetraut. Es gab ein Wahnsinns-Finale gegen Witold Woznica, in dem ich aussichtslos zurücklag, das Spiel aber vor einem begeisterten Publikum in Langweid noch drehte. Weitere Glanzlichter waren zwei süddeutsche Titel und der dritte Platz im Einzel bei den deutschen Meisterschaften im Jahr 2000. Zudem erinnere ich mich an Siege gegen die Weltmeister Jörgen Persson, Fan Changmao, Jörg Rosskopf und Steffen Fetzner. Solche Spiele vergisst Du nicht…

In Burghausen, ihrem Heimatort, begann ihre Karriere. In Bayreuth, ihrer zweiten Heimat, endet diese. Wer hat Sie in den drei Jahrzehnten Leistungssport besonders geprägt?

Jürgen Hegenbarth: Eva Jeler wegen der Schulung der grundlegenden Technik. Li Shusen hat mir das Topspin-Spiel gelernt. Denn ich konnte zuvor so gut wie keinen Rückhand-Topspin spielen. Dieser wurde später zu meiner besten Waffe. Und Glenn Öst hat mein Spiel durch neue Ideen und Taktiken sehr bereichert.

Sie haben die goldene Zeit des Bayreuther Tischtennis (1. Bundesliga mit Steiner Bayreuth und FC Bayreuth) mit gestaltet. Derzeit spielt die höchste Bayreuther Mannschaft in der Landesliga. Wird es noch einmal so eine Tischtennis-Euphorie in Bayreuth geben?

Jürgen Hegenbarth: Tischtennis lebt in höheren Spielklassen vom Engagement von Sponsoren. Und es fehlt in Bayreuth an gut qualifizierten Trainern, die im Jugendbereich die Kinder technisch nach vorne bringen. Ich sehe im Moment keinen Anhaltspunkt dafür, dass Bayreuth demnächst auf der Tischtennis-Landkarte ein Ausrufezeichen setzen wird.

Was macht Jürgen Hegenbarth künftig in seiner Freizeit?

Jürgen Hegenbarth: Ich mache drei bis vier Mal pro Woche Sport. Ich gehe ins Fitness-Studio, laufe oder fahre mit dem Rad. Jetzt lerne ich endlich mal die Gegend um Bayreuth herum kennen.

Ihr Sohn Patrick spielt auch Tischtennis. Wird man Sie künftig auf Turnieren als Trainer sehen?

Jürgen Hegenbarth: Nein, das wird wohl nicht passieren. Patrick hat mit Tischtennis so gut wie abgeschlossen. Er spielt in Bayreuth bei den Tigers mit Begeisterung und Leidenschaft Eishockey. Er soll den Sport machen, den er gerne macht, und er spielt wirklich schon ziemlich gut. Er hat große Ziele und ich werde ihn, so gut ich kann, unterstützen.

Bitte vervollständigen Sie abschließend noch folgenden Satz: Jürgen Hegenbarth wird 2015 deutscher Seniorenmeister...

Jürgen Hegenbarth: …sofern er ohne Tischtennis auf Dauer nicht leben kann und den Ehrgeiz vergangener Jahre aufbringen kann. Ob dies passiert, steht allerdings in den Sternen.

Mach´s gut: Michael Plattner wünscht seinem langjährigen Weggefährten aus Passauer Zweitbundesligazeiten alles Gute.
Für sein stets faires und vorbildliches Verhalten wurde Jürgen Hegenbarth im Jahr 2010 mit dem Hermann-Haagen-Gedächtnispreis des BTTV durch Präsident Claus Wagner ausgezeichnet.
Im Jahr 2003 wurde Jürgen Hegenbarth mit Christina Fischer bayerischer Meister im Mixed.
Beim 1. FC Bayreuth war Jürgen Hegenbarth (Zweiter von links) von 1994 bis 1997 Stammspieler in der 1. Bundesliga.
In den späten achtziger und in den neunziger Jahren spielte Jürgen Hegenbarth für die Bundesligisten Steiner Bayreuth, ATSV Saarbrücken und 1. FC Bayreuth.
Beim SV Wacker Burghausen fing die außergewöhnliche Karriere von Jürgen Hegenbarth an.

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