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Personal/Hintergrund   Corona  

"Wir streben eine bundesweite Lösung an"

BTTV-Vizepräsident Sport, Gunther Czepera, spricht über Corona und die Folgen

Gunther Czepera (Foto: Nils Rack)

Infolge der Corona-Pandemie und den notwendigen gesellschaftlichen Maßnahmen ist der Sport lahmgelegt. Der BTTV hat die Saison 2019/2020 am vergangenen Freitag für beendet erklärt, DTTB und die 17 weiteren Landesverbände bisher die Spielzeit nur ausgesetzt. Im Interview spricht BTTV-Vizepräsident Sport, Gunther Czepera, über diese Entscheidung und mögliche Konsequenzen.

Warum hat der BTTV die Saison für beendet erklärt und nicht – wie andere Verbände – zunächst nur ausgesetzt?
Gunther Czepera:
Wir haben sehr lange darüber diskutiert und sind dann übereingekommen, dass ein Aussetzen zu nichts führt. In vier Wochen würden wir vor den gleichen Problemen stehen, falls es dann überhaupt weitergehen kann.

Was sind die konkreten Argumente pro Abbruch gewesen?
Czepera:
Es sind einfach zu viele offene Fragen, darunter: Wie geht es überhaupt weiter in unserer Gesellschaft? Welche Maßnahmen seitens der Politik kommen vielleicht noch zusätzlich? Wie entwickelt sich die Ausbreitung? Angenommen der Sportbetrieb könnte – was ich nicht glaube – wieder anlaufen, stehen wir zudem vor mehreren Problemen. Wie sollen unsere 350 Spielleiter die noch offenen Termine so kurzfristig handeln, wie sollen sie vorgehen? Es gibt einen Rahmenterminplan, die Zeiten sind begrenzt. Manche Mannschaften haben noch fünf, andere vielleicht nur noch zwei Spiele zu spielen. Tischtennis ist zudem ein Hallensport. Nicht jeder Verein kann mal einfach so in eine Halle. Es wird andere Sportarten geben, die auch auf Zeiten pochen. Im Fußball, wo man einen Sportplatz hat und nicht auf eine Halle angewiesen ist, ist das eventuell etwas anderes. Meines Erachtens ist es utopisch, in vier Wochen den Spielbetrieb wieder aufzunehmen. Die Argumente sprechen für einen Abbruch.

Gibt es weitere Gründe?
Czepera: Im Tischtennis ist die Altersstruktur eine andere. Wir haben viele Seniorinnen und Senioren, die zur Risikogruppe gehören. Da kann man doch in vier Wochen nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Ein weiterer Punkt: Man kann vier Wochen quasi gar nicht trainieren und soll dann die Saison zu Ende spielen. In vier Wochen wird die Pandemie auch nicht einfach vorbei sein. Wer weiß, wie lange uns das beschäftigt, möglicherweise bis zur neuen Saison, die hoffentlich stattfinden kann. Wir werden uns an der Politik und den Medizinern orientieren. Da kommt ggf. noch einiges auf uns zu.

Es wird bereits diskutiert, wie nach dem Saisonabbruch eine Wertung der Tabelle, also auch über Auf- und Abstieg, vorgenommen werden kann. Was ist darüber zu sagen?
Czepera: Wir streben eine bundesweit einheitliche Lösung an. Ich habe bei den Sportwarten in den Bezirken ein Meinungsbild abgefragt. Unsere Empfehlung werde ich dann dem DTTB weitergeben, der wiederum die anderen Landesverbände befragt. Egal wie letztlich die Entscheidung ausfällt, es wird Härtefälle geben. Die Möglichkeiten sind ja bekannt: Man könnte nach der Hinrunde oder die aktuellen Tabellenstände werten oder die Saison komplett annullieren. Es gibt Personen, die schon vorgeschlagen haben, die restlichen Spiele „virtuell“ zu berechnen. Bis da eine Entscheidung fällt, wird es noch andauern. Uns ist wichtig, dass die Entscheidung von allen in Tischtennis-Deutschland mitgetragen wird.

Nicht nur der Mannschafts-Spielbetrieb muss mit den Konsequenzen leben.
Czepera:
Im Individualspielbetrieb wird es auch viele offene Fragen geben. Hinzu kommen die ganzen Sitzungen, die wegfallen. Was passiert im BTTV mit den Bezirkstagen, mit unseren Gremien, dem Verbandsausschuss und dem Verbandshauptausschuss. Für den 4. Juli haben wir eigentlich einen Festakt „75 Jahre BTTV“ geplant. Bislang ist noch nichts abgesagt, das BTTV-Präsidium verfolgt aber ständig die Entwicklungen. Wir werden noch viele Dinge zu klären haben, an die wir jetzt vielleicht noch gar nicht denken.

Du bist seit 15 Jahre Vizepräsident Sport. Corona und die Auswirkungen sind eine neue Dimension.
Czepera:
Man denkt, man hat schon alles gesehen und dann kommt so etwas. Ich habe in den 15 Jahren jedes Jahr etwas Neues erlebt, schwierige Entscheidungen, Einführung click-TT, die bundesweite Rangliste, usw. Ich würde mir einfach mal ein ganz normales Tischtennis-Jahr wünschen. Momentan ist der Sport aber das Unwichtigste.

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