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Neues aus den Vereinen  

Zwei lumpige Punkte

Bad Königshofen unterliegt mit der knappsten aller Entscheidungen gegen Düsseldorf – 1207 Zuschauer

1. Bundesliga Herren
TSV Bad Königshofen – Borussia Düsseldorf 2:3

Kommt er oder kommt er nicht. Er kam wieder nicht. Timo Boll und der TSV Bad Königshofen: Das gab es nur ein Mal, bei den Deutschen Meisterschaften im Finale gegen Kilian Ort. Doch so viel schon an dieser Stelle: Spätestens, als Bad Königshofen 1:0 in Führung gegangen war und als es insgesamt dreieinviertel Stunden die Hand ganz nah dran am Sieg hatte, da dachte wahrscheinlich keiner der 1207 Zuschauer in der Shakehands-Arena an Boll. Sie waren voll und ganz in den Bann dieser Sportart und der sechs Sportler gezogen. Auch nicht am Ende, dem gar so bitteren, weil knapper nicht möglichen. Da konnte man nur Respekt empfinden, den Hut ziehen und eine Portion Mitleid schenken, das, was Sportler überhaupt nicht mögen.
Zwei lumpige Bälle der insgesamt 369, für statt gegen Ort und Co., und der TSV Bad Königshofen hätte den Primus von Deutschland und Europa zum zweiten Mal in die Knie gezwungen. Die zwei letzten Bälle zum 11:9 für den Sieger gegen den Besiegten im fünften Satz des fünften Spiels, im großen Finale dieses herrlichen Sport-Nachmittags. So aber blieb Mizuki Oikawa mit zwei Siegen der einzige, wenn auch nicht halbwegs glückliche Verlierer, während Kilian Ort und Bence Majoros im Schlussdoppel diese zwei Pünktchen gegen Källberg/Achanta fehlten.
Was hatte dieser kleine Japaner wieder mal für eine Vorstellung seiner hohen Tischtennis-Kunst gegeben. Nach dem 4:11 im ersten Satz schlich er bei Totenstille zu seinem Trainer zum Rapport. Nach dem 11:6 im zweiten tobte die Halle, nach dem dritten und vierten erst recht: 1:0 für den TSV! Wenn man so will, war das seine Pflicht und Schuldigkeit als der einzige in der Weltrangliste besser platzierte Königshöfer. Wann gibt es das schon!  Jetzt lag die Herkules-Aufgabe auf den Schultern von Bence Majoros gegen die Nummer 25 der Welt Kristian Karlsson – als Bauernopfer? - sich achtbar aus der Affäre zu ziehen. Er gewann sogar den dritten Satz und führte im vierten mit 9:8. Wer weiß, wenn er den durch gebracht hätte. Doch nix passiert: Zur Pause 1:1 und Kilian Ort gegen den Inder Kamal Achanta, der schon acht deutsche Meisterschaften mit Düsseldorf feierte und noch nie so gut in der Weltrangliste stand wie zurzeit, nahe an den Top-30.
Fortuna war diesen Tag eine Düsseldorferin,  keine von Kilian Ort, der sich selber wahrscheinlich am meisten Druck machte. 7:11 im ersten Satz, zwei Satzbälle, aber 12:14 im zweiten, und ein miserabler Start (0:6) in den dritten, in dem er sich noch auf 9:9 heran kämpfte, aber doch mit 9:11 verlor. 1:2 und Oikawa musste die Kastanien auch gegen Karlsson aus dem Feuer holen. Holte er, und wie! Nach 8:10-Rückstand klaute er noch den ersten Satz mit 12:10. Karlsson schüttelte sich, war aber stärker getroffen als zu vermuten war. Die Phantomschmerzen dieses Zahns, den ihm Oikawa soeben gezogen hatte, wirkten im zweiten Satz nach. Schnell lag der Schwede 0:3, 2:7, 5:9 hinten. Oikawa spielte da aber auch wie ein Tischtennis-Monster, gespenstisch starke Bälle, als wäre jede Variante sein Schokoladenball.
Und die beiden passten ganz einfach zusammen. Aber 11:8 hier und nach der Pflicht die Kür über 10:4 zum 11:6 im dritten Satz. Karlsson war vom Dach, hatte zum ersten Mal in Bad Königshofen verloren. 2:2 der Gesamtstand und der Königshöfer Lieblingskind, aber in der zweiten Liga, das Doppel, musste die Entscheidung bringen. Der erste Satz war der spannendste. Auf Augenhöhe ging´s bis 8:8, dann 8:10 gegen Ort/Majoros. Doch die beiden kamen noch einmal zurück, hatten vier Satzbälle, wehrten insgesamt vier ab und holten Durchgang 1 mit 17:15. Die Spannung war am Siedepunkt. Bence Majoros spielte nach dem dritten und vierten Satz im Einzel auch hier im Doppel sein bestes Tischtennis in der Shakehands-Arena, seit er hier ist.
Danach folgten drei ganz klare Sätze, in denen die vier jeweils weiter auseinander waren als am Ende. 6:11 verloren die Gastgeber den zweiten, gewannen den dritten 11:7 zur 2:1-Satzführung. Im vierten holten sie den Gegner ins Spiel zurück, gingen nach 1:7 mit 2:11 unter. Womit der psychologische Vorteil auf Seiten der Gäste lag. Würden Achanta/Källberg ähnlich zurück kommen wie acht Tage vorher gegen Bremen, wo sie ebenfalls die Kastanien aus dem Feuer holten? Ob die zwei Königshöfer in dem Moment daran dachten? Eher nicht, so wie sie sich zur Wehr setzten. Doch dann kam dieses gemeine Ende. „Es war doch alles so geil heute“, war ein Zuschauer nach diesen zwei ekligen Bällen zum 9:11 erst mal enttäuscht, als sich der Inder und der Schwede in den Armen lagen und von Karlsson, Omar Assar und Manager Preuß fast erdrückt wurden. Bei einer Niederlage wären die Play Offs der ersten Vier in weite Ferne gerückt, Fast so weit wie für die Königshöfer, die sich nun wieder mal umdrehen dürfen, wie es hinter ihnen aussieht.

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