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Mannschaftssport Jugend  

Gold für „Shake Hands“!

Tischtennisbezirk Unterfranken-Nord gewinnt den Bayernpokal der C-Schüler

Das Bild spricht Bände. Die Gewinner des diesjährigen Sparkassenpokals der bayerischen C-Schüler/innen in Eggolsheim (Ofr.) zeigen, wie sie es gemacht haben. Lukas Krönert, David Schlössinger, Kazuto und Koharu Itagaki, Katharina Buchs und Klara Tempcke (v.l.n.r.) genießen ihren großen Triumpf. Neben den Siegern des Spielbezirks Unterfranken-Nord freuen sich auch (fast) alle Mächen und Jungen der Spielbezirke Oberfranken-West (links, 2. Platz) und Unterrfranken-West (rechts, 3. Platz). Nicht auf dem Bild sind die Talente aus Unterfranken-Süd, die den 4. Platz erreichten. Das Turnier war fest in fränkischer Hand. (Foto: Daniel Schlössinger)

Wenn alle vorhandenen Kräfte genutzt werden, wenn die Hände für das Erreichen eines gemeinsamen Zieles gereicht werden, wenn sich Talent, kindliche Freude und erwachsene Fachkompetenz miteinander verbinden, dann ist Großes möglich.
Das haben die Jüngsten des Tischtennisbezirks Unterfranken-Nord am Samstag, 18. Mai im oberfränkischen Eggolsheim bei Forchheim eindrucksvoll demonstriert. Im Wettkampf der Top-C-Schüler/innen-Teams aller 16 Spielbezirke des bayerischen Tischtennisverbands holten sie den Pokal und setzten sich damit Bayerns Nachwuchskrone auf.

Das Bezirksteam
In sein Team aus Talenten der Jahrgänge 2008 und jünger hatte der Bezirk die Jungen David Schlössinger (TSV Bad Königshofen), Kazuto Itagaki (TSV Bad Königshofen) und Lukas Krönert (DJK Gänheim) und die Mädchen Koharu Itagaki (TSV Bad Königshofen), Katharina Buchs (TSV Bad Königshofen) und die frisch gebackene bayerische Mini-Meisterin Klara Tempcke (TSV Bad Königshofen) berufen. Und alle waren dem Ruf gefolgt. Damit war Unterfranken-Nord Turnierfavorit. Und nur so konnte der schöne Erfolg gelingen.

Die Itagaki-Zwillinge
Natürlich spielten die Itagaki-Zwillinge aus Bad Königshofen eine Schlüsselrolle. In der Kunst des Tischtennisspielens hervorragend ausgebildet, mit sonnigem Gemüt ausgestattet und wunderbar im Team integriert wurden die beiden ihren sportlichen Favoritenrollen gerecht und hielten ihr Team mit ihren Siegen in jeder Begegnung zuverlässig im Rennen. Koharu setzte sich in ihren fünf Einzeln ungefährdet in drei Sätzen durch. Selbst Sophie Schirm, die härteste Kontrahentin von Oberfranken-West konnte ihr an diesem Tag nicht wirklich gefährlich werden. Kazuto tat es in seinen vier Einzeln seiner Schwester gleich und gewann. In Fritz Schmittner von Unterfranken-West hatte er jedoch im letzten Einzel einen ebenbürtigen Gegner gefunden. Zunächst ging der Bad Königshofener mit zwei Sätzen in Führung und alles sah nach einem klaren Dreisatzerfolg aus. Dann aber drehte der Hofstettener auf und wurde vor allem in den Rallies immer stärker. Was die Zuschauer und Trainer zu sehen bekamen, war Nachwuchstischtennis vom Feinsten. Fritz setzte sich in den hochklassigen Ballwechseln immer öfter durch, glich aus und zwang Kazuto in den Entscheidungssatz. Nun zeigte der japanische Trainersohn, dass er zusätzlich zu seinem technischen Repertoire auch mit hoher Spielintelligenz ausgestattet ist. Er verlegte sich auf ein sehr variables und raffiniertes Aufschlagspiel, mit dem sein Gegner große Probleme hatte, und versuchte im Spielfluss mit gut gesetzten kurzen Bällen die Auseinandersetzung in Rallies zu minimieren. Der Erfolg gab ihm recht, der Sieg war sein.

David Schlössinger
Einen weiteren Trumpf hatte Unterfranken-Nord mit David Schlössinger im Ärmel. Eine Woche zuvor erst hatte der amtierende bayerische Vizemeister der C-Schüler beim Top-10-Ranglistenturnier der Jugend 13 (B-Schüler) im heimatlichen Bad Königshofen den vierten Rang belegt und eindrücklich demonstriert, dass er auch in der nächsthöheren Alterklasse zu den Topspielern des Freistaates gehört. In Eggolsheim gewann er seine fünf Einzel zwar, musste jedoch zweimal einen Rückstand aufholen. Gegen den zunächst bärenstark aufspielenden Namensvetter David Paulini von Unterfranken-Süd drohte gar die Niederlage. Mit den ersten Bällen des dritten Satz gelang es David (Nord), das Heft des Handeln an sich zu reißen und sich durchzusetzen. Das verunsicherte David (Süd) so sehr, dass er in diesem und auch in den folgenden beiden Sätzen nicht mehr zur anfänglichen Spielstärke zurückfand und recht deutlich verlor. Auch gegen Emil Philippin von Unterfranken-West gab es zunächst eine knappe Satzniederlage. Der folgte ein ebenso knapper Satzgewinn. Dann war der Durchbruch geschafft und der Sieg für das Team eingespielt.

Katharina Buchs
Der war auch dringend nötig. Denn das letzte Spiel des Tages war zugleich das schwerste und endete unentschieden. Aus der anfänglichen 3:0-Führung der Nord-Unterfranken machten die West-Unterfranken den 3:3 Endstand. Weder Katharina Buchs im Einzel noch die Doppel Kazuto Itagaki / Katharina Buchs und Lukas Krönert / Klara Tempcke konnten sich gegen die Übermacht behaupten. Das war einerseits der Mixed-Aufstellung, andererseits aber auch der fortgeschrittenen Zeit geschuldet. Denn  nach acht Turnierstunden zeigten einige Spieler Anzeichen von Erschöpfung. Besonders deutlich wurde dies an Katharina Buchs. Die Bad Königshofenerin kam in vier Einzeln zum Einsatz. Nur einmal, gegen Marlen Dubon (Ofr-Ost) schaffte sie einen glatten Dreisatzerfolg. Zweimal, gegen Anna Riederer (Opf-Süd) und Mariann Dubon (Ufr-Süd) wachte sie erst auf, als sie mit zwei Sätzen zurücklag, und drehte das Spiel mit einer beneidenswerten Ruhe und Gelassenheit. Nichts für schwache Nerven! Im letzten Spiel gegen Eva Xintian Gao funktionierte „das System Buchs“ dann nicht mehr. Die anfängliche knappe Satzniederlage konnte Katharina nicht mehr wett machen. Sie war zu müde, ihre Gegnerin zu stark.

Lukas Krönert, Klara Tempcke und eine meisterliche Trainerleistung
Hinsichtlich des sportlichen Resultate und der psychosozialen Prozesse vollbrachte Teamchefin Andrea Voigt ein wahrhaftes Kunststück. Mit ihren geschickten Aufstellungen ging sie immer wieder Risiko, aber mit Bedacht und der stets richtigen Einschätzung der Spielstärke der Gegner. Sie holte die an Position drei gesetzten „Ersatzspieler“ Lukas Krönert und Klara Tempcke, die den Bezirk im nächsten Jahr gemeinsam mit den Geschwistern Itagaki vertreten sollen, mitten ins Team, verhalf ihnen zu wertvollen Wettkampferfahrungen und mach­te sie zum integralen Bestandteil eines gemeinsamen Erfolgs. „Einwechslungen in der 89. Spielminute“ gab es nicht. In jedem der sechs Begegnungen waren die beiden im Einsatz und sie dankten ihrer Trainerin für das Vertrauen mit zwei Siegen in den Einzeln und vier Siegen in den Mixed. Zweimal spielten sie sogar Seite an Seite, in der Endrunde, und bezwangen zum Auftakt sogleich das Mixed von Unterfranken-Süd. Im zweiten und letzten Spiel gegen Unterfranken-West mussten sie sich geschlagen geben. In den anderen Mixed wurden sie „von den Profis in ihrem Team an die Hand genommen“.

Turnierform und Organisation
In den vergangenen Jahren war der Sparkassenpokal zweitägig angelegt. Nur sieben Bezirke waren vetreten, ein Gästeteam eines anderen Verbandes wurde dazugeladen. Nach Vollzug der Strukturreform waren es in Eggolsheim erstmals 16 Spielbezirke, die je ein Team aus mindestens zwei und höchstens drei ihrer besten Mädchen und Jungen zu bilden hatten. Diese Verbandsvorgabe konnte nur Oberbayern-Ost nicht erfüllen. Der Bezirk stellte kein Team. Oberpfalz-Süd half aus und ging mit zwei Teams an den Start. Außerdem kam es zu vereinzelten Bezirkskooperationen bei der Besetzung der Mädchenplätze. Die Teams der 16 Bezirke wurden in vier Vorrundengruppen auf­geteilt, die Gruppenköpfe gesetzt und die übrigen Teams dazugelost. In der Haupt­runde spielte jedes Team gegen die Gleichplatzierten der anderen Vorrundengruppen um die Plätze 1-4, 5-8, 9-12 und 13-16. Gespielt wurden zunächst vier geschlechterspezifsche Einzel (J1-J1, J2-J2, M1-M1, M2-M2, die nach Ranglistenpunkten aufgestellt werden mussten, danach zwei Mixed (MJ1-MJ1, MJ2-MJ2), die frei aufgestellt werden konnten. Alle sechs Spiele wurden ausgetragen und gewertet. Die Gesamtleitung lag heuer in den Händen des Bezirksjugendwartes von Mittelfranken-Nord Bernd Wohlhöfer, der den Vizepräsidenten Jugend auch bei der Siegerehrung vertrat. Die Turnierleitung und Durchführer DJK Eggolsheim machten ihre Sache sehr gut. Halle, Tische, Lichtverhältnisse und Verpflegung waren ausgezeichnet. Dennoch gab es aus Wohlhöfers Sicht einen Wermutstropfen. „Der Zeitplan erwies sich als zu eng kalkuliert und konnte leider nicht eingehalten werden. Inklusive Siegerehrung war das Turnier dann erst um 19:30 Uhr beendet“.  Von den Leistungen des bayerischen Tischtennis-Nachwuchses hingegen war er angetan. „Sportlich war es ein spannendes Turnier mit vielen knappen Spielen, die oft erst in den abschließenden Mixed-Begegnungen entschieden wurden.“ Und auch Verbandstrainer Cornel Borsos, unter dessen suchenden Augen die Leistungsschau stattfand, wird wohl die eine oder andere Erkenntnis über spitzensportrelevante Potenziale gewonnen haben.

Tischtennisregion Franken dominiert
Um Erkenntnisse ging es den beobachteten  Kindern indes nicht. Sie wollten Spaß haben und gewinnen. Und das taten vor allen anderen die C-Schüler/innen der vier benachbarten nördlichen Spielbezirke. Unterfranken-Süd wurde Vierter, Unterfranken-West Dritter, Oberfranken-West Zweiter und – schon beinahe zeichenhaft – in ihrer geografischen Mitte Unterfranken-Nord Erster, mit David Schlössinger (5:0), Kazuto (4:0) und Koharu Itagaki (5:0), Katharina Buchs (3:1) und Klara Tempcke (0:3) vom Bundesligisten aus dem nördlichen Grabfeld und Lukas Krönert (2:1) von der DJK Gänheim aus dem südlichen Werntal. Mit nur einem abgegebenen Punkt holten sie den Pokal nach Unterfranken-Nord und hatten damit - neben dem kindlichen Spaß in den Pausen - ihren sportlichen Spaß an den Tischen. Das machte nicht nur ihrer Trainerin, sondern auch den mitgereisten Eltern „großen Spaß“, ebenso ihrem Bezirksjugendwart. Am meisten freute der sich jedoch darüber, wie sich in Eggolsheim sportliche Höchstleistungen mit gegenseitigem Respekt und Teamgeist auch außerhalb der Halle verbunden haben: ein „Shake-Hands“-Projekt im besten Sinne des Wortes.

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