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Einzelsport Jugend  

Lernen vom Vorbild

Kolbermoorer Tischtennistalent Naomi Pranjkovic hat noch viele sportliche Ziele

In der abgelaufenen Vorrunde erzielte Naomi Pranjkovic eine hervorragende Bilanz. Foto: Erlich

Kolbermoor – Fast jeden Tag das gleiche Bild in der Kolbermoorer Turnhalle in der Breitensteinstraße. Von Nachmittag bis zum Abend herrscht Hochbetrieb.
Warum lässt sich leicht erklären: Der Tischtennis-Nachwuchs unter der Leitung von Antonio Golemovic, dem aber auch qualifizierte Trainer zur Seite stehen, übt. So manches Kind beherrscht die diversen Techniken mit dem kleinen weißen Ball, der gerade einmal 2,7 Gramm wiegt und dessen Durchmesser 40 Millimeter beträgt schon recht gut. Wenn man aber genauer hinschaut, kann man im hinteren Teil der Turnhalle zumeist ein abgegrenztes Feld sehen, in dem ein Mädchen trainiert, das zu den wohl derzeit größten Talenten zählt, das die heimische Tischtennisszene zu bieten hat.
Ihr Name: Naomi Pranjkovic, Spitzenspielerin in der dritten Bundesliga der Damen beim SV DJK Kolbermoor, der derzeit die Tabelle anführt und sehr gute Chancen hat, Meister zu werden. Zielstrebig und konzentriert drischt sie den Ball entweder mit der Vor- oder der Rückhand über das Netz und sorgt bei ihren Sparringspartnern – oftmals ist es ihr Vater Boris – dafür, dass auch sie sich anstrengen müssen, um das Spielgerät wieder zurückzubringen. Die Vorhandschläge sind eine der Stärken der 14-jährigen. Viele Punkte macht sie aber auch mit ihrem Aufschlag, den sie ebenfalls sehr gut beherrscht und verschiedene Varianten auf Lager hat. Eine ihrer Geheimwaffen besteht darin, dass sie den Ball in die Höhe wirft und die Kugel mit Rotation auf die andere Seite katapultiert. Mit der Sportart Tischtennis, die schnelle Reaktionen und Konzentration verlangt, kam Naomi Pranjkovic schon früh in Berührung. Vater Boris – er war Spitzenspieler in der ersten Liga in Kroatien und WM-Teilnehmer in Göteborg – sowie Mutter Silvia – sie war unter anderem mehrfache bayerische Meisterin sowie Europapokalsieger und auch Deutscher Meister mit dem TTC Langweid – gaben immer wieder Lehrgänge. Da lag es fast auf der Hand, dass es für sie auch in diese Richtung gehen könnte. Bevor sich die heute 14-jährige für die schnellste Ballsportart der Welt entschied, versuchte sich Naomi Pranjkovic beim Turnen, Ballett, Skifahren, Windsurfen und auch beim Klavierspielen, das sie sogar heute noch hervorragend beherrscht. Im Verhältnis zu den übrigen Sportmöglichkeiten war sie doch in der Sportart Tischtennis am erfolgreichsten. Eines ihrer großen Ziele ist natürlich Olympia. Allerdings ist dies ein harter Weg, der nur über Topleistungen erreicht werden kann. Hinzu kommen die berühmten kleinen Mosaiksteinchen wie beispielsweise internationale Turniere, Aufnahme in die diversen Kader und auch die Tatsache, teamfähig zu sein. Dass sie im Jugendbereich auf nationaler und internationaler Ebene sehr erfolgreich ist, hat sie in den letzten Monaten hinreichend bewiesen.
Aber auch im Erwachsenenbereich sorgte sie schon für viel Unruhe unter ihren Konkurrentinnen. Im Januar stehen die Bayerischen Meisterschaften der Damen und Herren in Neumarkt auf dem Programm. Da ist es durchaus möglich, dass sie vorne mit dabei ist. Im Gegensatz zur Konkurrenz, die älter ist als sie, kann sie ohne Druck spielen. Leistungssport und Schule sind oftmals schwer zu verbinden. Das Training – auch auf Lehrgängen – nimmt in der Regel viel Zeit in Anspruch. Da kommt es schon des Öfteren vor, dass Naomi Pranjkovic hin und wieder über längere Zeit in der Schule fehlt, wenn sie zu Veranstaltungen unterwegs ist. Das Nachwuchstalent des SV DJK Kolbermoor, das in die 10. Klasse des Gymnasiums in Bad Aibling geht, hat aber den Vorteil, eine sehr gute Schülerin (Notendurchschnitt 1,1) zu sein. Auch wenn sie das Fach Englisch nicht unbedingt ganz oben in der Beliebtheitsskala ansiedelt, so tut sie sich beim Lernen insgesamt recht leicht. Allerdings muss auch sie den versäumten Unterrichtsstoff nachholen. Dies geschieht unter anderem bei Fahrten zu diversen Lehrgängen oder Turnieren hauptsächlich im Zug. Und sollte sie einmal länger nicht in der Klasse sein, was auch des Öfteren vorkommt, so geben ihr ihre Schulkolleginnen Tipps, damit sie den versäumten Unterrichtsstoff jederzeit nachholen kann. Unterstützung erhält sie zudem durch die Schulleitung und ihren sehr nachsichtigen Rektor, der sie – auch aufgrund der sehr guten Noten – immer wieder für Turniere freistellt. Wenn sie dann doch einmal über einen längeren Zeitraum in Kolbermoor ist und nicht gerade trainiert so trifft sie sich gerne mit ihren Freundinnen oder geht einer weiteren Leidenschaft, nämlich dem Klavierspielen, nach. Auch wenn Naomi Pranjkovic schon sehr gut Tischtennis spielt, das eine oder andere kann sie sich doch noch von ihrem Vorbild abschauen. Hier handelt es sich um keinen Geringeren als Vladimir Samsov, der derzeit – wie auch Dimitrij Ovtcharov – beim russischen Champions League Sieger Fakel Oranienburg unter Vertrag steht. Trotz seiner 41 Jahre zählt er immer noch zu den besten Tischtennisspielern der Welt. Pranjkovic imponiert dabei dessen leichte Spielweise. Möglicherweise wird man in naher Zukunft noch mehr von dieser sehr sympathischen Nachwuchsspielerin hören, die im Januar die Möglichkeit hat, bayerische Meisterin der Erwachsenen oder im Februar Top-12-Siegerin zu werden.

Bericht und Fotos: Gerhard Erlich

Der sehr gut gefüllte Trophäenschrank im Zimmer der Gymnasiastin ist schon seit langem zu klein und hat seine Fortsetzung jetzt im Esszimmer. Foto: Erlich
Anlaufstelle bei Meisterschaftsspielen für taktische Besprechungen ist ihr Vater Boris, der auch die zweite Damenmannschaft coacht. Foto: Erlich
Im letzten Duell gegen ihre Ex-Kollegin Sarah Mantz blieb Naomi Pranjkovic siegreich Foto: Erlich

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