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Mannschaftssport Erwachsene   Neues aus den Vereinen  

Bad Königshofen schon wieder magisch

Nach 0:1 den Pokalsieger und Vizemeister Saarbrücken mit 3:1 entzaubert

Das ist Stoff, aus dem Helden gemacht werden. Ob das denn keine Sensation ist, wenn die Mannschaft, die vier Tage vorher noch nahe den Abgründen der Liga taumelte, beim Vizemeister, der seine letzten vier Spiele gewann, einen 3:1-Sieg nach 0:1-Rückstand holt? Diese Königshöfer, die von  allem Pech dieser Welt in dieser Runde umgetrieben werden, deren Martin Allegro am Donnerstag in Belgien an der Hüfte operiert wurde. Und deren japanischer Königstranfer Yukiya Uda aus verschiedenen Gründen erst in einem der sechs Spiele dabei war und erneut fehlte. Deren Bastian Steger zuletzt mehr Zeit auf der Liege beim Physio als an der Platte verbrachte. Wenn die nach 0:1-Rückstand in der Joachim-Deckarm-Halle gegen den 1. FC Saarbrücken TT, so wie ein Chat-Fan vorausgesagt hatte, „diesmal ohne Doppel gewinnen.“ Es war dies nach dem magischen Montag ein magischer Freitag im Saarland. 

Wer nämlich mit einem schnellen, negativen Ende gegen die zweitbeste deutsche Mannschaft der letzten zehn Jahre, den Deutscher Meister 2020, Vizemeister 21 und 22 sowie Pokalsieger 2022 wurde, gerechnet hatte, wurde eines Besseren belehrt. Das waren nicht die sieben Schlachtenbummler und Unterstützer des TSV. Schon eher die „220 Zuschauer plus ein trommelnder Störenfried“, so die Einschätzung von TSV-Manager und Chauffeur Andy Albert, die nicht im Entferntesten an das Königshöfer Publikum und die von ihm erzeugte Stimmung heranreichen konnten.

Dass die Meinung des ehemaligen Königshöfers Darko Jorgic von seinem Ex-Verein noch einmal um etliche Punkte anstieg, steht außer Frage. Er selber war von Trainer Wang Zi auf die Ersatzbank verbannt worden. Vielleicht, weil er in der vergangenen Saison von Kilian Ort 3:0 gedemütigt worden war. Wohl dem, der sich auf der Bank einen Top-20-er der Weltrangliste leisten kann. Sein Kader gibt diese Rochade her, an Wangs Entscheidung lag´s nicht einmal. Wen hätte Jorgic, der sich im Vorfeld so sympathisch über „die Königshöfer Jungs“ geäußert hatte, denn ersetzen sollen?

Der Tscheche Tomas Polansky, der noch nie ein Einzel gegen einen Königshöfer verloren hatte, schlug den TSV-Höhenflieger dieses Jahres Filip Zeljko mit 3:1. Die Trainer überraschten sich gegenseitig bei der Positionierung: Zeljko rückte von 1 auf 2, Polansky von 3 auf 1. Wenn überhaupt, war dieser Punkt noch am sichersten von den Gästen eingeplant gewesen. Doch Kilian Ort ging bei 0:1-Rückstand als der neue Einser in die Box und erwies sich in überragender Manier als eine wahrliche Nummer 1, als Leader im ureigenen Sinn. Sein Gegner war immerhin die Nummer 14 der aktuellen Weltrangliste, Patrick Franziska, der vielfache Medaillensammler bei Olympia, WM und EM  im Team mit Boll und Ovtcharov. Es war das Spiel der kurzen Ballwechsel, mit der ganzen Bandbreite taktischer und technischer Kniffe, zumal sich beide von vielen Lehrgängen des Nationalkaders bestens kennen. 

Und für Kilian Ort war es schlichtweg die Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen, was den engeren DTTB-Kandidatenkreis für Olympia 2024 betrifft. Er nutzte sie, und wie! Hoch konzentriert setzte er taktisch konsequent seinen Matchplan um und brachte die Aufstellungstaktik der Saarländer ins Wanken. Nach seinem 3:1-Sieg ging man mit 1:1 in die Pause. In der Andy Albert so was von überzeugt davon war, „dass wir heute zum ersten Mal hier in Saarbrücken gewinnen werden. Ich genieße es einfach, egal wie´s ausgeht.“

„Come on, Bad Königshofen“, postete Martin Allegro vom Krankenbett aus. Nur Filip Zeljko war enttäuscht. Doch dann folgte nach seiner Krankheits- und Verletzungspause das grandiose Comeback von Bastian Steger, die leibhaftige Mischung von innerer Ruhe und Balance einerseits, mit Aggressivität und jugendlicher Spritzigkeit und Beweglichkeit andererseits. Als ob die 41 Jahre spurlos an ihm vorübergingen. Gegen den Belgier Cedric Nuytink konnte ihn nicht einmal das Gezerre um dessen beschädigten Schläger und die Masche, ihn austauschen zu können, von der Rolle bringen. Den ersten Satz gab er noch unglücklich mit 11:13 ab. Dann war er nicht mehr zu halten, gewann 3:1 und brachte sein Team 2:1 in Führung. 

Gäbe es ein Schlussdoppel, dann diesmal ohne Ort und ohne Allegro. Oder würde „Killy“ alles selber regeln? Steger, er spielte selber 2010 – 2014 für Saarbrücken,  zeigte sich beeindruckt: „Um gegen Franz zu gewinnen, muss man schon extrem gut spielen. Der schafft auch den Polansky.“ Kilian Ort spielte an diesem Freitagabend wirklich überragend, zerlegte auch den Tschechen mit 11:3/11:9/11:8 und der Leader führte sein Team zum ersten Sieg in Saarbrücken. Was Bastian Steger zur Wochenbilanz animierte: „Es war eine super Woche mit zwei Siegen in vier Tagen. Jetzt können wir etwas entspannter ins Spiel gegen den Deutschen Meister Borussia Düsseldorf (am 27. November) gehen.“

 

1. FC Saarbrücken TT – TSV Bad Königshofen 1:3

Tomas Polansky – Filip Zeljko​  3:1

(10:12/11:7/11:8/11:8)

Patrick Franziska – Kilian Ort   ​1:3

(8:11/11:9/12:14/9:11)

Cedric Nuytink – Bastian Steger​  1:3

(13:11/10:12/4:11/9:11)

Polansky – Ort​  0:3

(3:11/9:11/8:11)

Zuschauer: 220

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