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Neues aus den Vereinen  

Ein Staubkörnchen auf der Tischkante

Ein souveräner Bastian Steger, ein wackelnder Mizuki Oikawa und „The Best of Filip“ Zeljkoentschieden das 3:0 und den sicheren Klassenerhalt für den TSV

1. Bundesliga Herren

TSV Bad Königshofen – TTC indeland Jülich 3:0

Mit derselben Besetzung, das heißt ohne Kilian Ort wie in den letzten neun Spielen, und nach dem mühsamen 3:2-Sieg eine Woche zuvor in Grenzau musste man erneut mit einer schweren Aufgabe für den TSV Bad Königshofen gegen den Vorletzten TTC indeland Jülich rechnen. Gewiss hätten die beiden Frontmänner Bastian Steger und Mizuki Oikawa das Zeug dazu, das Spiel allein in den Einzeln zu entschieden. Wobei Steger über eine hohe physische wie psychische Belastungsfähigkeit verfügt. Während Oikawa zurzeit die Sphinx im Team ist. Man weiß nicht so recht, wie es mit seiner aktuellen Form aussieht. In Grenzau rettete ihn und das Team nur noch sein Kampfgeist. Im Normalfall müsste er keinen Jülicher fürchten. Er will immer an die Fischers, Neuberts und Escherichs zurückgeben, was ihm in Bad Königshofen an Betreuung und Wertschätzung entgegengebracht wird.

Es kam aber doch ein Stück anders, als die Königshöfer selber und auch die Jülicher dachten. Es wurde eine Sache von drei Einzeln, die nach 140 Minuten gespielt waren. Was sich viel leichter anhört als es war. Relativ schnell, in 18 Minuten, hatte Bastian Steger den zurzeit etwa zehntbesten deutschen Spieler Dennis Klein bezwungen. Er machte das nicht gnadenlos, obwohl so wie der erste Satz (11:2) womöglich auch die nächsten zwei hätten laufen können. Mit 11:8 und 11:6 war es danach nämlich auch nicht viel spannender, weil der Qualitätsunterschied doch zu groß war. Kurzerhand ernannte der Hallensprecher Jürgen Halbig den TSV-Führungsspieler zum „Basti fantasti“ - 1:0, der Papierform entsprechend.

Ähnliches wäre eigentlich von einem Mizuki Oikawa gegen den Slowenen Deni Kozul auch zu erwarten gewesen: Das Hinspiel hatte er mit -7,-9,-9 gewonnen. Wenn dieser Kozul auch aus einem anderen Holz geschnitzt ist als Klein. Hier bewegte sich Oikawa, schon wieder nach Grenzau, fünf Sätze lang am Abgrund. 0:2 lag er zurück, seine Verunsicherung war unübersehbar. Doch Jürgen Halbig hätte „jede Wette angenommen, dass da noch was drin ist.“ Bei 5:6 im dritten Satz gab Oikawa sogar noch einen Fairness-Punkt zu, den die Schiedsrichter nicht gesehen hatten, aber die beiden Spieler. Der Ball habe sein Trikot berührt. Statt 6:6 also 5:7 und dann sogar 5:8. Nur drei Punkte entfernt war hier der Abgrund. Aber auf einmal war er da wie Phönix aus der Asche, nachdem sogar die ihn unermüdlich anfeuernden Zuschauer schon fast verstummt waren.

Von 5:8 marschierte er zum 11:8 durch mit einem sensationellen, jeder Prämierung standhaltenden Ballwechsel zu seinen Gunsten, zum 11:8 durch. Das Publikum erhob sich in Anerkennung für beide Spieler. Doch es stand ja erst 1:2 und ging in den vierten Satz. Die Wettquoten fielen, die Hoffnungen der Königshöfer stiegen. Die japanische Sprungfeder tanzte jetzt wieder – fast – wie in besten Zeiten. 11:8 auch hier zum Satzausgleich und der fünfte, in dem ihm der Slowene, der mit einer 2:11-Bilanz und der Weltranglistenposition 94 angereist war, wieder davon rannte – bis zum 5:8. Bei 10:9 die erste Führung für Oikawa. Und dann entschied ein Ball das Match, der vielleicht ein Staubkörnchen auf der Tischkante bei Kozul noch berührt hatte, aber von keinem angezweifelt wurde. Das Glück war zurück – bei Oikawa und beim TSV.

Jetzt musste also das Duell der Dreier entscheiden, ob es eine lange Geschichte würde oder ein 3:0-Sieg des TSV. Und den sollte ausgerechnet Filip Zeljko besorgen, der mit 0:9-Bilanz amtierende Publikumsliebling in der Shakehands-Arena, gegen den Besten der Jülicher (5:7), den Belgier Robin Devos (111), der etwa 250 Weltranglistenränge besser platziert ist. Doch gegen den Besten von Jülich spielte Zeljko „The Best of Filip“ - und spannte dabei, wei gewohnt, mehrfach seine Fans auf die Folter. „Mir gefällt das Up and Down meines Spiels auch nicht. Aber heute bin ich einfach glücklich“ kommentierte er seine Vorstellung. Nach 10:3-Führung rettete er sich im ersten Satz zum 11:8, verlor den zweiten nach 6:6 mit 7:11. Seine Fans feuerten ihn nach der Melodie von „We will, we will rock you“ unverdrossen mit  „Filip, Filip, Zeljko“ an. „Ich denke, in einer fremden Halle hätte ich dieses Spiel nicht gewonnen“, gab er ziemlich unverschlüsselt ein Kompliment zurück.

Er gewann den dritten Durchgang mit 11:6, verlor den vierten nach 8:4-Führung, drei Punkte vor dem Ziel, mit 9:11. Und kämpfte sich im fünften trotz 0:4- und 4:8-Rückstand heran, ging zum ersten Mal zum 10:9-Matchball in Führung. Den zweiten verwandelte er unter dem tosenden Jubel der Arena und mit glasigen Augen seinerseits hinterher zum 12:10 - seinem ersten Saisonsieg, brüllte seine ganze Erleichterung aus sich heraus und ließ sich von seinen Teamkollegen hochleben. So ist er eben: Mal Weltmeister, mal Kreismeister und mit seinem Kämpferherzen der beliebteste Filip von Bad Königshofen.

     

Ergebnisse:

TSV Bad Königshofen – TTC indeland Jülich 3:0

Bastian Steger – Dennis Klein            3:0

(11:2/11:8/11:6)

Mizuki Oikawa – Deni Kozul 3:2

(8:11/7:11/11:8/11:8/11:9)

Filip Zeljko – Robin Devos                3:2

(11:8/7:11/11:6/9:11/12:10)

Zuschauer: 403

Oberschiedsrichter: Sven Trautwein

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