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Neues aus den Vereinen  

TSV Bad Königshofen schlägt den deutschen Meister

TSV Bad Königshofen – 1. FC Saarbrücken TT 3:1

Man möge doch bitte die Kirche im Dorf lassen, wurden vor diesem letzten Spiel des Jahres gegen den amtierenden Deutschen Meister und Championsleague-Finalteilnehmer vom Freitagabend 1. FC Saarbrücken TT Optimisten belehrt, keinen Sieg zu erwarten, den vierten in Serie, den ersten gegen diesen Verein überhaupt im siebten Anlauf. Doch was, fragten sich die paar Helfer in der Halle nach diesem Spektakel in der Shakehands-Arena und die Fans am Livestream, soll denn diese Mannschaft noch aufhalten, die nur so strotzt vor Selbstvertrauen. Die aufspielte, dass den Saarländern mitunter nur Kopfschütteln blieb. Verzockt hatten die sich vermutlich. Gut, einen Darko Jorgic als Ersatzmann zu nominieren, mag man noch verstehen. Nach dem China-Bubble-Weltcup-Spektakel, den Nachhol-Spielen und denen in der in einer Woche in Düsseldorf durchgezogenen Championsleague. „Ich habe wegen Problemen mit der Schulter sicherheitshalber ausgesetzt. Aber Polansky ist auch ein Guter“, verriet der Ex-Königshöfer Jorgic draußen auf der Bank, als er noch an die Wende glaubte.
Wenn es hätte sein müssen, wer weiß? Aber den Besten, die Nr. 16 der Welt, Patrick Franziska, auf 3 zu stellen, der gegen Bad Königshofen immer zwei Einzel gewann, war vermutlich dem Respekt den Königshöfern gegenüber geschuldet, den diese nach drei Siegen in Folge angehäuft haben. Irgendwie müsse man die überraschen. Das hätte Kun/Franziska im Doppel bedeutet. Die zwei Siege hätten dann diese beiden im Einzel holen sollen. Oder Polansky ein Einzel. Doch selbst Chinesen haben ihren Schrecken inzwischen verloren, den sie immer dem ehemaligen Underdog TSV einflößten. Beim TSV-Leader Bastian Steger sah es zunächst aber nicht danach aus: Mit 0:4 in den ersten Satz gestartet, mit 5:11 verloren. Es wird ja immer hervorgehoben, wie wichtig die ersten Punkte in einem Satz sind.
Würde man mit 39 noch seine Lektion aus einem Satzverlust in dieser Höhe lernen können? Noch oder erst recht? Basti Steger ja. Er stellte ein bisschen um, ging mit 5:0 in Führung und zog zum 11:1 durch. Auch im dritten Satz passte es von Anfang an: Über 2:0 und 6:1 zum 11:4. Solche Schlappen hat Shang Kun in Europa noch nicht oft bezogen. Was für eine Präsenz und Dominanz von Steger, was für eine Demonstration seines Könnens, auch wenn es enger zuging wie im vierten Durchgang. Es war hier ein viel härter verdientes Brot: 0:2, 6:8, 9:9, und beim 11:9 war die Steger-Faust oben – völlig überraschende 1:0-Führung für die Gastgeber.
Nun also der „Goldjunge aus Kroatien“, wie ihn der Erstz des Ersatz-Hallensprechers Udo Braungart nannte. Filip Zeljko, rundum erneuert und verbessert bei allen Schlagvarianten, ausgestattet mit einer tollen körperlichen Fitness und Selbstbewusstsein mit seiner 4:4-Einzel-Bilanz, war die Nummer 2. Nicht mehr der Ersatzmann, eine Notlösung oder irgendeine taktische Variante, wenn jemand verletzt ist: Erarbeitetes Vertrauen! Gegen den Tschechen spielte er so dominant und bestimmte den Spielplan wie er wollte, dass er vom Gegner nicht in seine vermeintlich schwächere Rückhand festgenagelt wurde. Und eine ehrliche Haut ist er auch, die gleich beim zweiten Ball im ersten Satz ungefragt einen Kantenball zugab. 11:7 am Ende des ersten Durchgangs.
Im zweiten bewies er seine mit seiner Physis und den Erfolgen mitgewachsene neue Psyche. Kein Nervenflattern mehr, wenn´s auf das Satzende zugeht. Bei 9:10 und 10:11 zwei Satzbälle abgewehrt und den eigenen zweiten zum 14:12 verwandelt. Im dritten schrie er sich vor jedem Aufschlag, bei jedem Ballkontakt und nach jedem Punktgewinn in Ekstase, in Zahlen zum 11:4 - und 2:0 für seine Mannschaft – nach einer knappen Stunde.
Jetzt ging es im Dreier-Duell für Kilian Ort (24) gegen ein echtes Kaliber, den heißen Olympia-Kandidaten Patrick Franziska (28), der schon dort ist, wo er selber noch hin will. Und er ist auf einem sehr guten Weg in den letzten Wochen. Wobei dennoch das glatte 11:4 für ihn im ersten Satz überraschte. Selbst den DJ Gabriel Erhard, der beim Satzwechsel „We will rock you“ von Queen auflegte. Vielleicht einen Tick zu früh, aber nicht unberechtigt. „Killy“ war trotz der klar verlorenen Sätze 2 und 3 auferstanden wie Phönix aus der Asche und hatte im vierten Satz bei 10:4 sechs Satzbälle. Dann landeten zwei eigene Aufschläge hintereinander im Netz zum 10:6. Franziska kam nach Timeout bei 10:8 immer näher und zum 10:10 ran. Ort fing sich, siebter Satzball zum 11:10 und dennoch 11:13. So nah war er noch nie dran, diesen Riesen (WR-16.) zu besiegen. Nur noch 2:1.
Aber da war ja noch Basti Steger, dem im Einser-Duell gegen Polansky der Matchpunkt zuzutrauen war. Den ersten und zweiten Satz diktierte und dominierte er nach Belieben. Im dritten lag er nur bis 0:2 zurück, gewann mit dem ersten Matchball zum 11:9 den Satz, das Match und die Partie gegen den Deutschen Meister. Mit dem man nach Punkten (12:10) gleichzog und das Thema Klassenerhalt zum Langweiler machte. Nur gut bei dieser Form, dass es schon am 3. Januar weitergeht: An selber Stelle mit der Revanche gegen Ochsenhausen.     
Ergebnisse:
Bastian Steger – Shang Kun        3:1
(5:11/11:1/11:4/11:9)
Filip Zeljko – Tomas Polansky    3:0
(11:7/14:12/11:4)
Kilian Ort – Patrick Franziska    1:3
(11:4/6:11/5:11/11:13)        
Steger – Polansky            3:0
(11:5/11:3/11:9)

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