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TTBL: Der Traum von den Playoffs ist ausgeträumt

Außer Basti Stegers Geburtstag gab es gegen Saarbrücken nichts zu feiern in der Shakehands-Arena

Der erhoffte Coup ist ausgeblieben. Der TSV Bad Königshofen verlor sein drittletztes Saisonspiel der Tischtennis-Bundesliga gegen den Championsleague-Finalisten 1. FC Saarbrücken TT mit 0:3, während gleichzeitig der Konkurrent Post SV Mühlhausen in Bergneustadt 3:0 gewann und sich mit vier Punkten Vorsprung auf Platz vier absetzte. Die Saarländer, die man noch im Hinspiel 3:1 besiegen konnte, werden dagegen ihre Serie fortsetzen, nach der sie seit 2010 jede Saison die Playoffs erreichten und seit 2018 sogar ununterbrochen ins Finale einzogen. Von dem faden Beigeschmack war nach nur zwei Stunden Spielzeit auch nichts mehr zu schmecken. Schließlich hatten sie erst kürzlich gegen Grünwettersbach mit einer ganz anderen Besetzung 0:3 verloren – Wettbewerbsverzerrung hin oder her. In der Shakehands-Arena brachten sie ihre absolute Top-Besetzung an den Tisch, bis unter die Haarspitzen motiviert überdies nach jener Hinspielniederlage.
An diesem Sonntag hatte schon alles seine Richtigkeit, die man sich halt regelmäßiger wünschte. Der Sieg der Saarländer geht auch in dieser Höhe völlig in Ordnung. Dass sie für Bastian Steger kein Geburtsgasgeschenk dabei haben würden, davon war auszugehen. Dass sie ihm und Kilian Ort aber das Fell mit 3:0 über die Ohren ziehen würden, war auch nur deshalb möglich, weil bei ihnen alles passte und bei den Königshöfern wenig. „Wie schön, dass du geboren bist, wir hätten dich sonst sehr vermisst“, sangen die 758 Zuschauer ihrem Basti unmittelbar vor seinem Eröffnungs-Einzel gegen den Japaner Takuya Jin ein Geburtstagsständele. Um 13 Uhr gab´s den ersten Ballwechsel, um 12.58 Uhr vor 42 Jahren wurde der Königshöfer Einser geboren. Da half auch nicht, dass der TSV-Coach Koji Itagaki diesen Jin vier Jahre lang trainiert und in die japanische Spitze gefördert hatte.
Hier waren zwar Riesen-Ballwechsel zu bestaunen. Im Endeffekt hatte aber der wie aufgedreht spielende, kämpfende und sich selber feiernde Jin die gefährlicheren Angaben zu bieten und so viel mehr Druck in seinen Schlägen, dass selbst der „Mister Zuverlässig“ des TSV kein probates Mittel fand, dessen Dominanz Einhalt zu gebieten. Gewiss gibt es an einem Geburtstag um diese Zeit Schöneres als ein Match mit so großer Bedeutung 0:3 zu verlieren. Einen Basti haut das aber bestimmt nicht um. Ob die musikalischen Glückwünsche unmittelbar vor seinem Match seiner Konzentration in dem Moment förderlich waren, ist schon eine andere Frage.
Von Filip Zeljko hatten die Königshöfer gegen den Team-Olympiazweiten Patrick Franziska, Nr. 13 der Weltrangliste, am wenigsten einen Sieg auf der Rechnung. Der hat zum Beispiel in den letzten Jahren die drei besten Chinesen Fan Zhendong, Xu Xin und Ma Long geschlagen, im Hinspiel aber gegen Kilian Ort verloren. Und Zeljko hat Franziska vor einem Dreivierteljahr beim WTT-Turnier in Tunis geschlagen. In diesem Spiel hatte er bis auf zwei winzige Pünktchen (9:11 im fünften Satz) die Überraschung zum Greifen nahe, hätte für den TSV ausgleichen und alle Chancen auf die Überraschung auf Reset stellen können. Im ersten Satz gab es bereits ein Hauen und Stechen auf Augenhöhe und hohem Niveau. Einen Satzball wehrte er ab, seinen vierten verwandelte er zum 15:13, und die Halle tobte. Als der zweite und dritte Satz 9:11 und 8:11 verloren waren, ergab er sich aber nicht seinem Schicksal, sondern kam im vierten mit 11:9 zurück.
Und die beiden Modell-Athleten lieferten sich auch im fünften Satz einen Tanz auf der Rasierklinge, dem der enthusiastisch angefeuerte Filip Zeljko nach Führungen bis zum 8:7 mit 9:11 zum Opfer fiel. Das Publikum dankte ihm am Ende seinen Einsatz und Kampfgeist mit frenetischen „Filip-Filip“-Rufen - als ob er soeben gewonnen hätte. Wo gibt’s denn so was?
Dann kam Kilian Ort nach längerer Team-Abstinenz zum Comeback in die Box: gegen keinen Geringeren als seinen ehemaligen Teamkollegen  (2017/18) Darko Jorgic, aktuell die Nr. 10 der Welt und in bestechender Galaform. Erst vier Tage zuvor hatte er beim Grand Smash of Singapore Kilian Ort auf dem Weg in die letzten 32 in drei engen Sätzen ausgeschaltet. Diesmal waren es wieder nur drei Sätze, aber klarer. Es war Darko anzumerken, dass es ihm Spaß machte, sich den Königshöfern rein sportlich undankbar zu erweisen, die ihn bei seiner Vorstellung überaus herzlich und langanhaltend mit „Darko-Darko“-Rufen begrüßt hatten. Kilian Ort hingegen war seine Anspannung bis zum Zerreißen schon vorher anzusehen, wohl wissend, dass nach seiner langen Verletzungspause und so wenig Training seine Form gegen diesen pumperlgesunden Jorgic noch nicht reichte.
Mit vier Punkten Rückstand reist die TSV-Truppe schon diesen Dienstag zum vorletzten Saisonspiel nach Bergneustadt (Beginn 19 Uhr). Das Erwachen aus dem Traum von den Playoffs fand aber schon am Sonntag statt.   

TSV Bad Königshofen – 1. FC Saarbrücken TT 0:3
Bastian Steger – Tukaya Jin         0:3
(8:11/9:11/4:11)
Filip Zeljko – Patrick Franziska    2:3
(15:13/9:11/8:11/11:9/9:11)
Kilian Ort – Darko Jorgic           0:3
(4:11/7:11/7:11)

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