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Gemeinsam stärker?

Da im Tischtennis die Zahl der Frauenteams sinkt, wurde die Grenze zu den Männern geöffnet. Stimmen aus der Region.

Grafik: Weibliche Teams im Bezirk Schwaben (Quelle: BTTV, Grafik: Stefan Beckmann).

(Dieser Artikel erschien zuerst am 3. April 2024 in der Allgäuer Zeitung. Vielen Dank für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung auf der BTTV-Seite des Bezirks Schwaben-Süd.)

Von Stefan Beckmann

Gemeinsam stärker?

Da im Tischtennis die Zahl der Frauenteams sinkt, wurde die Grenze zu den Männern geöffnet. Stimmen aus der Region.

Rapide bergab gegangen ist es in den letzten Jahren mit dem Mannschaftsspielbetrieb im Frauen-Tischtennis. Im Bezirk Schwaben-Süd hat sich die Zahl der Teams in den letzten zehn Jahren halbiert (siehe Grafik). Nur 17 der 102 Vereine im Bezirk stellen ein Frauenteam. Die Auswirkungen sind auch auf Verbandsebene spürbar, wo in manchen Ligen die Sollstärke - früher zehn, heute acht Teams - nicht mehr erreicht wird. Bei dieser Entwicklung muss berücksichtigt werden, dass der Verband seit rund acht Jahren den Frauen Stück für Stück ermöglicht hat, parallel oder alternativ bei den Männern zu spielen. 

Was hat diese Öffnung bewirkt? Angelika Köth (SG Dösingen) sagt: „Dadurch, dass einzelne Frauen zu den Männern wechselten, brachen viele Frauenmannschaften auseinander.“ Ähnlich sieht es Susanne Fackler (TSV Heising), die wie Köth bei den Frauen spielt: „Zu Beginn fanden es manche Frauen super, auch bei den Männern mitzuspielen, aber auf Dauer ist vielen ein Spielen in zwei Mannschaften zu viel und dann entscheiden sie sich oft für die Männer.“

Petra Sabath spielt beim TSV Stötten sowohl in einer Frauen- als auch in einer Männermannschaft. Sie sagt: „Die Wahlmöglichkeit hat das Vereinsleben belebt.“ 

Monika Laible kam aus Baden-Württemberg ins Oberallgäu und spielt bei den Männern des ASV Hegge. Sie sieht die Situation in Bayern positiv. „Es war hier alles flexibler: die Möglichkeit mit drei (statt vier) Leuten anzutreten und die Doppelspielberechtigung.“ Dank letzterer bleiben laut Laible  mehr Frauen dem Tischtennis treu. 

Warum ist es für manche Frauen reizvoller, bei den Männern zu spielen? 

Barbara Lutz, die in Warmisried im Frauen- und im Männerteam spielt, nennt da die kürzeren Fahrten und das höhere Niveau. Schon in der zweituntersten Frauenliga sind die Auswärtsfahrten bis zu 120 Kilometer weit. Das ist nur am Wochenende machbar. Wie bei den Männern spaltet die Frage, ob unter der Woche oder am Samstag gespielt werden soll. Schaut man auf die aktuelle Bezirksrangliste, so spielen die fünf stärksten Frauen nur in Männerteams. Lediglich eine Spielerin der Top Ten ist nur bei den Frauen gemeldet.

Ein weiteres Problem nennt Laible: „Viele Frauen hören auf, wenn sie ins Berufsleben einsteigen oder eine Familie gründen. Sie kriegen es zeitlich nicht hin. Frauen haben andere Verpflichtungen als Männer.“ Auch Fackler sagt: „Einige fangen leider nicht wieder an, da teilweise die Unterstützung von daheim fehlt.“

Liegt der weibliche Anteil bei den Aktiven im Bezirk im Nachwuchsbereich noch bei 23,4%, so beträgt er bei den Erwachsenen nur noch 12,5%.

So sieht es im Nachwuchs aus

Seit der Saison 2022/23 gibt es keine reinen Mädchen- sondern nur noch gemischte Mannschaften. Das sehen viele der Befragten als Teil des Problems. Angelika Köth sagt: „Mädchen haben doch andere Gesprächsthemen als Jungs, oder? Das ist wichtig für eine gute Mannschaft. Schließlich sind wir Teamplayer und keine Einzelkämpfer.“ Ralf Sommer trainiert seit einigen Jahren den Nachwuchs des TSV Oberstdorf. Dort werden für Anfängerinnen zunächst reine Mädchengruppen gebildet. Die fühlen sich dort seiner Beobachtung nach wohler als in gemischten Gruppen. Ähnlich hatte es der Deutsche Tischtennis-Bund (DTTB) vor einigen Jahren in einem Leitfaden formuliert: „Mädchen müssen sich vor allem wohlfühlen. Die soziale Komponente ist wichtig. Auf Wettkämpfe legen Mädchen im Gegensatz zu Jungs gerade zu Beginn in der Regel weniger Wert.“

Wie kann der Abwärtstrend gestoppt werden?

Barbara Lutz und Ralf Sommer plädieren beide für eine Spielberechtigung für zwei Vereine. Eine Frau könnte dann z.B. im eigenen Klub bei den Männern mitspielen und sich einer Frauenmannschaft in einem anderen Verein anschließen. Bislang gilt die Doppelspielberechtigung nur für einen Verein.

Was die Zukunft bringt

Ob das bald Thema wird, ist nicht abzusehen. Dafür gibt es andere Neuerungen: Frauen können ab kommender Saison bis hin zur Verbandsoberliga in gemischten Mannschaften spielen (bislang Verbandsliga).

Auch Stammspielerinnen der Frauen-Bundesspielklassen (1. Bundesliga bis Oberliga) dürfen ab Herbst unterhalb der Oberliga in einem Männerteam ihres Vereins als Ergänzungsspielerinnen (WES) an die Platte gehen.

 

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