Biebelried Die Zukunft des Tischtennis-Sports mit den Herausforderungen des demografischen Wandels und der Digitalisierung stand im Mittelpunkt des Bezirkstags des Bezirks 3 Unterfranken Süd im Sportheim des TSV Biebelried. BTTV-Geschäftsführer Dr. Carsten Matthias referierte dazu ausführlich im Mittelteil der Veranstaltung, die zusammen mit dem Bezirksjugendtag rund vier Stunden dauerte. Von den 64 Vereinen des kleinsten Bezirks in Bayern glänzten allerdings sechs mit Abwesenheit, die viel Interessantes verpassten.
Wenig Diskussionsbedarf gab es bei den Berichten des Bezirksvorstands und der Fachwarte, die Texte waren bereits vorab auf der Bezirks-Homepage veröffentlicht worden. Als sehr gut und reibungslos verlaufen bezeichnete Bezirksvorsitzender Florian Wäsch die erste Saison nach der Strukturreform. Das sei nur möglich gewesen, da das Team es eine sehr gut aufgestellte Truppe sei. Er verwies auf das „Rüstzeug“ auf der Homepage des Bezirks, dass auf dem Spielberichtsbogen der Mannschaftsführer deutlich kenntlich gemacht wird und die vorhandenen Zählgeräte auch eingesetzt werden. Er sprach auch deutlich das Spielverbot am Buß- und Bettag an, der heuer auf Mittwoch, 20. November, fällt.
Neue Spielsysteme angedacht
Wie Wäsch betonte, habe er als Service für die Vereine eine klare transparente Infografik für Turnierausrichter erstellt, die bei der diesjährigen Tagung des Verbandshauptausschusses finalisiert werden soll. Und er blickte in die Zukunft: Der DTTB habe die Bestrebungen, über Spielsysteme nachzudenken. Die Tendenz gehe zu Vierermannschaften, zumindest für die obersten fünf Ligen. Es gebe Überlegungen für ein komplett neues Spielsystem: Pro Spiel gebe es drei Sätze, jeder einzelne gewonnene Satz soll einen Punkt in der Tabelle ergeben. Der BTTV-Geschäftsführer ergänzte als aktuellen Stand, dass das System wohl nicht kommen werde. Wäsch betonte, dass das System auch in Sitzung des erweiterten Vorstands fast nur abgelehnt wurde.
Auch eine Jugendförderungs- und Breitensportaktion im Bezirk werde geplant: Das Konzept: Zweimal wöchentlich sollen zwei bezahlte Trainer für den ganzen Bezirk ein Training abhalten. Jeder Verein könne einen Spieler schicken. Leider sei die Durchführung bisher an der Trainersuche (Konditionen, Konzept) gescheitert. Ideen können gerne an den Bezirk gerichtet werden, allerdings müsse die Förderaktion gegenfinanziert werden (Sponsoren etc.), so Wäsch.
Zu früh für einen Tischtennis-Kongress
Und der Bezirksvorsitzende brachte noch eine Idee ein: einen Tischtennis-Kongress in Unterfranken unter dem Titel „Aufschlag Unterfranken“, zentral in Würzburg. Im Rahmen der Veranstaltung sollten Vereinsverantwortliche und Spieler durch Vorträge von kompetenten Referenten (Steuerberatern, Vereinsmanagern, …) Zugang zu interessanten Informationen erhalten. Wäsch hatte auch schon eine Gegenfinanzierung erstellt. Das Präsidium des BTTV habe die Veranstaltung allerdings mit deutlicher Mehrheit abgelehnt, was auch an der Kurzfristigkeit der Planung und der Dimension der Veranstaltung gelegen habe. Wäsch gestand ein, dass er die Ausmaße des Kongresses unterschätzt habe und das Präsidium so nicht ausreichend informiert habe, was wohl für Irritationen im Präsidium gesorgt habe. Bedenken habe es seitens des Präsidiums wegen des Urheberrechts bei Fotos des Flyers, eines möglichen Verstoßes gegen die Satzung sowie steuerrechtliche Probleme, die die Gemeinnützigkeit gefährden könnten, gegeben. Der Bezirksvorsitzende könne die Gründe nicht ganz nachvollziehen, wenn das Präsidium sich dagegen entscheidet, habe er es zu akzeptieren: „Wichtig ist, dass ihr wisst, ich habe es versucht und wurde halt ausgebremst.“ Aber das Konzept könne ja auch später wieder aufgegriffen werden. BTTV-Geschäftsführer Matthias antwortete: Er sei bei der Entscheidung dabei gewesen (allerdings ohne Stimmrecht) und wolle keine Details nennen. Wäsch habe Recht, das Präsidium habe unterschätzt, dass einer so forsch vorprescht und so innovativ denkt. Matthias machte Hoffnung, dass, wenn BTTV und Bezirk es gemeinsam abstimmen, das auch hinzukriegen. Aber zum jetzigen Zeitpunkt und mit dem, was bis dato bekannt war, könne und wolle der BTTV keine Verantwortung übernehmen, auch in der Hinsicht auf gefährdendes Potenzial. Mit der entsprechenden Vorbereitung sei sowas in der Zukunft möglich. Man könne eine Lösung finden, zwar nicht in diesem Jahr, aber in der Zukunft.
Vierermannschaften werden durchgespielt
Bezirkssportwart Werner Müller erwähnte, dass die Ligenaufteilung sehr gut gelungen sei und sich bewährt habe. Allerdings habe es in der Saison 2018/19 etwas Verwirrung beim Spielsystem der Vierer-Mannschaften gegeben. Ab der neuen Runde werde da wieder das Bundessystem durchgespielt. Auch in der Saison 2019/20 werden die Ligen wieder nach regionalen, qualitativen und quantitativen Gesichtspunkten eingeteilt. Allerdings kann es zu Verschiebungen kommen. Einen neuen Funktionär konnte das Bezirksgremium begrüßen: Tobias Müller (SB Versbach) wurde zum Bezirksfachwart Jugend-Einzelsport berufen.
Zahlreiche Ehrungen standen an, die BTTV-Vizepräsident (Öffentlichkeitsarbeit) Norbert Endres und der Bezirksvorsitzende vornahmen: Abteilungsleiter in Vereinen: Verdienstnadel Bronze (5 Jahre): Thomas Kuhn, Andreas Strauß, Jürgen Statt, Gerhard Wander, Johannes Wegmann; Silber (10 Jahre): Matthias Oppermann, Heiko Seubert, Andreas Butz, Walter Busch; Gold mit kleinem Kranz (30 Jahre): Max Piela, Albert Keß, Georg Münzhuber; Gold mit großem Kranz (40 Jahre): Hannelore Philipp, Hubert Uhl. Funktionäre: Ehrennadel Silber (10 Jahre): Uli Müller, Florian Viering; Gold mit kleinem Kranz (30 Jahre): Matthias Aron.
Die Meister- und Pokalehrungen nahmen Bezirksportwart Werner Müller und Vizepräsident Endres vor (siehe Anhang, Präsentation erstellt von Florian Viering). Sowohl die Jahresrechnung 2018, als auch der Haushalt 2020, die Bezirkskassenwart Matthias Aron vortrug, wurden ohne Gegenstimme befürwortet, so dass die Entlastung für das 2018 erfolgen konnte und auf Basis der Zahlen von 2019 das neue Haushaltsjahr 2020 angegangen werden kann.
Demografie, Rollenverteilung und Finanzen
BTTV-Geschäftsführer Dr. Carsten Matthias referierte rund 80 Minuten – kurzweilig – über Entwicklungen, Rollenverständnis und die Finanzen im BTTV. Er stellte die demografische Entwicklung und die fortschreitende Digitalisierung in den Vordergrund seines Vortrages: „Es gebe eine unaufhaltsame allgemeine Entwicklung, wer macht was, und alles kostet Geld.“ Die Strukturreform sei ohne „die“ Probleme abgelaufen, die vorher prognostiziert wurden. Zur allgemeinen Entwicklung betonte der Geschäftsführer, dass die 13- bis 15-Jährigen immer noch die stärksten Jahrgänge darstellen, allerdings in der absoluten Zahl immer weniger werden. Es gebe viele Wiedereinsteiger, die um die 40 Jahre alt sind. Allerdings ist jeder zweite Spielberechtigte im Seniorenalter. Diese Entwicklung ist nicht förderlich für die Finanzen. Der BTTV kämpfe mit sinkenden Mitgliederzahlen. Matthias dankte allen Vereinen herzlich, die Nachwuchsarbeit betreiben. Man müsse frühzeitig gegensteuern. Besonders bei den Mädchen und Damen sei ein Spielbetrieb, wie sonst üblich, unmöglich: Stichwort Mängelverwaltung. Der Verband versuche, den gesellschaftlichen Entwicklungen Rechnung zu tragen.
„mytischtennis“ keine Abzocke
Der Geschäftsführer behandelte ausführlich das Portal „mytischtennis“, wobei er mit dem Vorurteil „Abzocke“ aufräumen wollte. Diese Vokabel nahm er denn auch häufig als Metapher in verschiedenen Variationen in seinen Vortrag mit auf. Die Vision von „mytischtennis“ sei, dass mit nur einmal Einloggen das ganze Spektrum und das volle Programm rund um den Tischtennissport den Usern zur Verfügung stehe. Er unterstrich, dass das Internet-Portal keine Abzocke sei, sondern der BTTV als Mitgesellschafter bei Entscheidungen mitbestimmen könne und dies auch tue. Auch die Hälfte der Jahresgebühr von zwölf Euro fließe dem Verband zu, der seinerseits die Beiträge der Vereine stabil halten könne, obwohl der BTTV an den DTTB wesentlich mehr Beiträge als in den letzten Jahren leisten müsse. Er betonte explizit auch den Datenschutz bei „mytischtennis“. Matthias führte aus, dass mehr als die Hälfte der Zugriffe auf „mytischtennis“ per Smartphone erfolge. „mytischtennis“ versuche alles zu machen, dass der BTTV Einnahmen direkt vom Benutzer generiert mit Klicks (Werbung).
Auch Fragen aus der Versammlung beantwortete er ausführlich: Beispielsweise, was passiert bei einem Serverausfall und die damit verbundenen zu späten Spieleingaben, die automatisch eine Ordnungsgebühr generieren? – Matthias wörtlich: Ist der Serverausfall flächendeckend, werden die Ordnungsgebühren storniert. Eine andere Frage lautete: Was ist, wenn bei einer (kurzfristigen) Spielverlegung der Spielleiter nicht erreichbar ist – Urlaub etc.? Der Geschäftsführer entgegnete: Der Spielleiter könne nachträglich verlegen, die Ordnungsgebühr werde storniert.
Neue Jugendeinteilung
Auch Neuerungen im Jugend-Einzelsport wurden bekanntgegeben. Es gilt ab der Saison 2019/2020 die neue Einteilung der Leistungsklassen der Jugend: neu: Jugend 18 (früher Jugend), Jugend 15 (Schüler A), Jugend 13 (Schüler B) und Jugend 11 (Schüler C). Neu sind die Junior-Race-Turniere im Vorfeld der Jugend-Bezirksmeisterschaften und der Jugend-Ranglistenturniere. Es gibt eine Anregung, auf der BTTV-Homepage eine allgemeinverständliche Anleitung zu veröffentlichen: „Wie funktionieren Jugendturniere“.
Ein Antrag aus einem anderen Bezirk – welcher informell bereits durch die Geschäftsstelle an alle Vereine geschickt wurde – wurde diskutiert. Hier ging es um die Abschaffung der Pflichtteilnahme am Bezirkstag. Die Versammlung unterstützte die Auffassung des Bezirksvorsitzenden Wäsch und des Präsidiums, dass die Pflichtteilnahme weiterhin erhalten bleiben soll.
Florian Wäsch beschloss gegen 23.15 Uhr den Bezirkstag mit den Worten: „Ich werde nicht müde werden, weiterzukämpfen und innovativ zu bleiben.“