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Mannschaftssport Erwachsene  

Saisonvorschau 2.Bundesliga/Süd der Herren

Da waren`s nur noch zwei: Passau und Hilpoltstein einzige bayerische Vertreter

Passaus Martin Pytlik trägt als Spielertrainer künftig noch mehr Verantwortung (Foto: Roland C. Ritter).

Auf der Landkarte der 2.Bundesliga/Süd der Herren sind in der Saison 2011/12 nur noch zwei bayerische Standorte markiert. Die Rückzüge des FC Tegernheim und des Erstliga-Absteigers TSV Gräfelfing in die Bayernliga, reduzieren die weißblaue Vertretung auf den mittelfränkischen Publikums-Primus TV Hilpoltstein und Niederbayern-Topklub TTC Fortuna Passau. Die gute Nachricht: Beide »Übriggebliebenen« gehen robust und attraktiv aufgestellt in die kommende Spielzeit, haben auch dank personeller Auffrischung das Potential, sich in der erweiterten Ligaspitze zu positionieren. 

Als »Aperitif« vor dem Punktspielstart im September, können Passau und Hilpoltstein ihren Fans am 27. bzw. 28. August die Vorrunde der Deutschen Pokalmeisterschaft servieren. In Gruppe Süd/2 sind am 27.8. neben Hausherr Passau die Teams Post SV Mühlhausen, 1. FC Saarbrücken TT II, TTC 1946 Weinheim und TTC Grenzau II am Start. In Gruppe Süd/1 konkurriert tags darauf Gastgeber Hilpoltstein mit dem TTC matec Frickenhausen II, DJK Sportbund Stuttgart, TTC Seligenstadt und ASV Grünwettersbach um die Achtelfinal-Teilnahme. In Gruppe Süd/2 sind neben Hausherr Passau die Teams Post SV Mühlhausen, 1. FC Saarbrücken TT II, TTC 1946 Weinheim und TTC Grenzau II am Start. 

Die Liga beginnt für das bayerische Zweitliga-Duo indes auswärts. Hilpoltstein bestreitet sein Auftaktmatch am 3.September bei der Reserve des TTC Grenzau. Passau legt eine Woche später mit richtungweisenden Begegnungen bei Aufsteiger TTC matec Frickenhausen II (10. September) und  dem TTC Weinheim (11.September) nach. Ihre Saisonpremiere auf bayerischem Boden feiert die Liga am 17. September mit dem Derby-Kracher »Passau versus Hilpoltstein«. Ein Grund mehr, die beiden im Vorfeld etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. 

Hilpoltstein: Mit neuem Personal zu unveränderten Zielen

»Einen Platz im vorderen Mittelfeld«, hat Manager Bernd Beringer mit dem TV Hilpoltstein im Visier. Erneut ganz oben stehen, wollen die Burgstädter in der Zuschauerstatistik. Unveränderte Ziele, neues Personal: Mit der Verpflichtung von Nico Christ (ehemals TSV Gräfelfing) und Benjamin Rösner (ehemals TTC Kist/Würzburg) hat der TV Hilpoltstein dafür gesorgt, dass zwei (wahl)bayerische Ausnahmespieler dem Freistaat erhalten bleiben. Neu in Bayern ist der gebürtige Hesse Dennis Dickhardt. 

Christ schlägt nach vielen Jahren in Gräfeling –zuletzt in der 1.Bundesliga- in Hilpoltstein an Position zwei auf. Der 29-Jährige mit württembergischen »Migrationshintergrund« ersetzt den nach Frankreich zum TTC Caen abgewanderten Jakub Kleprlik. Mit dem bereits bestens integriertem Sachsen Alexander Flemming wird Christ ein spiel- und kampfstarkes Spitzenpaarkreuz bilden. An »Brett drei« präsentieren die Burgstädter mit Benjamin Rösner den amtierenden bayerischen Meister und einen waschechten Franken. Rösner wechselte vom TTC Kist/Würzburg, der sich aus der Regionalliga in die Landesliga verabschiedete, nach Hilpoltstein. Dort ersetzt er Andras Podpinka, der seine Routine künftig für Regionalligist SC Fürstenfeldbruck in die Waagschale werfen wird. 

Mit Dennis Dickhardt, der an Position vier die Nachfolge des nach Tschechien heimkehrenden Sympathieträgers Tomas Demek antritt, steht Rösner im mittleren Paarkreuz der dritte Teamneuling zur Seite. Der 24-Jährige kommt vom 1. FC Saarbrücken, in dessen Aufgebot er 2008/09 zusammen mit seinen Hilpoltsteiner »Wieder-Teamkollegen« Flemming und Rösner die Meisterschaft in der 2.Bundesliga und den Aufstieg in`s Oberhaus feierte. Zuletzt schlug Dickhardt für die Reserve der Saarländer auf, erzielte an Postion vier in Liga zwei eine 10:16-Bilanz. An neuer Wirkungsstätte rechnet Beringer mit einer Leistungssteigerung des Angreifers, der seinen Lebens- und Trainingsmittelpunkt nach Leipzig zu seiner Freundin sowie »by the way« auch Kumpel und Teamkollege Flemming verlagern wird: »Dennis gilt als eines der großen Talente in Deutschland, wurde durch seine Piloten-Ausbildung in Saarbrücken sportlich aber ein bisschen zurückgeworfen. In Leipzig, wo er zumindest ein Jahr lang wieder deutlich mehr trainieren kann, hat er mit Alex Flemming einen kongenialen Partner.« Das hintere Paarkreuz der Beringer-Truppe bilden unverändert Realschullehrer Felix Bindhammer und Mathematiker Alex Möst. Zudem soll Youngster Manuel Hofmann als etatmäßige Nummer eins der Landesligamannschaft, in der außerdem die ganz jungen Talente wie Marcel Kutzner, Ferenc Toth und Manuel Kupfer gezielt an die erste Mannschaft herangeführt werden sollen, auch in der »Ersten« regelmäßig zum Einsatz kommen. 

Damit kommt Hilpoltstein erstmals in seiner sechsjährigen Bundesligageschichte ohne ausländische Unterstützung aus. Ob die Verdeutschung auch eine Verstärkung bedeutet, lässt Beringer offen: »Das hängt von den Spielern selbst ab.« In erster Linie bleibt wohl abzuwarten wie die Spieler den schwierigen Spagat zwischen Bundesliga-Tischtennis und Studium/Beruf meistern. Besonders Christ und Rösner sind aktuell enorm doppelbelastet: »Diplom-Physiker Christ promoviert in diesem Jahr. Benni Rösner macht neben seinem Job als Verwaltungsleiter des familieneigenen Bäckerei-Großbetriebs samstags eine Zusatzausbildung. Ich denke aber, dass beide "heiß" sind auf ein neues Abenteuer. Und dafür ist Hilpoltstein immer gut ...«, so Beringer. 

Das Team des TV Hilpoltstein 2011/12: Alexander Flemming, Nico Christ, Benjamin Rösner, Dennis Dickhardt, Felix Bindhammer, Alexander Möst, Manuel Hoffmann.

TTC Fortuna Passau: Aufgerüstet unter die Top 4 

»Einen Platz unter den besten vier«, gibt Klubchef Hans Wetzel als Saisonziel des TTC Fortuna Passau aus. Abgehakt ist die schwierige Jubiläumssaison 2010/11, in deren Verlauf die Niederbayern ebenso ungewohnte wie unliebsame Mühe hatten, beruhigende Distanz zu den Abstiegsrängen zu wahren. Am Ende reichte es für die erfolgsverwöhnten Passauer im zehnten Zweitligajahr nur zu Platz sieben. 

Dass die Fortunen die Saison 2011/12 mit neuem Selbstbewusstsein und gesteigerten Ansprüchen angehen, hat gute Gründe. Weil Michael Plattner zum Regionalligisten Bayern München wechselte und Star-Routinier Jürgen Hegenbarth dem Sextett nach seinem erklärten Abschied vom Leistungssport nicht mehr planmäßig zur Verfügung stehen wird, war der Klub zu Aktivität auf dem Transfermarkt gezwungen. Mit der Verpflichtung von Frantisek Krcil und Mathias Habesohn gelang den Verantwortlichen zumindest sportlich eine Überkompensation ihres ur-bayerischen Aderlasses. 

Krcil kommt von »Rückzieher« Tegernheim, für den er als Spitzenspieler eine 20:16-Bilanz erzielte. In Passau ist der 36-jährige Tscheche die Nummer zwei und wird gemeinsam mit Frontmann Tomas Sadilek ein bärenstarkes vorderes Paarkreuz bilden. Für Krcil rutscht Fortuna-Institution Martin Pytlik in die »Mitte«. Hinter dem tschechischen Triumvirat streift mit Mathias Habesohn erstmals ein Österreicher das Passauer »Leiberl« über. Der 27-Jährige kommt von Austro-Erstligist Mauthausen, gehört zu den »Top Ten« seines Landes und ist -wie Wetzel betont-  ein »ausgezeichneter Doppelspieler.« An Position fünf ist Bayern-Urgestein Hegenbarth gemeldet, wird seinem Klub aber wohl nur in besonderen Ausnahmesituationen zur Verfügung stehen. Überwiegend wird die tschechisch-agyptische Kombination Tomas Pristal und Ali Walaa Hazaa das hintere Paarkreuz der Dreiflüssestäder bilden. 

Wer in Passaus Aufgebot deutsche Spieler sucht, wird keine finden –von Hegenbarth, dessen Wahl-Heimat Bayreuth allerdings weiter von Passau entfernt ist als Tschechiens Kapitale Prag, einmal abgesehen. Dass Klubidentifikation zumal im Dreiländereck aber keine Frage der Staatsangehörigkeit ist, zeigt die seit 1997 bestehende Liason zwischen Pytlik und den Fortunen par excellence. Nicht erst seit jetzt, aber mehr denn je, wird sich der mit höchsten Trainerlizenzen ausgestattete Tscheche auch als Spielertrainer engagieren. Gemeinsam mit Davor Vejnovic, der als Trainer ebenfalls schon seit Jahren und vor allem im Nachwuchsbereich für die Fortunen tätig ist, übernimmt Pytlik das Ruder der sportlichen Leitung von Stefan Weikert, der sein Wirken in Passau nach 16 Jahren aus beruflichen und familiären beendete. 

Das Team des TTC Fortuna Passau 2011/12: Tomas Sadilek, Frantisek Krcil, Martin Pytlik, Matthias Habesohn, Jürgen Hegenbarth, Tomas Pristal, Ali Walaa Hazaa.

Titelfavorit Mühlhausen 

Über den bayerischen Tellerrand geblickt, stell sich abschließend die Frage nach den  Titelkandidaten der Liga? Passau-Boss Wetzel und Hilpoltstein-Macher Beringer haben den Post SV Mühlhausen ganz oben auf ihrer Favoritenliste stehen. Der Vorjahresvierte hat mit dem lettischen Nationalspieler Mattis Burgis als Frontmann und Erik Schreyer, der an Position vier aufschlagen wird, mächtig aufgerüstet. Die ärgste Gefahr für die Thüringer dürfte vom Trio Grünwettersbach, Weinheim und Passau ausgehen. Hilpoltstein könnte bei der Vergabe der Spitzenplätze gut und gerne das »Zünglein an der Waage« sein. Doch weil auch im Tischtennis-Sport die Entscheidungen nicht auf dem Papier und erst Recht nicht im Konjunktiv fallen, dürfen wir uns mit Beringer und Wetzel indikativ auf eine attraktiv-unterhaltsame Saison 2011/12 freuen. 

Mit Benjamin Rösner verstärkt der Bayerische Meister den TV Hilpoltstein auf Position drei.
Mathematiker Möst kann sich mit dem TV Hilpoltstein gute Chancen auf eine Platzierung in der oberen Tabellenhälfte ausrechnen.
Eine Spitzenplatzierung strebt Frontmann Tomas Sadilek mit dem TTC Passau an (Foto: Roland C. Ritter).

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