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"Bin glücklich mein Land repräsentieren zu dürfen"

Im Interview: Kilian Ort nach seinem Debüt in der A-Nationalmannschaft

In seiner Jugend trug Kilian Ort das Nationaltrikot schon unzählige Male, wie hier abgebildet bei der Nachwuchs-WM 2014. Am Dienstag feierte er im Alter von 20 Jahren sein Debüt in der Herren-Nationalmannschaft. Foto: ITTF

Kilian Ort, Eigengewächs und Aushängeschild des unterfränkischen Zweitliga-Spitzenreiters TSV Bad Königshofen, feierte diese Woche ein erfolgreiches Debüt in der Herren-Nationalmannschaft: Zum 3:0-Auswärtssieg im EM-Qualifikationsspiel gegen die Schweiz steuerte der Deutsche Jugendmeister von 2014 einen souveränen Dreisatzerfolg über Lars Posch bei. Zurück in seiner Wahlheimat Düsseldorf, stand uns der 20-Jährige für ein kurzes Interview zur Verfügung: 

Kilian, jeder junge Leistungssportler träumt davon, eines Tages in der Nationalmannschaft auflaufen zu dürfen. Für Dich hat sich dieser Traum am Dienstagabend erfüllt: Im EM-Qualifikationsspiel gegen die Schweiz hast Du Dein noch dazu erfolgreiches Debüt in der Herren-Nationalmannschaft gegeben. Dazu erst mal "Herzlichen Glückwunsch!" Beschreib uns, wie sich das „anfühlte“. Ein besonderer Moment für Dich? 

Ja, es war sicher etwas Besonderes für mich. Die Nervosität war deutlich größer als bei einem normalen Zweitligaspiel, was denke ich normal ist. Obwohl ich in der Jugend natürlich schon unzählige Male das Nationaltrikot getragen habe, ist das Kribbeln beim ersten A-Länderspiel doch noch mehr zu spüren. Auch wenn die Schweiz vielleicht nicht die größte TT-Nation ist und mein Gegner international eher unbekannt ist, werde ich diese Begegnung wahrscheinlich nie vergessen, zumal die Umgebung dort sehr speziell war. Wir haben alle zum ersten Mal auf 900 Metern Höhe gespielt und das macht schon einen Unterschied, ob man im Tal oder auf dem Berg spielt. Ich bin natürlich glücklich mein Land repräsentieren zu dürfen und ich bin den Leuten dankbar, die mir geholfen haben bzw. helfen. Angefangen bei meinen Eltern, unserem Manager vom TSV Bad Königshofen Andy Albert und allen Helfern des Vereins, den Verbandstrainern des BTTV in meiner Jugendzeit Cornel Borsos und Thomas Wetzel, um nur mal einen Bruchteil zu nennen.

Wie Du schon selbst erwähnt hast, ist die Schweiz nicht unbedingt ein TT-Riese. Im Vergleich mit Asien, aber auch einigen europäischen Nationen sehen derweil nicht wenige TT-Experten schwarze Wolken über dem deutschen Herren-Tischtennis aufziehen. Spieler, die in die Fußstapfen der nicht jünger werdenden Weltklasse-Asse Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov treten könnten, seien weit und breit nicht in Sicht. Was sagst Du als einer der größten Hoffnungsträger der nachrückenden Generation dazu: Traut man Euch zu wenig zu? Was muss sich Deiner Meinung nach in Deinem eigenen Spiel, aber auch generell im Bereich der Nachwuchs-Spitzenförderung entscheidend verbessern, um der absoluten Weltspitze Paroli bieten zu können? 

Um da detailliert darauf eingehen zu können, müsste ich lange ausholen, aber ich versuche mich einigermaßen kurz zu halten. Uns, der jüngeren Generation, ist bewusst, dass es schwer wird in diese großen Fußstapfen zu treten. Ich bin aber der Meinung, dass man das Potenzial von Spieler zu Spieler individuell betrachten muss. Ich habe es im letzten Jahr am eigenen Leibe erfahren, lange verletzt zu sein. Genau aus diesem Grund war es mir im Alter von 16 Jahren auch wichtiger in der Schule zu bleiben, also mein Abitur zu machen, anstatt schon frühzeitig auf die Karte "Profi" zu setzen, wozu mir der ein oder andere geraten hatte. Viele Spieler meiner Generation haben sich für den gleichen bzw. einen ähnlichen Weg entschieden. Einige Spieler der älteren Generation haben die Schule vorzeitig abgebrochen, um sich voll auf Tischtennis konzentrieren zu können, was für die sportliche Entwicklung sicher besser ist. Meine Generation komplett abzuschreiben, wäre sicher der falsche Weg. Der DTTB hat mit der Einführung des U23- Kaders Maßnahmen eingeleitet, um uns junge Spieler noch mehr zu fördern. Zur Frage zu meinem eigenen Spiel kann ich sagen, dass ich mich in jedem Bereich verbessern kann und muss. Grundvoraussetzung dafür ist, dass ich verletzungsfrei bleibe, weshalb ich ein regelmäßiger Besucher des Kraftraums im DTTZ bin.

Du bist ein Eigengewächs des TSV Bad Königshofen und thronst mit diesem derzeit souverän an der Spitze der 2. Bundesliga. Da drängt sich natürlich die Frage auf: Werden wir Euch ab 2017/18 in der TTBL sehen?

Die Verantwortlichen des TSV haben sich dafür entschieden, dieses Jahr den Aufstieg in Betracht zu ziehen, sofern dem keine wirtschaftlichen oder sportlichen Gründe im Wege stehen. Sportlich sieht es bisher gut aus, aber schon am Sonntag hat Jülich gegen uns die Chance, dass alle Mannschaften noch ein Stückchen mehr zusammenrücken. Wir sind uns bewusst, dass es immer noch ein sehr langer Weg ist, um am Ende der Spielzeit vorne dabei zu sein. Zum wirtschaftlichen Aspekt kann ich sagen, dass es mehr als beachtlich ist, was der Verein an Partnern im Laufe der letzten Jahre angesichts der Lage unseres kleinen Städtchens aufgebaut hat. Doch ist die TTBL mit unserem jetzigen Etat kaum zu stemmen. Diesbezüglich sind wir auf einem guten Weg, aber sicherlich würde uns die ein oder andere Unterstützung konkurrenzfähiger machen.

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