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Personal/Hintergrund  

Zelluloid, Plastik, ABS? - Experten-Interview zum Ball-Thema

TopSpeed-Geschäftsführer Boris "Bobo" Pranjkovic klärte die Kongress-Teilnehmer auf

Es gibt kaum ein Thema, das in der Tischtennis-Szene derzeit so kontrovers diskutiert wird, wie der Plastikball. Fakt ist: Ab dem 1. Juli 2019, also zur Saison 2019/2020, dürfen in Deutschland nur noch zelluloidfreie Bälle eingesetzt werden. Bis zum 30. Juni 2019 sind Zelluloidbälle auch ohne ITTF-Zulassung zu Wettkampfzwecken noch erlaubt. Der DTTB hat hierzu eine entsprechende Aufbrauchsfrist für die Vereine verabschiedet.

International, in den oberen Spielklassen ab Oberliga und auf den nationalen Turnieren wird schon seit längerem nur noch mit dem Plastikball gespielt. Einige Hersteller haben die Produktion und den Vertrieb der Zelluloidbälle bereits eingestellt. Und doch werden auch 2018/2019 wohl noch viele Vereine mit Zelluloidbällen weiterspielen: In seinem Impulsvortrag zum Thema Plastikball während des BTTV-Kongresses in der Sportschule Oberhaching hatte TopSpeed-Geschäftsführer Boris "Bobo" Pranjkovic eine Blitzumfrage unter den über 100 anwesenden Teilnehmern durchgeführt. 

 "Ich war sehr überrascht über die Umfrage, weil die Zelluloidbälle langsam verschwinden. Es kann durchaus passieren, dass Vereinen mitten in der Saison die Zelluloidbälle ausgehen werden", sagt Pranjkovic im Video-Interview (siehe oben).

Weil beim Thema Plastikball so manches durcheinander geworfen wird, war der Experte um Aufklärung bemüht. Hersteller von Plastikbällen gäbe es in China, Japan und auch einen Produzenten in Deutschland. Die erste Generation der Plastikbälle seien den Spieleigenschaften des Zelluloidballs sehr ähnlich, allerdings gingen diese Bälle auch sehr schnell kaputt.

Trend geht zu den ABS-Bällen / Sehr gute Haltbarkeit, günstiger Preis

"Ich kann die Verunsicherung verstehen. Die neue Generation von Plastikbällen, der sogenannte ABS-Ball, unterscheidet sich vom Zelluloidball schon deutlich. Den Unterschied spürt man vor allem bei einem unterschnittenen Ball, der etwas kürzer bleibt. Da erschreckt man im ersten Moment. Aber man muss wissen, dass sich diese Bälle nach eins, zwei Wochen abspielen, dann sind sie wirklich in Ordnung. Die Qualität stimmt, der Preis stimmt, teilweise sind sie schon günstiger als Zelluloid, und die Haltbarkeit ist enorm. Die ABS-Bälle gehen einfach nicht kaputt", betonte der WM-Teilnehmer von 1993. 

Wer zelluloidnahe Bälle favorisiere, der sei von den Spieleigenschaften her bei der ersten Generation der Plastikbälle besser aufgehoben. "Allerdings ist die Qualität nicht so gut. Ich weiß nicht, ob man da langfristig glücklich wird, wenn viele Bälle kaputt gehen. Der Trend geht klar zu den ABS-Bällen", sagt Pranjkovic. 

Generell rät er beim Ball-Testen zu etwas mehr Geduld. Ein Training mit einem neuen ABS-Ball reiche nicht aus. "Man muss die Bälle testen und sich dann festlegen." Gleichzeitig betonte Pranjkovic im Hinblick auf die kommende Saison auch: "Wenn man in einer Liga spielt, muss man fast mit allen Bällen klarkommen, weil es Woche für Woche einen anderen Ball geben kann." 

Boris "Bobo" Pranjkovic in seinem TT-Shop in Ottobrunn

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