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Personal/Hintergrund  

"Wollte nicht aus meinem Umfeld rausgerissen werden"

Im Interview spricht Laura Tiefenbrunner über den DM-Erfolg, ihre Entscheidung gegen Düsseldorf und ihre Ziele

Laura Tiefenbrunner bei der DM in Bremen (Fotos: Erik Thomas)

Durch Studium und aktuell ein Praktikum ist Laura Tiefenbrunner mehr zu einer Teilzeit-Athletin mit - für Leistungssportler - sehr geringem Trainingspensum geworden. Das hält die 19-jährige Bundesliga-Spielerin vom SV DJK Kolbermoor und amtierende bayerische Einzelmeisterin aber nicht davon ab, gute Leistungen zu bringen und sogar Titel zu gewinnen.

Am Wochenende wurde Tiefenbrunner mit Sabine Winter Deutsche Meisterin im Damen-Doppel. Mit Winter, die in Bremen ihren 6. Titel gewann, hatte sich Team-Europameisterin von 2019 eine der besten Doppelspielerinnen für die DM ausgesucht. Die Souveränität, mit der die beiden sich durch den Wettkampf spielten, überraschte dann aber schon etwas. Nach dem Turnier ging es für Tiefenbrunner erst spät mit dem Zug Richtung Oberbayern, wo sie am frühen Montagmorgen ankam und wenig später schon wieder im Einsatz war ...

Ist die Müdigkeit nach Turnier und anstrengender Rückreise schon überwunden?
Laura Tiefenbrunner:
Mittlerweile schon. Ich bin am Montagfrüh um kurz vor drei ins Bett gegangen, weil ich erst spät aus Bremen wiederkam. Ich mache gerade ein Praktikum und musste um kurz vor 6 Uhr wieder aufstehen. Für die Goldmedaille habe ich das gerne gemacht.

Mit ein paar Tagen Abstand: Wie fühlt sich der Titel an? Denkst du hin und wieder dran, genießt du innerlich oder bist du jemand, der schnell abhakt und weitergeht?
Tiefenbrunner:
Der Titel ist noch nicht so ganz realistisch. Es fühlt sich aber sehr schön an. Tagsüber denke ich gar nicht so daran, außer wenn mir jemand gratuliert. Ich bin schon jemand, der das schnell abhakt, aber sich auch gerne erinnert. Hin und wieder werde ich angesprochen, kriege Glückwünsche, aber ich gehe eigentlich ganz normal meinen Weg weiter.

Man muss sagen, ihr habt das Turnier sehr souverän gewonnen, z.B. auch das Finale gegen das eingespielte, routinierte Duo Krämer/Göbel mit 3:0. Hast du eine Erklärung dafür?
Tiefenbrunner:
Der erste Satz war sehr knapp mit 11:9. Wir sind gut ins Spiel reingekommen, hatten ein gutes Gefühl. Im zweiten Satz haben wir ein sehr gutes Doppel gespielt und dann souverän zugemacht. Es lief ganz einfach für uns.

Du meintest hinterher, Sabine hat dich mitgezogen, sie meinte, du hast super gespielt. Was stimmt denn jetzt? :-)
Tiefenbrunner:
Da kann ich gar nicht sagen, was stimmt. Ich glaube, ich habe ganz gut gespielt, habe den Ball auf den Tisch gespielt, wenig einfache Fehler gemacht. Ich glaube, wir harmonieren ganz gut, weil ich den Ball meistens vorbereite und Sabine kann ihn dann versenken. Ich glaube, die Kombi ist ganz gut. Vermutlich stimmt also beides.

Mit welchen Zielen warst du nach Bremen gereist?
Tiefenbrunner:
Ich habe ja schon lange kein Turnier mehr gespielt, von daher hatte ich mir keine großen Ziele gesetzt. Im Doppel wollte ich unbedingt eine Medaille gewinnen, was ich geschafft habe. Im Einzel hatte ich im Achtelfinale wieder Nina. Dieses Mal wollte ich unbedingt einen Satz gegen sie gewinnen, hat leider nicht geklappt.

Was nimmst du aus solch einem Spiel gegen die dreimalige Deutsche Meisterin in Folge, Nina Mittelham, für dich mit?
Tiefenbrunner:
Vielleicht, dass ich manchmal mehr Risiko eingehen sollte, vor allem wenn ich gegen Bessere spiele. Und vielleicht sollte ich manchmal mutiger sein.

Du hast dich - im Gegensatz z.B. zu deinen früheren Teamkolleginnen in der U18-Nationalmannschaft, Sophia Klee oder Franzi Schreiner, gegen einen Schritt nach Düsseldorf entschieden. Warum dieser Schritt und wie schaut dein Leben momentan aus?
Tiefenbrunner:
Ich habe mich dagegen entschieden, nach Düsseldorf zu gehen, weil ich einerseits sehr, sehr weit weg wohne von Düsseldorf und mir Familie und Freunde schon sehr wichtig sind. Ich habe hier mein Umfeld, und da wollte ich nicht rausgerissen werden. Zum anderen habe ich mich für ein Studium entschieden, bin momentan im 3. Semester. Derzeit mache ich ein sechswöchiges Praktikum in einer Metallverarbeitungsfirma, was noch drei Wochen geht. Und nach dem Studium möchte ich mir einen Job suchen, der mir Spaß macht.

Welche Rolle spielt Tischtennis in deinem Leben aktuell und in den kommenden Jahren?
Tiefenbrunner:
Tischtennis hat immer und wird vermutlich immer eine Rolle in meinem Leben spielen. Ich spiele ja jetzt in zwei Mannschaften, 1. und 2. Bundesliga in Kolbermoor. Ich versuche, den Sport in den Alltag unterzubekommen. Ein Training wie zuvor ist aber einfach nicht mehr möglich. Mal schauen, wie lange ich noch so hoch Tischtennis spielen kann.

Wie oft trainierst du aktuell und was sind noch deine Ziele im Tischtennis?
Tiefenbrunner:
Aktuell trainiere ich nur zweimal in der Woche. Wenns gut läuft dreimal, wenn es schlecht läuft auch nur einmal. Mein Ziel ist, mein Level zu halten. Einen Schritt nach vorne kann ich mit so wenig Training und ohne Trainingslager nicht wirklich machen. Ich möchte versuchen, mich trotzdem weiterzuentwickeln, stabil zu bleiben und eine gute Bundesliga-Saison hinzulegen.

Harmonierten in Bremen perfekt: Sabine Winter und Laura Tiefenbrunner

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