Zum Inhalt springen

Sonstiges  

Grundsatzrede des Präsidenten zum Verbandstag 2022

"Nur gemeinsam können wir in der neuen Legislaturperiode etwas erreichen"

Der ordentliche Verbandstag des BTTV 2022 in Bad Windsheim, dessen Vollversammlung am morgigen Sonntag ab 9 Uhr u.a. die turnusgemäßen Neuwahlen des Präsidiums auf der Tagesordnung hat, ist offiziell eröffnet: Im Anschluss an die Arbeitstagungen der Vorstände und Fachbereiche hat Präsident Konrad Grillmeyer seine Grundsatzrede gehalten, die nachstehend im Wortlaut abgedruckt ist: 

Liebe Sportkameradinnen und Sportkameraden, sehr verehrte Gäste,

seit dem letzten Verbandstag 2018 in Reichertshofen gilt es Rückschau zu halten, wie sich die vorgesehenen Projekte und Vorhaben in der abgelaufenen Legislaturperiode entwickelt haben bzw. umgesetzt worden sind. Selbstverständlich gilt es aber auch nach vorne zu blicken, mit welchen Themen sich der Verband künftig beschäftigen sollte. Dabei geht es auch darum, in welcher Struktur die oberste Führungsebene des BTTV die Herausforderungen der Zukunft meistern kann.

Wir haben in der abgelaufenen Legislaturperiode verstärkt Verantwortung in das Hauptamt gegeben. Dies im Bewusstsein, dass etliche Aufgaben ehrenamtlich nicht mehr bzw. nicht mehr gemäß unserem Anspruch erledigt werden können. Lassen Sie mich dies an einigen Beispielen aufzeigen.

Im Bereich Leistungssport handeln unsere Verbandstrainer vollkommen eigenständig. Sie sind in das hauptamtliche Team der Geschäftsstelle bzgl. der Verwaltung eingebunden und gestalten die Bereiche Training, Kader sowie Veranstaltungen eigenverantwortlich im Rahmen der Haushaltsvorgaben. Wir haben schon vor Jahren festgestellt, dass die Personalführung, die technischen Anforderungen, die Koordinierung der Tätigkeiten usw. ehrenamtlich nicht mehr leistbar sind. Die Anforderungen an einen effizienten und erfolgreichen Leistungssport sind nur in einem professionellen Umfeld zu bewältigen.
Und dies ist im BTTV entsprechend umgesetzt worden. Trotz der momentan schwierigen Bedingungen konnten wir sowohl national als auch international mit unseren Nachwuchskadern große Erfolge feiern. Dies ist ein Verdienst unserer Referentin für den Leistungssport, Krisztina Toth, und dem dazugehörigen Trainerteam, die trotz widriger Umstände schon seit Jahren außergewöhnlich erfolgreiche Arbeit leisten.

Eine der Widrigkeiten im Nachwuchsleistungssport ist das Fehlen einer eigenen Halle für unseren Bundesstützpunkt. Ich möchte jetzt über ein Vorhaben sprechen, dass bereits in der abgelaufenen Legislaturperiode ein Thema war und voraussichtlich auch weiterhin für uns ein Thema sein wird, ja wegen einer nachhaltigen Entwicklung im Hochleistungssport eigentlich sein muss. Es geht um das Projekt „Leistungszentrum München“ und das heißt nichts anderes als eine eigene Sporthalle in der Nähe der Eliteschule des Sports in München. Wie bekannt sein dürfte, haben wir 2020 und 2021 einen entsprechenden Förderantrag beim Bayerischen Staatsministerium des Inneren zusammen mit dem Bayerischen Hockey-Verband (BHV) und dem Münchner Sportclub (MSC) gestellt.  Dieses Thema scheint leider eine „Never Ending Story“ zu werden, denn zuletzt bekamen wir die Mitteilung, dass unser Antrag auf Fördermittel des Bundes frühestens im Jahr 2024 entschieden wird. Zudem sollten wir über das zu erwartende Investitionsvolumen Angaben liefern. Eine seriöse Aussage dazu ist bei den derzeit explodierenden Baupreisen völlig unmöglich. Aber die ständige Begleitung dieses Projekts ist ein weiteres Beispiel dafür, dass das ehrenamtliche Zeitvolumen bei spezifischen Themen, für spontane Besprechungen und detailintensiven Diskussionen mit Entscheidungsträgern nicht mehr ausreicht. Wir haben deshalb unseren Geschäftsführer mit entsprechenden Mandaten ausgestattet, das Projekt voranzutreiben, weshalb ich an dieser Stelle unserem Geschäftsführer Dr. Carsten Matthias bedanken möchte.

Noch ein weiteres Beispiel für den Übergang in die hauptamtliche Verantwortung: Wir haben Anfang 2019 die „Bayerische Tischtennis-Akademie gGmbH“ gegründet mit dem Ziel den Bereich „Aus- und Fortbildung“ mit allen unseren Zweckbereichen aus dem Verband auszugliedern und als eigenes Unternehmen auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu führen. Die Gesellschaft mit ihrem Geschäftsführer, Michael Hagmüller, hat sich entsprechend unseren Vorstellungen sowohl inhaltlich als auch finanziell hervorragend etabliert. Die Ergebnisse der vergangenen Jahre zeigen durchweg positive Entwicklungen, auch unter den schwierigen Bedingungen der Corona-Pandemie. Wir beglückwünschen Michael Hagmüller für seine erfolgreiche Tätigkeit, und wir sehen uns bestärkt darin, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben.

Auch im Bereich Öffentlichkeitsarbeit setzen wir die begonnene Professionalisierung fort. Mit Jürgen Renner haben wir die Nachfolge im Referat für Öffentlichkeitsarbeit gefunden, die federführend für die gesamte Öffentlichkeitsarbeit des Verbands zeichnet.
Um im Bereich Öffentlichkeitsarbeit einen strukturellen Gleichklang zu erreichen, hat das Präsidium Anträge an den Verbandstag gestellt, diesen Übergang auf das Hauptamt auch in der Satzung zu verankern.

Denselben Schritt schlägt das Präsidium ebenfalls für den Vereinsservice vor. Warum?
Leider müssen wir seit Jahren einen nicht unerheblichen Rückgang im Mitgliederbereich hinnehmen. Die Corona-Pandemie hat den Trend leider noch einmal verstärkt, so dass insbesondere bei den Jugendlichen größere Rückgänge hingenommen werden mussten. Wir müssen dazu noch mehr Angebote und Möglichkeiten finden, um unsere Vereine bei der Mitgliedergewinnung beraten und unterstützen zu können und das über alle Altersgruppen hinweg.
Die Mitgliedergewinnung sollte grundsätzlich im Interesse eines jeden Vereins sein, denn nur bei genügend Mitgliedern ist der Fortbestand des Vereins oder der Abteilung gesichert. Es gibt hierzu schon einige Angebote zur Mitgliedergewinnung, wie z. B. die mini-Meisterschaften, diese werden aber nach meiner Erkenntnis von vielen Vereinen noch nicht ausreichend genutzt. Hier gilt es herauszufinden, warum diese Angebote von vielen Vereinen nicht angenommen werden. Vielleicht brauchen wir auch andere Formate, Angebote oder auch mehr Unterstützung durch die Bezirke und den Verband um hier erfolgreich zu sein.
Das Präsidium hat sich deshalb dazu entschlossen diesen Bereich auf der Verbandsebene professioneller aufzustellen, da dies unserer Meinung nach in einer ehrenamtlichen Struktur und unter den derzeitigen Bedingungen nicht mehr möglich ist. Wir haben nach dem letzten Verbandstag bereits erfolgreich und nachhaltig die Öffentlichkeitsarbeit professionalisiert und sind dadurch in nahezu allen modernen Medien jetzt vertreten. Dies wäre unserer Meinung nach konsequenterweise auch der nächste Schritt zu einer neuen Aufstellung im Bereich Vereinsservice. Die entsprechenden Anträge haben wir zu diesem Verbandstag gestellt, es liegt jetzt an den Delegierten, ob eine zukunftsorientierte Verbandsstruktur geschaffen werden kann.

Damit ist der Prozess einer Neuaufstellung an der Verbandsspitze aber noch nicht abgeschlossen, denn ich habe vor, nach dem Verbandstag alle Prozesse und Aufgaben der Verbandsebene zu überprüfen und danach gegebenenfalls entsprechende Korrekturen vorzuschlagen. Eine weitere Professionalisierung wird natürlich nur dann umgesetzt, wenn nach eingehenden Beratungen die zuständigen Gremien dem Vorhaben zustimmen. Es gilt der Grundsatz, vernünftige und zielorientierte Entscheidungen zur treffen, die möglichst große Zustimmung finden. Einzelne oder größere Vorhaben oder Projekte stehen natürlich immer unter dem Vorbehalt des finanziell Machbaren. Mein Motto war schon immer, keine finanziellen Abenteuer einzugehen.

Deshalb steht nicht nur eine weitere Stärkung der hauptamtlichen Verantwortung unter dem Vorbehalt der Finanzierung, weshalb ich zu diesem Thema kurz ausführen möchte, ohne dass ich ins Detail gehe, denn dies obliegt unserem Vizepräsidenten Finanzen in seinem morgigen Vortrag:

Ohne eine ausreichende finanzielle Basis sind anzugehende Projekte nicht durchführbar und möglich. Wenn ich daran denke, dass wir jetzt zwei Jahre unter Corona-Bedingungen hinter uns haben, in denen unser Sport nur sehr eingeschränkt ausgeübt werden konnte, waren die finanziellen Ergebnisse trotzdem erstaunlich gut. Dass dies aufgrund der unterschiedlichen Strukturen nicht bei jedem Sportverband so ist, ist nachvollziehbar. So hängt die positive finanzielle Bilanz bei uns überwiegend damit zusammen, dass wir bei den variablen Kosten viel Geld einsparen konnten. Was ich damit sagen will ist, dass diese Ergebnisse bei einem normalen Saisonverlauf nicht zustande gekommen wären. Vielmehr hätten wir mit einem negativen Ergebnis rechnen müssen. Außerdem gilt es künftig zu berücksichtigen, inwieweit die staatlichen Fördermittel in dem bisherigen Umfang weiter zur Verfügung stehen werden. Wir werden bereits in 2022 sehen, wie sich unsere finanzielle Situation entwickeln wird.
Die negative Mitgliederentwicklung wird uns darüber hinaus spätestens 2023 einholen. Eine Herausforderung für den Bereich Finanzen wird es sein, mittelfristig die strukturellen Defizite anzugehen. Projekte und Aufgaben sind außerdem genauer zu definieren und auch zu evaluieren. Und wir müssen die beiden drängenden Fragen bei unseren grundsätzlichen Zielsetzungen als moderner, serviceorientierter Verband beantworten:
Können wir uns unsere – evtl. gesteigerte – Professionalität leisten? Oder ...
Können wir es uns leisten, auf gesteigerte Professionalität zu verzichten?

Lassen Sie mich nach diesen „internen“ Betrachtungen auf die äußeren Einwirkungen auf den Bayerischen Tischtennis-Verband eingehen.

Die vergangenen zwei Jahre waren geprägt von der Corona-Pandemie. Aufgrund von politischen Vorgaben und zum Schutz der Sportlerinnen und Sportler, sowie aller unserer Funktionäre, waren wir im Mannschaftsspielbetrieb zu Saisonunterbrechung bzw. Saisonannullierungen gezwungen. Außerdem mussten viele Absagen im Einzelspielbetrieb vorgenommen werden. Auch wenn es vereinzelt Kritik an unserem Vorgehen gab, so waren und sind wir der Meinung im Sinne unseres Sports richtig gehandelt zu haben. Wir hoffen alle sehr, dass wir künftig wieder zu einem normalen Spielbetrieb zurückkehren können.

Wir haben auch in der jüngsten Vergangenheit Ideen entwickelt, unseren Sport voranzubringen und haben uns an Diskussionen um die gesellschaftliche Rolle des Sports aktiv in unseren Dachverbänden und darüber hinaus beteiligt.

Wir sind in der EDV-Community „click-TT“ aktiv, sowohl in der ARGE, als auch im Steuerkreis, in der Turnier-AG und der Turnierserien-AG und setzen mit unseren Vertretern Impulse für die zukünftige Ausrichtung.

Wir beteiligen uns, nachdem wir die Turnierserien-Kultur in TT-Deutschland initialisiert haben, auch an Nachwuchsturnierserien. Ich hoffe sehr, dass mit den letzten Programmierungsschritten unsere Junior-Race-Serie sehr bald starten kann.

Wir setzen auf sichere, gerechte und einfach zu administrierende Verwaltungselemente, von denen ich an dieser Stelle exemplarisch nur die Stichworte Turnierlizenz und Eigenmittelverteilung nennen möchte.

Wir bringen uns in den Ressorts, den Arbeitsgruppen und den institutionalisierten Gremien unserer Dachverbände DTTB, BLSV und Team Sport-Bayern konstruktiv ein, so zum Beispiel bei der Novellierung der Sportförderrichtlinien, dem bayerischen Nachwuchsleistungssportkonzept und der Neuaufstellung der DTTB-Führungsebene.

Ich würde mir wünschen, dass alle Dachverbände die gleiche Offenheit und Transparenz praktizieren würden, wie wir sie leben. Ich würde mir wünschen, dass die Anforderungen und Probleme der Mitgliedsverbände nicht nur gehört, sondern auch aufgenommen und entsprechend darauf reagiert werden würde. Auch würde ich es begrüßen, wenn bei sachlichen Diskussionen die Gedanken der beteiligten Personen zu einem tragbaren Ergebnis führen würden und nicht ideologischen Vorbehalten zum Opfer fallen.

Wir werden uns weiterhin für Sportangebote einsetzen. Wir werden weiterhin verwaltungstechnische Fortschritte einfordern. Wir unterstützen weiterhin große sportliche Events.
Im August finden die European Championships Munich 2022 statt. Mit großem Aufwand beteiligen wir uns zusammen mit dem DTTB an der Veranstaltung. Leider haben wir noch nicht alle benötigten Volunteers trotz mehrerer Aufrufe zusammen. Ich bin mir aber sicher, dass es für unseren Sport ein großes Event werden wird. Ich hoffe sehr, dass unserer Sportart mehr mediale Präsenz gegeben wird, als sonst üblich.

Es gäbe sicherlich noch viele Dinge, über die es zu berichten gäbe, aber ich denke für heute soll es genügen und es warten noch einige Programmpunkte auf uns.

Zum Schluss möchte ich noch Danke sagen
an meine Kollegin und meine Kollegen im Präsidium für ihre Mitarbeit und Unterstützung, insbesondere meinem Stellvertreter Gunther Czepera,
allen Mitarbeitern der Geschäftsstelle für ihren unermüdlichen Einsatz und Unterstützung, insbesondere dem Geschäftsführer Dr. Carsten Matthias und seinem Stellvertreter Nils Rack,
unseren Trainern, koordiniert durch Krisztina Toth, und den lizensierten Schiedsrichtern unter VSRO Joachim Car,
allen ausgeschiedenen Fachwarten, Vorsitzenden und Vorständen in den Bezirken,
sowie allen aktiven Fachwarten für ihr weiteres Engagement in unserem Verband.

Den neuen Bezirksvorsitzenden und ihren Teams wünsche ich viel Erfolg und Glück zu ihren bevorstehenden Aufgaben. Dasselbe gilt für diejenigen, die sich beim morgigen Verbandstag zur Wahl stellen oder sich berufen lassen.

Herzlichen Dank!

Nur gemeinsam können wir in der neuen Legislaturperiode etwas erreichen und unseren Verband erfolgreich in die Zukunft führen.

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit.

Ähnliche Nachrichten

Aktuelle Beiträge

Mannschaftssport Erwachsene

Unverhofft kommt oft

Regionalliga-Damen der DJK SB Landshut werden im Gegensatz zur Vorsaison diesmal Meister am letzten Spieltag, verzichten allerdings auf den Aufstieg in die 3. Bundesliga