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"Wir genießen das gerade"

Helmut Pfeil, Abteilungsleiter des Bundesliga-Tabellenführers TSV Schwabhausen, im Interview

Hat allen Grund zum Jubeln derzeit: Helmut Pfeil (Foto: Marco Steinbrenner)

Nicht Kolbermoor, nicht Berlin, nicht Langstadt, nein; der TSV Schwabhausen grüßt im Dezember von der Tabellenspitze der Damen-Bundesliga. Und das ungeschlagen mit zwei Siegen und zwei Unentschieden. Am Sonntag gab es im Topspiel gegen Böblingen einen 6:2-Erfolg (wir berichteten). Schwabhausens Abteilungsleiter Helmut Pfeil spricht im Interview über die Gründe des Höhenflugs.

Wie ist es, morgens als Tabellenführer aufzuwachen?
Helmut Pfeil:
Es fühlt sich grandios an. Ich habe schon mal gesagt: Damit war nicht zu rechnen. Wir haben bislang durch die Bank weg hervorragende Mannschaftsleistungen gebracht. Es war sicher auch ein wenig Glück dabei, weil nicht alle Mannschaften durchgängig mit ihrer stärksten Besetzung spielen konnten. Aber wir stehen auch nicht unverdient da oben, und wir genießen das gerade. Wenn mir das jemand im Sommer prophezeit hätte, den hätte ich für verrückt erklärt.

Eure Topspielerin Sabine Winter ist selbst noch ungeschlagen und spricht von einer schönen Momentaufnahme für den TSV. Siehst du das ähnlich oder müsst ihre eure Ziele nach oben anpassen?
Pfeil:
Unser Saisonziel war es, die Playoffs zu erreichen, also nicht Siebter zu werden. Bislang schaut es ganz gut aus. Aber schon beim Blick auf das nächste Spiel gegen Langstadt kann das ganz anders sein. Da könnte es uns erstmals erwischen, wenn Peti (Petrissa Solja, Spitzenspielerin von Langstadt) nach den Belastungen der China-Bubble wieder ihre Normalform erreicht. Die Liga ist aktuell sehr interessant, es kommt viel auf die Tagesform an. Wenn nicht alle im Vollbesitz ihrer Kräfte sind, wird es schwer. Wir wissen, dass die Tabellenführung kein Dauerzustand ist, wollen aber weiter die kleinen Chancen, die sich uns bieten, nutzen. Wenn wir dann am Ende als Dritter oder Vierter in die Playoffs gehen mit einer Halbfinal-Chance, wäre das toll.

Was macht den TSV Schwabhausen in der Saison 20/21 aus?
Pfeil:
Ich glaube schon, dass wir ein herausgragendes Team haben, was auch damit zusammenhängt, dass der Großteil der Spielerinnen bei uns wohnt und trainiert. Mateja und Alina sind jetzt im fünften bzw. vierten Jahr bei uns, da ist was zusammengewachsen, die Mädels trainieren zusammen, auch mit unseren Jugendlichen, gehen mal shoppen oder schauen sich München an. Das ist schon was anderes, als wenn sich die Mannschaft nur zu den Spielen treffen würde. Die Erfolge geben auch Rückenwind, gerade in engen Sätzen werden die Spielerinnen ein wenig getragen, was dann noch mal einen Punkt mehr im Satz ausmachen kann.

Sabine Winter hat mit 6:0-Siegen einen maßgeblichen Anteil am Erfolg.
Pfeil:
Man muss ehrlich sein: Hinter Sabine stand ein großes Fragezeichen. Eigentlich war sie für die Vorrunde nicht eingeplant, weil ihre Schulter-OP erst im Sommer nach ihrem Fach-Abitur stattfinden sollte. Aufgrund Corona konnte sie sich schon früher operieren lassen und wieder fit werden. Wir wissen, zu was sie imstande ist, dass sie gegen fast alle gewinnen kann. Aber nur eine gesunde Seele kann Höchstleistungen bringen. Sie hat nach der OP weniger Probleme, hat ihr Fachabi mit tollen Noten in der Tasche. Sie ist glücklich, bei uns zu sein, sie hatte ja schon sieben Jahre hier gespielt und ihre Jugendjahre verbracht. Ich freue mich sehr für sie. Das Spiel gegen Gotsch war herausragend, Hut ab.

Ihr habt die Partie via Facebook live übertragen. Trotzdem schade, dass solche Matches aktuell vor Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.
Pfeil:
Das ist sehr schade. Wahrscheinlich kriegen wir gleich auf die Mütze, wenn in der Rückrunde mal wieder Zuschauer erlaubt sind. Insgesamt sind wir aber sehr darauf bedacht, alle Regeln einzuhalten. Wir halten auch unsere Funktionsteam bei Heimspielen absichtlich sehr klein, um nichts zu riskieren. Wir sind unserem Bürgermeister dankbar, dass wir die Halle nutzen können. Aber natürlich ist das nicht das gleiche, und wir hoffen sehr, dass bald auch wieder unsere Kinder und Jugendlichen mit einsteigen können.

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