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Personal/Hintergrund  

Mr. Video Reinhard „Stoni“ Steinbrecher erhält den Ehrenschild in Bronze

Ende der 1960er-Jahre als Jugendlicher sehr erfolgreich/Soziale Ader ist unverkennbar

Da ist das Ding - Reinhard Steinbrecher mit dem Ehrenschild in Bronze, das er am Samstagabend beim Verbandstag in Bad Windsheim überreicht bekam. Foto: Nils Rack

Ehre, wem Ehre gebührt: Reinhard „Stoni“ Steinbrecher erhielt im Rahmen des Verbandstags in Bad Windsheim den Ehrenschild in Bronze des BTTV. Diese Auszeichnung bekam der 71-Jährige vom CVJM Unterasbach für seine außergewöhnlichen Verdienste um den Verband.

Es ist die fünfte Ehrung für den umtriebigen Steinbrecher, die vier bisherigen haben alle Bezug zu seiner Karriere als Schiedsrichter. Denn seit 1978 ist er als Schiedsrichter aktiv, seit geraumer Zeit jedoch nicht mehr.  

Als fast 15-Jähriger kam er 1965 zum Tischtennis, zuvor hatte sein Herz für Tennis geschlagen. Sein erster Verein war der VdS Spardorf (bei Erlangen). Ein zugezogener Tischtennis-Narr aus Coburg habe die Sparte dort gegründet. Weil es nach Steinbrechers Meinung weder gute Spieler noch gute Trainer in Spardorf gab, wechselte er 1968 zur SG Siemens Erlangen. „Das war damals in Punkto Jugendarbeit der beste Verein“, erinnert sich Steinbrecher. Schließlich spielte dieser mit seinen Damen damals in der Bundesliga, auch die Herren hatten eine Perspektive zu bieten. Mit Erlangen wurde er schließlich im gleichen Jahr durch ein 7:1 gegen den TSV Königsbrunn bayerischer Jugendmannschaftsmeister (zusammen mit Harald Knauer, Thomas Schimmack, Otto Schem und Dieter Baginsky). „Das war mein Jahr“, betont Steinbrecher, schließlich wurde er auch zusammen mit Schimmack mittelfränkischer Jugendbezirksmeister im Doppel.

Zehnjährige Pause aus beruflichen Gründen

Als dann Topspin Einzug hielt, habe ihm sein Trainer das falsch beigebracht und er nur die Kanten getroffen, weshalb er auf Verteidigung umgestellt hat. Er gewann die Bezirksrangliste, „doch mit dem ersten guten Belag war ich weg vom Fenster. Ich bin vermutlich der Einzige, der nie Noppen außen oder sonstiges Störmaterial gespielt hat und sich bis heute weigert, so etwas zu benutzen.“

Er rückte zu den Herren auf, hatte ein paar Einsätze in der Bayernliga, doch dann legte er aus beruflichen Gründen eine zehnjährige Pause ein. „Danach war das Thema gegessen“, hatte Steinbrecher den Anschluss verloren. Inzwischen gab es verschiedene Beläge und er musste sich umstellen. Er spielte noch sporadisch, um Spaß zu haben und wurde – wie bereits erwähnt – Schiedsrichter. „Ich muss dem Tischtennissport etwas zurückgeben“, lautete damals sein Antrieb. Er nahm an einem SR-Lehrgang teil und bildet sich alle zwei Jahre fort. „Am Anfang war ich schon fleißig“, meint Steinbrecher knitz. Auf 20 bis 30 Spiele brachte er es pro Saison, bei den inoffiziellen Schiedsrichtermeisterschaften holte er mit Tobias Huber den Titel im Doppel.

Beide Kinder trainiert – und die Enkel in den Startlöchern

Als dann 1982 und 1984 seine beiden Kinder Falco und Angela auf die Welt kamen, begann er Ende der 1980er-Jahre seine Kinder zu trainieren. Seine Tochter stand dreimal bei den bayerischen Schülermeisterschaften auf dem Podest und spielte unter anderem bei der SpVgg Greuther Fürth und danach bis 2014 bei der TSV Winkelhaid, Falco zunächst beim TSV Weiherhof, später dann bei der SG Siemens Erlangen. Die Enkel stehen auch schon in den Startlöchern, sind aber noch zu jung. Aber die Wahrscheinlichkeit ist sicher sehr groß, dass Opa Steinbrecher ihnen alsbald auch einen Schläger in die Hand drücken wird.    

Auch wenn die Gesundheit nicht mehr so mitspielt, doch ans Aufhören denkt er nicht. Eine schmerzhafte Arthrose macht ihm zu schaffen, Mitte Mai ließ er sich ein künstliches Kniegelenk verpassen. „Eigentlich sollte ich momentan noch nicht spielen, aber ich mache es trotzdem“, schmunzelt Steinbrecher, der noch für die dritte und vierte Mannschaft des CVJM Unterasbach aufläuft. „Das wird besser mit dem Knie“, blickt er optimistisch in die Zukunft.

Auch Asylanten bringt Steinbrecher Tischtennis bei

Sein „aktuelles Projekt“, wie er es nennt, ist es, interessierte Hobbyspieler an einer Steinplatte in der Nähe seines Wohnsitzes die Sportart schmackhaft zu machen und sie möglichst in einen Verein zu überführen. Seit zwei Jahren bietet er zudem Tischtennistraining für Asylanten an. „Einen Mazedonier haben ich in einen Verein gebracht, mit ihm habe ich teilweise täglich drei Stunden trainiert“, sieht Steinbrecher seinen Zweck erfüllt. Zehn bis zwölf Asylanten sind es derzeit, aufgrund von Corona ließ die Motivation bei den Spielern in den vergangenen Wochen nach.  

Seine soziale Ader ist unverkennbar - und diese machte Steinbrecher auch zum Beruf. Einst war er Rundfunkmoderator und freier Journalist, doch dann schulte er auf Sozialpädagogik um und kümmerte sich viele Jahre in einer Fördergrundschule um die Hausaufgabenbetreuung. „Auch dort habe ich eine Tischtennisgruppe initiiert“, sagt Steinbrecher. Unter seinen Fittichen hatte er den damals siebenjährigen Tobias Riegel. In Kürze ist dieser erwachsen und darf sich mehrfacher Bezirksmeister nennen.

Vor 30 Jahren das Filmen für sich entdeckt

Ach ja, und da wäre noch das Filmen. Im Sommer 1991 kaufte er sich eine Videokamera und gilt inzwischen als Tischtennis-Video-Papst. Er filmt vor allem die bayerischen Meisterschaften, sein Repertoire umfasst mittlerweile rund 40.000 Videos. „Wer von Stoni nicht gefilmt wurde, hat im Tischtennis nichts erreicht“ – diese Aussage wurde einmal getätigt und somit quasi wie ein Ritterschlag für ihn. Viele Spieler hat er von klein auf begleitet. Als da wären Bastian Steger, dessen Vater ihn 1995 bat, seinen Sprössling doch bitte zu filmen. Und vor allem Matthias Danzer, „den ich im Bauch seiner Mutter schon gefilmt habe.“ Die meisten Videos hat er deshalb auch vom 17-jährigen Emporkömmling des TV Hilpoltstein, der bei den Deutschen Meisterschaften Ende Juni Bronze im Doppel mit Mike Hollo holte.

Danzer traut er in den nächsten Jahren einiges zu. Vielleicht wird Danzer irgendwann ein Vorbild für andere, hofft er. Denn für Steinbrecher braucht es weiterhin Idole, damit junge Menschen den Einstieg in den Tischtennissport finden. So wie einst Jörg Roßkopf, der Effekt von Timo Boll verpuffe langsam. Dang Qiu traut er zu, künftig in Bolls Fußstapfen zu treten. „Er ist inzwischen so gut wie Dimitrij Ovtcharov“, glaubt Steinbrecher. 

Bleibt noch zu klären, wie er zu seinem Spitzennamen kam. Dazu gibt eine kleine Anekdote: Er nannte sich in jungen Jahren selbst immer Steini, sein Englischlehrer machte daraus dann ein „Stoni“.

Laudatio beim Verbandstag von Wolfgang Popp

P.S.: Hier noch die leicht gekürzte Laudatio von Wolfgang Popp zu Stonis Ehrung: „Die wenigsten von Euch kennen ihn mit seinem korrekten Namen Reinhard Steinbrecher. Viele von Euch kennen aber diesen Herren, der sich bevorzugt in den Hallen dieses Landes aufhält und mit vielen wackligen Stativen und winzigen Kameras damit beschäftigt ist, möglichst viele Spiele auf Turnieren einzufangen. Wenn er dann wieder zu Hause ist, dauert es manchmal Tage, um alle Videos ungeschnitten auf die Server von Youtube hochzuladen. Sie sind nicht bearbeitet, sie zeigen also das Spiel so wie es ist. Seine Kommentare sind legendär. Reden kann er, viel und gut. Seine während des Matches ins Mikrofon der Videokamera geflüsterten Kommentare weisen ihn als großen Kenner unseres Sports aus. Immer, und ich meine wirklich immer, spricht er über alle Akteure in seinen Videos mit größtem Respekt. Nach einigen guten Gesprächen mit ihm weiß ich, dass Stoni diese ganze Filmerei ausschließlich aus Freude an unserem schönen Sport macht. Ohne Werbung, ohne jegliche Einnahmen. Mit sehr viel Herzblut.“ 

Möge unser „Stoni“ dem BTTV noch viele Jahre verbunden bleiben!

Bei den Bezirksmeisterschaften 2022 Mittelfranken-Nord und -Süd. Das war das letzte Turnier Steinbrechers (Zweiter von rechts) vor seiner Knieoperation. Foto: privat
Lang, lang ist's her: 1968 wurde „Stoni“ mit den Jungs der SG Siemens Erlangen bayerischer Mannschaftsmeister der Jungen. Foto: privat
Kein Spieler, dem Stoni nicht schon über den Weg gelaufen ist. Hier mit dem „jungen“ Dimitrij Ovtcharov. Foto: privat
Stoni anno 1985 als Radio-Moderator. Foto: privat
Auch selbst 2008 war Stoni noch erfolgreich. Foto: privat
Steinbrecher & Co. ließen bei den nordbayerischen Jugendmannschaftsmeisterschaften 1968 der Konkurrenz keine Chance..... Foto: Renner
.....um dann kurze Zeit später sich bayerischer Jugendmannschaftsmeister nennen zu dürfen. Foto: Renner

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