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Personal/Hintergrund  

„Eine demokratische und progressive Persönlichkeit in der positivsten Form“

Nachruf zum Tod von Peter Kuhn/Beerdigung am kommenden Dienstag

Foto: Erik Thomas

Beerdigung am Dienstag, 9. Mai, um 14.30 Uhr auf dem Westfriedhof in München. Anstatt Blumen wird um eine Spende an den Freundeskreis Tischtennis in Bayern (Commerzbank München, IBAN: DE90 7004 0048 0831 8552 00) gebeten.

Ein ganz Großer des Tischtennissports ist von uns gegangen, der sich um den Bayerischen Tischtennis-Verband außerordentlich verdient gemacht hat. Wie bereits berichtet ist BTTV-Ehrenpräsident Peter Kuhn, früherer BTTV-Präsident (1988 bis 1994), vor wenigen Tagen im Alter von 98 Jahren gestorben.

Blickt man auf das Leben von Kuhn zurück, dann ist es durch eine eindrucksvolle Funktionärslaufbahn gekennzeichnet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er als Anfang Zwanzigjähriger Abteilungsleiter beim TTC Harlaching, später beim mehrmaligen Deutschen Meister MTV München 1879, mit dessen Damenmannschaft er quer durch Deutschland reiste.

Elf Jahre Vorsitzender des Bezirks Oberbayern

Knapp 35-Jährig verschlug es ihn zum Verband. 1956 begann er zunächst als Fachwart, fünf Jahre später wurde er für elf Jahre Vorsitzender des Bezirks Oberbayern, seit Anfang der 70er Jahre war er dessen Ehrenvorsitzender.

Kuhn stieg 1969 zum Vizepräsidenten Finanzen auf. Der Weg nach oben war vorgezeichnet, die nächste Etappe bedeutete die Übernahme des Präsidentenamtes, das er als Nachfolger von Rudi Gruber für sechs Jahre inne haben sollte.

„Will dem Verband keinen fast 70-jährigen Präsidenten zumuten“

Im Juli 1988 wurde Kuhn mit „überwältigender Mehrheit“ beim Verbandstag in Gersthofen gewählt, verbunden mit der eindringlichen Bitte um eine verstärkte Zusammenarbeit. Sechs Jahre später in Landshut kandidierte er nicht mehr, weil er dem Verband „keinen fast 70-jährigen Präsidenten zumuten wollte.“ Seine ehrenamtliche Arbeit wurde mit Standing Ovations gewürdigt, zugleich wurde er zum Ehrenpräsidenten ernannt.

Nach nunmehr 25 Jahren im Präsidium hatte er zwar keine offizielle Funktion mehr, er stand aber seinem Nachfolger Claus Wagner (seit 1988 im Präsidium, zuvor Vizepräsident Öffentlichkeitsarbeit und Verwaltung), den er auch eingearbeitet hatte, und anderen Funktionären bis vor wenigen Jahren mit Rat zur Seite.

„Ihm war kein Weg zu weit und keine Aufgabe zu zeitraubend“

Wagner umschrieb Kuhns sechsjähriges Wirken an der Spitze des BTTV als „souverän“. Er habe stets mit kritischer Loyalität gegenüber dem Dachverband, aber durchaus die bayerischen Interessen vertretend, gehandelt. Um allen gerecht zu werden, stürzte er sich fast mit Besessenheit auf die Arbeit, auch bedingt durch die Freizeit, die er nach dem viel zu frühen Tod seiner Frau Ria hatte, erklärte Wagner. Kuhn wohnte nur fünf Minuten entfernt von der Geschäftsstelle und war gefühlt jeden Tag dort. Wagner weiter: „Er ebnete den Weg für neuen Ideen. Im Interesse des Tischtennissports war ihm kein Weg zu weit und keine Aufgabe zu zeitraubend.“

Bei seiner Antrittsrede erwähnte Wagner, dass Kuhn in seinen Berichten die für ihn so typischen Worte „ich habe gedient“ benutzt hat. Mit seiner Schaffenskraft und Energie habe er alle angetrieben. Wagner: „Für mich ist Peter Kuhn eine demokratische und progressive Persönlichkeit in der positivsten Form.“ Er habe stets gespürt, wo der Schuh drückt, und für alle ein offenes Ohr gehabt. Kuhn entschied nicht eigenmächtig, sondern wollte mit Argumenten überzeugen.

Zuverlässig, selbstlos, ein fleißiger Arbeiter stets mit Begeisterung – so haben ihn viele charakterisiert. Er stellte nicht sich, sondern stets die Gemeinschaft in den Vordergrund.

Zwölf Jahre an der Spitze des Süddeutschen Tischtennisverbands

Von 1992 bis 2004 leitete Kuhn die Geschicke des Süddeutschen Tischtennisverbands, der ihn ebenfalls zum Ehrenpräsidenten ernannte, und entwickelte eine neue Finanzordnung. Der damalige DTTB-Präsident Walter Gründahl war im Mai 2004 extra zur Verabschiedung nach Leipzig gekommen und sagte über Kuhn: „Er ist eine Persönlichkeit mit einem starken Charakter.“

Von 1963 bis 2000 war er Schiedsrichter und wurde auch zum BTTV-Ehrenschiedsrichter ernannt. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass er auch Kassenprüfer beim DTTB war.

„Kein Herr des Olymps, sondern eher ein Bürgerpräsident“

Sein außergewöhnlicher ehrenamtlicher Einsatz wurde auf vielfältige Weise gewürdigt. Kuhn war seit 1989 Träger des Ehrenrings des BTTV, er hat sowohl den Georg-Apfelbeck- als auch den Rudi-Gruber-Gedächtnispreis (1995 und 2003) erhalten. In seiner Laudatio zum Georg-Apfelbeck-Gedächtnispreis bezeichnete ihn der damalige Vizepräsident Karlheinz Schuster (später Kuhns Nachfolger als SüdTTV-Präsident) als „kein Herr des Olymps, sondern eher ein Bürgerpräsident.“ Er sei sich für nichts zu schade gewesen, so habe er auch für die Spieler Mineralwasser besorgen.

Sein Engagement im damaligen Süddeutschen Tischtennis-Verband wurde 1994 mit der Ehrennadel in Gold mit großem Kranz gewürdigt und 2004 wurde Kuhn mit der Goldmedaille ausgezeichnet. Kuhn erhielt 2012 die Ehrennadel des Bayerischen Landes-Sportverbands BLSV in Platin mit Brillanten und die Ehrenmitgliedschaft im Deutschen Tischtennis-Bund DTTB.

Fotos: Archiv

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