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"Man muss die Freundschaft für 25 Minuten einstellen"

Im Interview spricht Top-48-Sieger Daniel Rinderer über interne Bayern-Duelle und seine Chancen auf die Jugend-WM

Top-48-Champions: Daniel Rinderer und Naomi Pranjkovic (Foto: F. Leidheiser)

Daniel Rinderer (FC Bayern München) hat am Wochenende das DTTB-Top-48-Turnier Jugend 18 in Gaimersheim gewonnen. Für den BTTV war es ein herausragendes Ergebnis mit den Siegen von Rinderer und Naomi Pranjkovic sowie dem zweiten Platz von Tom Schweiger und mit mindestens elf von 14 qualifizierten Spielern für das Top 24.
Im Interview spricht der 17-jährige Rinderer über den Erfolg, seine Duelle gegen die bayerischen Kollegen und seine Chancen auf die Jugend-WM vom 24. November bis 1. Dezember in Thailand. Am Dienstag flog das LZ-München-Mitglied mit einigen Nachwuchs-Nationalspielern (u. a. Naomi Pranjkovic, Mike Hollo und Felix Wetzel) nach Wien, von dort ging es weiter nach Szombathely, wo ab Mittwoch die Ungarn Open stattfinden.

Glückwunsch zu deinem Sieg am Wochenende beim Top 48! Mit welcher Zielsetzung bist du in das Turnier gegangen?
Daniel Rinderer:
Mein Ziel war es um die Plätze 1-4 zu spielen, also in das Halbfinale zu kommen.

Täuscht der Eindruck oder bist du am Wochenende besonders fokussiert gewesen und gleichzeitig auch ruhig geblieben?
Rinderer: Ich war am Wochenende schon sehr fokussiert, auch ein bisschen fokussierter als sonst. Aber ich bin jetzt nicht unbedingt ruhig geblieben, vielleicht nach außen hin. Das wollte ich auch, den Gegnern zeigen, dass ich relativ ruhig wirke, aber innen war ich schon ziemlich nervös, nervöser als sonst.

Wie groß ist der Druck, den du bei solchen nationalen Turnieren verspürst? Oder machst du dir mit mehr und mehr Erfahrung nicht mehr so einen Kopf?
Rinderer: Einen gewissen Druck verspüre ich schon, weil ich weiß, dass ich was zeigen muss in meinem letzten Jugendjahr. Ich wusste auch, dass ich minimal ins Halbfinale kommen muss, daher war das auch mein Ziel. Aber ich mache mir da im Spiel weniger Gedanken darüber, sondern schaue von Spiel zu Spiel, was geht.

Wieviel Prozent haben wir am Wochenende gesehen, was geht da vielleicht noch?
Rinderer:
Ich denke, dass wir 90 Prozent von mir gesehen haben am Wochenende. Ich habe gut gespielt, eins, zwei Spiele auch sehr gut, aber die Konstanz hat ein bisschen gefehlt und ich denke, dass ich noch besser spielen kann. Es war jetzt kein Spiel dabei, wo ich wirklich fast fehlerlos gespielt habe.

Du hattest gegen Vincent Senkbeil und deinen bayerischen Kollegen Sebastian Hegenberger in der Zwischenrunde zwei knappe Matches, hast beide Male im fünften Satz teilweise nach Rückstand gewonnen. Bist du einfach cool geblieben?
Rinderer: Gegen beide hatte ich sehr knappe Spiele. Hätte ich gegen Senkbeil verloren, wäre ich gar nicht ins Halbfinale gekommen. Ich lag im fünften Satz 5:9 hinten und habe zu 9 gewonnen. Das Spiel war eigentlich schon fast verloren. Dadurch, dass ich nach außen relativ ruhig geblieben bin, habe ich meinen Gegner ein bisschen nervös gemacht, als ich dann zwei, drei Punkte machte. Das war dann letztendlich ausschlaggebend. Gegen 'Sebbo' war ich 2:1, 10:7 vorne, habe den Satz noch verloren, bin dann relativ ruhig geblieben nach außen hin und konnte mir den fünften Satz noch sichern. Das waren die zwei wichtigsten Spiele im ganzen Turnier. Nach dem Spiel gegen Senkbeil wusste ich schon, dass ich das Turnier gewinnen kann. Das war so ein Knackpunkt.

Mit deinen Gegnern vom Wochenende, 'Sebbo', Hannes Hörmann im Halbfinale und Tom Schweiger im Finale, trainierst du fast täglich im LZ München. Wie schwer ist das, gegen die Teamkollegen bei Turnieren zu spielen?
Rinderer: Hannes und ich kennen uns jetzt seit zehn Jahren, gegen ihn ist es eigentlich immer knapp. Wir kennen uns in- und auswendig, das heißt es ist auch jedesmal was Besonderes. Diesmal hat er nicht so gut gespielt, wie er spielen kann, so konnte ich auch gewinnen. Es ist komisch gegen die Teamkollegen, gegen Tom auch, er spielt in meinem Verein, wir trainieren fast täglich, das ist dann natürlich einfach was anderes.

Wie empfindest du die Stimmung im bayerischen Team bei solchen Turnieren trotz einiger brisanter, interner Duelle?
Rinderer: Die Stimmung ist gut. Nur nach den Spielen, wenn man verliert, ist man so für eine halbe Stunde nicht ansprechbar. Oder im Spiel muss man die 20, 25 Minuten mal die Freundschaft einstellen und für sich spielen und sich auf sich selbst konzentrieren und nicht an den Gegner denken, der da auf der anderen Seite steht. Ich denke, nach den Spielen dauert es maximal eine halbe Stunde, Stunde, danach ist wieder alles gut.

Der Bundestrainer war in Gaimersheim. Denkst du, dass deine Chancen auf die Jugend-WM gestiegen sind?
Rinderer: Ja, Zhu Xiaoyong war da. Ich denke, dass ich auch ein wenig mehr nervös war, weil er immer so halb neben der Box stand. Über die WM mache ich mir jetzt nicht so viele Gedanken, weil jetzt noch die Ungarn Open anstehen, das wird sicher auch noch ausschlaggebend sein für die WM. Den Kopf mache ich mir erst beim Vorbereitungslehrgang nach Ungarn, wenn er dann nominiert. Ob jetzt die Chancen gestiegen sind durch den Sieg beim Top 48 weiß ich nicht, das muss letztendlich er entscheiden. Deswegen mache ich mir jetzt auch nicht so den großen Kopf.

Jetzt fährst du gleich wieder nach Ungarn zu einem internationalen Turnier. Was nimmst du dir da vor?
Rinderer: In Ungarn muss ich meine beste Leistung zeigen, am besten so gut spielen beziehungweise noch besser als beim Top 48 und dann mal schauen, dass ich so weit wie möglich komme. Aber es hängt natürlich viel von der Auslosung ab. Ich gebe mein Bestes! 

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