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Sportentwicklung  

Wettkämpfe in das Training einbauen

Übungen und Beispiele von Wettkämpfen in der 6. Folge des Gastblogs von 3T Table Tennis Training

Um Wettkampfformen geht es im 6. Teil des Gastblogs

Die Trainings-Experten von 3T Table Tennis Training schreiben bis zu den Sommerferien immer dienstags einen Gastblog für die BTTV-Homepage. Dazu gibt es Videos und Schaubilder. Der Blog richtet sich an Spieler/innen, die sich gezielt verbessern und an Trainer/innen, die vielleicht Impulse für ihr Training gewinnen möchten. Nach jeweils zwei Teilen zum Aufschlag und TT-Übungen sowie dem Balleimertraining dreht sich diese Folge um Wettkampfformen.

Die Anwendung der geübten Technik und Spielzüge unter dem Druck des Wettkampfes und des Punktezählens ist keine Selbstverständlichkeit. Oft beobachtet man, wie Spieler beispielsweise wochenlang das Ziehen von Topspins im Training geübt haben; im Punktspiel wird dann aber wieder in das alte Muster zurückgefallen und fleißig geschupft. Die Angst vor dem TTR-Verlust oder vor einer Niederlage haben hier lähmende Wirkung. Deswegen ist es ungemein wichtig, sich auch im Training Wettkampfsituationen zu schaffen, bei denen man sich zwingt, neue Techniken und Trainingsinhalte anzuwenden. Im nachfolgenden wollen wir verschiedene Wettkampfformen vorstellen, die Ihr in Euer Training einbauen könnt.

  • Übungen mit Punktezählen: Dies ist ein hervorragender Übergang von der Übung zum Wettkampf. Hat eine Seite eine Übung ausreichend gespielt, hängt Ihr einfach einen Satz in Form der Übung dran. Besonders gut sind Übungen, die mit einem Aufschlag beginnen, geeignet. Aber auch aus allen anderen Übungen lässt sich dieser Wettkampf gestalten. Werden Bälle gespielt, die nicht dem Übungsschema folgen, werden diese mit einem Punkt für den Gegner bestraft. 

  • Spiele mit Punktvorgaben: Seid Ihr nur zu zweit und ist das Niveau der beiden Spieler nicht identisch, so bieten sich Spiele mit Punktvorgaben an. Ihr startet beispielsweise den ersten Satz mit einem Vorsprung von 2:0 für den vermeintlich schwächeren Spieler und spielt einen Satz. Verliert der schwächere Spieler trotz Vorsprung, beginnt er den nächsten Satz mit einer Führung von 3:0. Gewinnt er den ersten Satz, startet der zweite Satz mit einem Vorsprung von 1:0. Somit wird der Vorsprung nach jedem Satz um einen Punkt erhöht oder reduziert. Spätestens beim Vorsprung von 8:0 kommt der Spieler mit 1800 TTR gegen seinen Vereinskameraden mit 1350 TTR ins Schwitzen.

  • Davis-Cup: Diese Wettkampfform erhielt seine Namen in Anlehnung an den Mannschaftswettkampf „Davis Cup“ vom Tennis. Ihr braucht hierfür vier Spieler und teilt diese in zwei Teams (Team A und Team B) ein. Anschließend könnt Ihr beispielsweise folgende Paarungen spielen:
    Spieler A1 vs. Spieler B2
    Spieler A2 vs. Spieler B1
    Doppel A vs. Doppel B
    Spieler A1 vs. Spieler B1
    Spieler A2 vs. Spieler B2
    Ob Ihr den Davis-Cup weiter ausspielt, nachdem ein Team drei Punkte erreicht hat, bleibt Euch überlassen. Wenn die Zeit knapp ist, gibt es auch eine verkürzte Spielform mit nur zwei Einzeln und einem Doppel.

  •  Drei gegen Drei: Seid Ihr sechs Spieler, so könnt Ihr schon einen größeren Teamwettkampf starten, bei dem jeder Spieler auf drei Einzel kommt. Dies könnt Ihr beispielsweise nach dem Swaythling-Cup-System:
    Spieler A1 vs. Spieler B1
    Spieler A2 vs. Spieler B2
    Spieler A3 vs. Spieler B3
    Spieler A2 vs. Spieler B1
    Spieler A1 vs. Spieler B3
    Spieler A3 vs. Spieler B2
    Spieler A2 vs. Spieler B3
    Spieler A3 vs. Spieler B1
    Spieler A1 vs. Spieler B2
    Ist die Zeit knapp, so können die einzelnen Spiele auch auf 2 Gewinnsätze verkürzt werden.

  • Jeder gegen Jeden: Seid Ihr eine kleinere Gruppe und habt etwas länger Zeit, kann der Modus „Jeder gegen Jeden“ auch viele spannende Spiele hervorbringen. Die Spieleinteilung für die einzelnen Runden lässt sich hierfür auch ohne Spieleraster oder sonstige Hilfsmittel ganz einfach bewerkstelligen. Ein Spieler bleibt immer stehen, die anderen Spieler wandern jeweils um eine Position gegenüber ihrer Startposition. Das Schaubild 1 veranschaulicht den Platztausch nach jeder Runde. Dabei bleibt Spieler 1 beispielsweise immer an seiner Position stehen. Die anderen Spieler rotieren im gezeigten Beispiel gegen den Uhrzeigersinn, d.h. Spieler 2 übernimmt den Platz von Spieler 5, Spieler 5 von Spieler 6, Spieler 6 von Spieler 7 usw.
    Nach der nächsten Runde Matches kann erneut getauscht werden. Spieler 1 bleibt stehen. Alle anderen Spieler rotieren wieder jeweils um eine Position gegenüber der Position nach dem letzten Platztausch, siehe Schaubild 2.

  • Auf- und Abstieg / Kaisertisch: Dabei handelt es sich um eine beliebte Wettkampfform, die oft am Ende des Trainings gespielt wird. Für den Auf- und Abstieg braucht Ihr eine oder mehrere Reihen mit Tischen. Damit es abwechslungsreich wird, sollten mindestens 8 Spieler bzw. 4 Tische verfügbar sein. Eine obere Grenze an Teilnehmern gibt es für den Auf- und Abstieg nicht. Die Spieler können dann eine beliebige Startaufstellung einnehmen (jeweils 2 Spieler an einem Tisch). Dann wird an jedem Tisch gleichzeitig ein Match gestartet. Für die Matches gibt es ein vordefiniertes Ende. Beispiele hierfür wären:
    - An jedem Tisch wird jeweils ein Satz gespielt
    - Sobald an einem Tisch ein Spieler zum Beispiel 8 Punkte erreicht hat, werden alle Spiele an allen Tischen in diesem Moment abgebrochen (Spieler mit den 8 Punkten schreit laut „Stop“)
    - Der Trainer bricht alle Spiele zu einem beliebigen Zeitpunkt seiner Wahl ab

    Ist das Ende eine Runde erfolgt, so kommt es zu einem Positionstausch. Hierfür wird vor dem Beginn des Auf- und Abstiegs ein Tisch am Ende der Tischreihe als „Siegertisch“ und der Tisch am anderen Ende als „Verlierertisch“ ausgewählt. Nach jeder Runde wandern die Spieler, die ihr Spiel gewonnen haben, einen Tisch in der Reihe in Richtung Siegertisch. Die Spieler, die ihr Spiel verloren haben, gehen einen Tisch in Richtung Verlierertisch. Der Sieger am Siegertisch bleibt stehen, der Verlierer am Verlierertisch ebenfalls. Sollte am Ende einer Runde Gleichstand an einem Tisch herrschen (z.B. 6:6) so wird noch ein Punkt schnell ausgespielt, damit es auch an diesem Tisch einen Sieger und Verlierer gibt. Wenn eher kurze Runden gespielt werden sollen, kann das Spielsystem so umgestellt werden, dass der Aufschlagwechsel schon nach einem Punkt jeweils erfolgt. Sollte der Auf- und Abstieg irgendwann langweilig werden, kann dieser durch Vorgaben durch den Trainer aufgepeppt werden bzw. gewisse Trainingsziele integriert werden. Nachfolgend ein paar Beispiele für solche Vorgaben:

    - Zum Training der mentalen Stärke in knappen Spielsituationen starten alle Sätze zum Beispiel bei 8:8. Als extreme Variante kann auch gespielt werden, dass der erste Punkt über Sieg oder Niederlage entscheidet.
    - Es sind nur kurze Aufschläge erlaubt. Lange Aufschläge geben einen direkten Punkt für den Rückschläger
    - Angriffsbälle, die zum direkten Punkt führen (Gegner kommt mit dem Schläger nicht an den Ball) werden mit 2 Punkten belohnt
    - Spätesten nach dem 5 Ballkontakt muss der Ballwechsel durch den Aufschläger abgeschlossen sein
    - Kurze Aufschläge müssen vom Rückschläger geflippt werden, lange Aufschläge müssen angezogen werden
    - Alle Bälle dürfen nur parallel platziert werden
    - Vorgabe von ganzen Spielzügen, die dann zwingend gespielt werden müssen - Spielen mit der falschen Hand (Rechtshänder spielt mit der linken Hand, Linkshänder mit der rechten Hand)
    - Auf- und Abstieg im Doppelmodus: Statt Einzelwettkampf wird im Team zum Doppelwettbewerb angetreten

  •  Anpassungswettkampf: Beim Anpassungswettkampf wird ebenfalls eine Reihe von Tischen aufgebaut. Jedem Tisch wird eine Sonderaufgabe zugeordnet, die eine schnelle Anpassung der Spieler erfordert. Solche Sonderaufgaben können zum Beispiel sein:
    - Spielen auf einem Minitisch
    - Spielen auf dem Vierertisch
    - Spielen mit Schlägern mit kurzen oder langen Noppen
    - Spielen mit Sandpapierschlägern oder Hölzern ohne Beläge
    - Spielen mit größeren oder kleineren Bällen
    - Vertauschen der Schläger der Teilnehmer
    - Spielen mit der falschen Hand
    - usw.

    An jeden Tisch gehen dann zwei Spieler, die von der Spielstärke her ähnlich sind. Nach dem Spielen einer Runde (ein Satz oder ein komplettes Match) wandern die Spielerpärchen um einen jeweils einen Tisch weiter und stellen sich der nächsten Sonderaufgabe. Das Ziel des Anpassungswettkampfes ist, dass die Spieler üben, sich flexibel auf ungewohnte Bedingungen schnell einzustellen und das beste aus der Situation machen.

  • Freundschaftsspiele: Das Organisieren eines Freundschaftsspiels ist eine weitere Möglichkeit, um Wettkampfbedingungen ohne größeren Druck zu schaffen: Einfach ein befreundetes Team einladen und ein Spiel nach dem üblichen Spielsystem in der Liga durchziehen. So könnt Ihr Eure Fähigkeiten sowohl im Einzel als auch im Doppel antesten.

Neben den verschiedenen Wettkampfformen im Training, ist die Teilnahme an TT-Race-Turnieren des BTTV sicherlich auch eine gute Möglichkeit, den Wettkampf ohne Mannschaftsdruck zu üben. Dabei habt Ihr in ca. drei Stunden sechs Einzelpartien und trefft auf Gegner der unterschiedlichsten Klassen. Das Schweizer System sorgt dafür, dass Ihr einige Matches auf Eurem Spielniveau habt.

Ich hoffe Ihr konntet noch die ein oder andere Idee für Euer Wettkampftraining finden. Viel Spaß beim Training!

Alle bisherigen Folgen des Gastblogs:
1. Aufschlag (Teil 1)

2. Aufschlag (Teil 2)

3. Üungen (Teil 1)

4. Übungen (Teil 2)

5. Balleimertraining


Über das Projekt "3T Table Tennis Training"

Werner Sigmund startete das Social-Media-Projekt „3T Table Tennis Training“ im Jahr 2015. Auf Youtube, Facebook und Instagram zeigt Sigmund meist Videoausschnitte vom Vereinstraining. Die Videos sollen nicht die perfekte Schlagtechnik dokumentieren, sondern Ideen fürs eigene Training und einen Beitrag zur Verbreitung von Tischtennis auf den neuen Medien liefern. Für das Projekt wurde Sigmund 2016 als "Butterfly Basistrainer 2016" ausgezeichnet. "Da ich recht spät mit dem Tischtennis gestartet habe und mir vieles selbst erarbeiten musste, macht es mir Spaß, das erlernte Wissen weiterzugeben", sagt Sigmund. Erst Ende 2008 fing der 34-Jährige im Alter von fast 25 Jahren mit dem Tischtennisspielen an. Im Jahr 2009 erwarb er die C-Trainerlizenz beim BTTV, vor drei Jahren die B-Lizenz. Unterstützt wird Sigmund bei 3T Table Tennis Training von seiner  Lebensgefährtin Ági Kókai, die selbst als Spielerin in der 1., 2, und 3. Bundesliga in Deutschland aktiv war und als Trainierin ebenfalls die B-Lizenz besitzt.

Hier findet ihr die Trainingsvideos von 3T Table Tennis Training:

Youtube: https://www.youtube.com/c/3TTableTennisTraining

Facebook: https://www.facebook.com/3Ttabletennistraining

Instagram: https://www.instagram.com/3t_tabletennistraining

Schaubild 1
Schaubild 2
Werner Sigmund (Butterfly Basistrainer des Jahres 2016) und die ehemalige Bundesligaspielerin Ági Kókai sind die Gesichter von "3T Table Tennis Training"

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